Boxenfunk-Verbot Singapur: Was ist erlaubt, was tabu?
Die Rennställe dürfen nicht alles auf ihre Boxentafeln schreiben
Tagelang herrschte unter den Rennställen tüchtig Verwirrung darüber, was denn nun im Detail beim Boxenfunk noch erlaubt ist und was eben nicht. Zur Erinnerung: Die FIA hat zum Singapur-GP eine Einschränkung der Kommunikation verhängt. Gestützt auf Artikel 20.1 des Sportgesetzes muss der Fahrer seinen Rennwagen «alleine und ohne Hilfe» bewegen. Die FIA hatte genug von all den unterstützenden Funksprüchen der Techniker und untersagt grundsätzlich jede Kommunikation, die der Leistungsfähigkeit des Autos dienen. Aber viele Detailfragen waren ungeklärt.
Nun hat Charlie Whiting den Grand-Prix-Teams eine detaillierte Liste dessen geschickt, was künftig am Funk noch erlaubt ist. Interessant: Das Ausweichen auf Informationen mittels der klassischen Boxentafel ist nicht immer möglich. Die neue Direktive von Whiting bestätigt: auch auf die Tafel kann nicht geschrieben werden, was ein Rennstall alles gerne möchte.
Ebenfalls wichtig: Die Verbannung von Informationen bezüglich Reifen und Bremsen ist bis vor den Japan-GP verschoben. Hintergrund – hier muss noch mehr im Detail ausgearbeitet werden, welche Informationen sinnvoll sind.
Whiting hat nochmals betont, dass der Versuch, Nachrichten zu kodieren, besonders im Fadenkreuz der Regelhüter stehen. Warten Sie also nicht auf Nachrichten wie: «Achtung, der Pinguin ist nun im Wasser» oder Ähnliches.
Whiting hat auch bestätigt: Die Einschränkung der Informationen gilt, sobald ein Wagen die Box verlässt, will heissen auch in der Boxengasse und in jedem Training.
Trotz all dieser Erklärungen ist davon auszugehen, dass die Einschränkung des Boxenfunks in Singapur noch sehr viel zu reden geben wird.
Das ist in Singapur verboten (im Funk und auf Boxentafeln)
Sektorzeiten-Details eines Gegners oder wo ein Gegner schneller oder langsamer ist.
Infos über das Anpassen der Antriebseinheit.
Informationen über die Getriebe-Einstellung.
Jede Information über den Benzinfluss, den Benzinstand oder darüber, ob noch Sprit gespart werden muss.
Jede Nachricht bezüglich der Differenzial-Einstellung.
Informationen über die Kupplung, für den Schleifpunkt bei Starts oder Boxenstopps. Untersagt sind auch Informationen über Burn-outs vor dem Start.
Es wird keine Infos mehr über die Bremsbalance oder die Einstellung der elektronisch gesteuerten Hinterradbremse geben.
Ferner ist es untersagt, direkte Fragen zur Technik zu beantworten (wenn der Fahrer etwa wissen will: «Benutze ich die richtige Drehmoment-Elektronik?»).
Jede Nachricht, die kodiert zu sein scheint.
Erlaubt ist in Singapur ...
Eine Quitting des Fahrers, dass er einen Funkspruch verstanden hat.
Details zur Runde oder zu einer Sektorzeit des betreffenden Piloten.
Rundenzeiten-Details des Gegners.
Abstand zum Gegner in Training oder Rennen.
Sprüche wie «Greif nun an», «Fahr härter», «Du fährst gegen xxx» und so weiter.
Erlaubt ist auch Hilfe, was das Verkehrsaufkommen auf der Bahn betrifft, wenn etwa der Fahrer für eine möglichst freie Runde im Qualifying positioniert wird.
Die Warnung, dass der Fahrer einen Platten hat.
Infos zur Reifenwahl beim nächsten Stopp.
Informationen über die Anzahl Runden eines Piloten auf einem Satz Reifen oder auch, welcher Reifen ein Gegner benützt.
Der Hinweis auf Probleme des Gegners mit dessen Fahrzeug.
Infos über die Strategie des Gegners.
Alle Informationen über Flaggensignale entlang der Strecke.
Alle Infos über Vergehen wie neben der Bahn zu fahren, eine Zeitstrafe zu erhalten und so fort.
Hinweise, ob der verstellbare Heckflügel aktiviert oder deaktiviert ist.
Dazu auch Hinweise, ob ein Versagen dieses Systems vorliegt.
Gestattet ist es, über eine Verstellung des Frontflügels beim nächsten Stopp zu sprechen.
Infos über veränderte Pistenverhältnisse (Regen, Trümmerteile und so weiter).
Es ist erlaubt, den Fahrer an seinen Boxenstopp zu erinnern.
Ebenfalls gestattet sind alle Hinweise auf Besonderheiten, die der Fahrer beachten muss (keine weisse Linie überfahren, Waage-Ampel beachten und so fort).