Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Gene Haas: «Viele erwarten, dass wir versagen»

Von Vanessa Georgoulas
US-Unternehmer Gene Haas: «Auch ich werde es wohl erst glauben, wenn ich es sehen werde»

US-Unternehmer Gene Haas: «Auch ich werde es wohl erst glauben, wenn ich es sehen werde»

Selfmade-Millionär Gene Haas spricht über seine Entscheidung, sein Formel-1-Team in Charlotte anzusiedeln und räumt mit Blick auf die Zweifler an seinem Projekt ein: «Es gibt gute Gründe, das Ganze in Frage zu stellen.»

Gene Haas, der mit seinem Rennstall Haas F1 aus Kannapolis ab 2016 in der Formel 1 antreten will, stellte sich in einer Medienrunde den Fragen der Kollegen der Tageszeitungen Observer und USA Today und der Nachrichtenagentur The Associated Press. Auf die Frage, wie er die Formel-1-Spezialisten nach Charlotte locken will, erklärte der US-amerikanische Unternehmer: «Wir waren nicht auf Einkaufstour, sondern haben uns zuerst mit Partnern zusammengetan, die uns unserer Ansicht nach am besten ergänzen. Es dauerte nur schon sechs Monate, bis wir die Partnerschaft mit Ferrari bestimmt hatten. Als wir diese erst einmal fixiert hatten, fügten sich einige Puzzle-Teile zusammen.»

Dass ihn einige Fahrerlager-Dauergäste für verrückt erklärt haben, weil er sein Formel-1-Werk in Nordamerika aufbaut, stört Haas nicht: «Nun, die sind doch alle verrückt. Ich glaube nicht, dass jemand ernsthaft denkt, irgend etwas von dem, was wir machen, sei wirklich verrückt, denn die Formel-1-Teams sind ja alle über Europa verteilt. Ferrari arbeitet in Maranello, die russischen Teams sind in London zuhause und Sauber ist in der Schweiz. Red Bull betreibt sowohl in Grossbritannien als auch in Italien ein Formel-1-Werk. Es ist also nichts Neues, dass die Teams nicht nur im Süden Grossbritanniens zuhause sind.»

Seine eigene Rolle beschreibt Haas folgendermassen: «Die harte Detailarbeit erledigen andere, ich baue in erster Linie maschinelle Werkzeuge, das beschäftigt mich die meiste Zeit. Die Racing-Abteilung ist ein wichtiger Teil meines Geschäfts, aber ich werde nicht jeden Tag im Werk sein.» Der 61-jährige Kalifornier, dessen Firma «Haas Automation» zu den weltgrössten Herstellern von CNC-Fräsmaschinen gehört, weiss: «Es dreht sich alles darum, die richtigen Leute zu finden. Günther Steiner wird der Teamchef des Formel-1-Rennstalls. Er ist dafür verantwortlich, dass am Ende alles passt.»

Amerikanischer Pilot erwünscht

Die Fahrerfrage bereitet Haas keine Kopfschmerzen. Der Mitbesitzer des NASCAR-Rennstalls Stewart-Haas-Racing verrät: «Wir schauen uns derzeit wirklich noch nicht nach einem Fahrer um. Die Silly Season beginnt erst jetzt, wir werden die Situation also nicht vor Ende Jahr einschätzen können. Wir werden uns wohl im Mai oder Juni mit dieser Frage beschäftigen. Und in den nächsten 90 Tagen werden wir wohl herausfinden, wer dann zur Verfügung stehen wird und wer zu welchem Team wechselt.»

Haas sagt auch: «Aus Sicht der Medien und Sponsoren wäre ein amerikanischer Pilot natürlich ein Treffer. Das ist das ultimative Ziel eines amerikanischen Rennstalls. Realistisch gesehen, müssen wir wohl mindestens einen erfahrenen Piloten verpflichten. Der zweite Fahrer könnte ein aufstrebendes Talent aus den USA sein.»

Gene Haas: Keine Zweifel

Seine Entscheidung, in der Königsklasse des Motorsports mitzumischen, hat Haas nicht bereut: «Im Gegenteil, je weiter das Projekt fortschreitet, desto besser fühle ich mich dabei. Es macht aus unternehmerischer Sicht Sinn und auch aus der Racing-Perspektive. Ich bin bei einem erfolgreichen NASCAR-Team an Bord und ich habe dort viel Rennstrecken-Erfahrung gesammelt. Ich habe einen Windkanal, indem wir mit Modellen arbeiten können und ein erfolgreiches Unternehmen, das im Produktionsprozess eingebunden ist. All diese Faktoren weisen darauf hin, dass der Formel-1-Einstieg der nächste Schritt für uns ist.»

Dass viele Fahrerlager-Gäste am Erfolg seines Rennstalls zweifeln, kann Haas verstehen: «Vielleicht müssen die Autos wirklich erst auf die Strecke, damit die letzten Zweifel aus der Welt sind», erklärt er auf Nachfrage. «Es gibt gute Gründe, das Ganze in Frage zu stellen, denn es ist ein grosses Unterfangen. Einige Leute erwarten, dass wir versagen. Diese Skepsis ist ganz natürlich. Auch ich werde es wohl erst glauben, wenn ich es sehen werde», fügt er lachend an.

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