Boykott der kleinen Teams nur verschoben?
Bob Fernley und Monisha Kaltenborn ziehen an einem Strang
Im Vorfeld des Grand Prix der USA in Austin machte ein Gerücht hartnäckig die Runde, dass vielleicht nur 12 Autos am Start stehen könnten. Nach den Absagen von Caterham und Marussia drohten Lotus, Force India und Sauber angeblich, das Rennen zu boykottieren, um gegen die unfaire Gewinnausschüttung in der Königsklasse zu protestieren, die die großen, reichen Teams ganz unverhohlen bevorzugt.
Force-India-Chef Vijay Mallya wollte offiziell zwar nichts davon wissen, sein Teamchef Bob Fernley hatte die Boykottdrohung zuvor aber vor laufenden Kameras bestätigt. Eine Drohung, die sogar den großen Chef, Bernie Ecclestone, auf den Plan brachte, der offen gestand, dass vielleicht Fehler gemacht worden seien.
«Ich weiß, was das Problem ist. Aber ich weiß nicht, ob ich es lösen kann», gestand der 84-Jährige vor versammelter internationaler Presse. «Vielleicht wird das Geld tatsächlich falsch verteilt, und vielleicht ist das meine Schuld. Damals, als wir die ganzen Abkommen mit den Teams gemacht haben, schien es eine gute Idee zu sein.»
Worte alleine genügen den Teams jedoch nicht, um sich zufrieden zu geben. Am Sonntag sagte Fernley, dass der Boykott durchaus am kommenden Wochenende in Brasilien erneut auf der Tagesordnung stehen könnte. «Es wurde zugegeben, dass es ein Problem gibt. Die Frage ist aber, kann es gelöst werden? Für den Moment reicht es, dass es zugegeben wurde, damit wir Fortschritte machen können.»
Berichten zufolge hatte Lotus-Teambesitzer Gerard Lopez, der nur sporadisch bei den Rennen vor Ort ist, eine führende Rolle bei der Organisation des Boykotts, und der Luxemburger warnte ebenfalls, dass das Thema noch nicht ausgestanden sei. «Es wird interessant sein zu beobachten, was sich in dieser Richtung in den nächsten Wochen tut.» Bis zum Rennen in Brasilien müsse «eine Lösung her», sagte Lopez und bis zum Finale in Abu Dhabi ein Vertrag. Ansonsten gäbe es einen Boykott.
Einige Insider wollen wissen, dass sich die drei Teams sogar an die EU wenden könnten, um die Legalität der von den großen Teams dominierten Strategiegruppe untersuchen zu lassen. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass es dazu wirklich kommen wird. Vielmehr werden sich die Diskussionen weiter hinziehen, da auch Ecclestone zugeben musste, dass er nichts gegen die großen Teams ausrichten könne.
«Wir machen nichts, weil wir es nicht können. Wir sind an Regularien und Verträge gebunden. Früher hätten wir uns an einem Tisch zusammen gerauft. Heute aber werden sich die modernen Kerle über nichts einig. Weil sie sich alle jemand anders gegenüber verantworten müssen», schimpfte er. «Das Problem bei vielen Regeln und Verträgen ist, dass man nicht langfristig denkt», meinte der Brite und erklärte, die großen Teams müssten eben «ihre Verträge zerreißen.»
Zumindest eine Idee hat Ecclestone aber – zumindest vorläufig – verworfen: Dass die Teams künftig drei Autos einsetzen sollten. «Vergesst die drei Autos, keiner kann sich zwei leisten», sagte er in Austin.