Superbike-WM: Toprak Razgatlioglu sieht schwarz

Toprak zweifelt an erfolgreicher Titelverteidigung

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu (re.) mit seiner Crew

Toprak Razgatlioglu (re.) mit seiner Crew

Lediglich BMW-Star Toprak Razgatlioglu konnte einem Ducati-Quintett im ersten Rennen der Superbike-WM 2025 auf Phillip Island Paroli bieten. Der Türke wiederholt seine Kritik an der Regeländerung.

Fünf Ducati in den Top-6: Die Übermacht des italienischen Herstellers auf Phillip Island ist erdrückend. Verkommt nach der MotoGP- auch die Superbike-WM zu einer Ducati-Meisterschaft?

Die Panigale V4R war auf der sehr speziellen Rennstrecke in Südaustralien schon immer herausragend; und mit Nicolo Bulega, Alvaro Bautista, Danilo Petrucci, Scott Redding und Andrea Iannone hat das Werk aus Bologna fünf extrem starke Fahrer.

Aber wie weit die Antagonisten auf einer Yamaha, Bimota, Honda oder Kawasaki zurückliegen, macht keine Freude.

Lediglich das BMW-Duo Toprak Razgatlioglu und Michael van der Mark konnte die Ducati-Piloten aufmischen, wobei der Niederländer in der neunten Runde auf Platz 5 liegend in der ersten Kurve einen Highspeedabflug hatte.

Toprak konnte ein Ducati-Quartett niederringen, hatte gegen den überragenden Bulega aber nicht den Hauch einer Chance und kreuzte mit 4,811 sec Rückstand den Zielstrich. Nach 7 von 20 Runden lag der Italiener bereits 6,2 sec voraus, anschließend fuhr er nur noch mit «99 Prozent», wie es Nicolo schmunzelnd formulierte.

«Ich bin Racer, ich gebe niemals auf und kämpfe», nannte Toprak die Ingredienzien, die für seinen zweiten Platz notwendig waren. «Zu Rennbeginn war ich nicht schnell, fand keinen Rhythmus. Nach dem Boxenstopp fühlte sich das Motorrad deutlich besser an, ich hatte mehr Grip am Hinterrad. In den letzten Runden rutschte mein Motorrad nur noch und Alvaro kam immer näher. Schlecht war das nicht, aber ich bin am Limit.»

Wäre der Weltmeister ohne den vorgeschriebenen Boxenstopp mit Reifenwechsel in größeren Schwierigkeiten gewesen, fragte SPEEDWEEK.com nach. «Ja, aber das wäre den anderen auch so gegangen. Nur Bulega war sehr stark, wir anderen waren sehr ähnlich.»

Schaut man sich ausschließlich die Ergebnisse an, mag sich manch einer fragen, worüber sich Toprak beschwert: Er qualifizierte sich für Startplatz 2 und wurde auf der für ihn schlechtesten Strecke im Kalender Zweiter.

«Wenn ich sage, dass das Motorrad nicht funktioniert, dann sage ich das, weil wir nicht so schnell sind wie letztes Jahr», erklärte der 57-fache Laufsieger. «Wir sind langsamer. Würde ich mich wie auf dem letztjährigen Bike fühlen, könnte ich Bulega im Rennen vielleicht easy folgen – vielleicht auch nicht. Jetzt fahre ich die ganze Zeit am Limit, mein Bike rutscht ständig, ich suche nach Grip und pushe maximal, um es zu fahren. Leicht ist das nicht, das ist sehr schwierig. Ich habe nichts mehr in der Tasche und werfe alles in die Waagschale.»

Bevor Ende März in Portimao Europa-Auftakt ist, findet zwei Wochen zuvor auf gleicher Strecke ein zweitägiger Test statt. «Dafür brauche ich Neuerungen», betonte Razgatlioglu. «Von außen betrachtet versteht man das wahrscheinlich nicht, aber für mich ist auf dem Motorrad alles anders, seit die Regeln geändert wurden.»

Stand heute ist es mit dem diesjährigen Homologationsmodell unmöglich, den Titel erfolgreich zu verteidigen?

«Es sieht so aus, als wäre das hart für mich», räumte der Red-Bull-Sportler mit der Startnummer 1 ein. «Ich weiß nicht, wie es auf den Strecken in Europa aussehen wird. Im Moment sieht es für mich so aus, als würde es nicht einfach, gegen Bulega zu kämpfen. Wenn die Dorna Kämpfe sehen möchte, dann brauche ich mein altes Motorrad wieder. Wenn es so bleibt, wie es ist, dann wird Bulega immer allein vorne fahren. Die jetzige Balance ist nicht gut, es muss sich etwas ändern. Bulega wird auch in Europa stark sein, er ist sehr stark.» Und meinte zur Verabschiedung mit triefendem Sarkasmus: «Ich hoffe, alle genießen es, wie es jetzt ist.»

Hintergrund seiner Beschwerde ist, dass Promoter Dorna am 20. Januar das Reglement geändert hat, weshalb es BMW jetzt nicht mehr erlaubt ist, den Spezialrahmen aus dem Vorjahr zu verwenden.

Ergebnis Superbike-WM 2025, Phillip Island, Rennen 1:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Nicolo Bulega (I) Ducati
2. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW + 4,811 sec
3. Alvaro Bautista (E) Ducati + 5,108
4. Danilo Petrucci (I) Ducati + 6,813
5. Scott Redding (GB) Ducati + 6,986
6. Andrea Iannone (I) Ducati + 7,548
7. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 8,892
8. Alex Lowes(GB) Bimota + 9,588
9. Axel Bassani (I) Bimota + 11,035
10. Sam Lowes (GB) Ducati + 13,429
11. Xavi Vierge (E) Honda + 15,661
12. Dominique Aegerter (CH) Yamaha + 18,039
13. Ryan Vickers (GB) Ducati + 29,734
14. Tetsuta Nagashima (J) Honda + 42,501
15. Bahattin Sofuoglu (TR) Yamaha + 42,730
16. Tarran Mackenzie (GB) Honda + 55,663
-. Remy Gardner (AUS) Yamaha
-. Michael vd Mark (NL) BMW
-. Garret Gerloff (USA) Kawasaki
-. Tito Rabat (E) Yamaha
-. Yari Montella (I) Ducati
Superbike-WM 2025: Stand nach 1 von 36 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Nicolo Bulega (I) Ducati 25
2. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW 20
3. Alvaro Bautista (E) Ducati 16
4. Danilo Petrucci (I) Ducati 13
5. Scott Redding (GB) Ducati 11
6. Andrea Iannone (I) Ducati 10
7. Andrea Locatelli (I) Yamaha 9
8. Alex Lowes(GB) Bimota 8
9. Axel Bassani (I) Bimota 7
10. Sam Lowes (GB) Ducati 6
11. Xavi Vierge (E) Honda 5
12. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 4
13. Ryan Vickers (GB) Ducati 3
14. Tetsuta Nagashima (J) Honda 2
15. Bahattin Sofuoglu (TR) Yamaha 1

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