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Formel-1-Regeln 2015: Sinnvolle und sinnfreie Lösung

Von Mathias Brunner
Reifenwärmer wird es in Bahrain auch weiterhin zu sehen geben, F1-Tests aber nicht

Reifenwärmer wird es in Bahrain auch weiterhin zu sehen geben, F1-Tests aber nicht

Unlängst hat der FIA-Weltrat die unbeliebten doppelten Punkte (wie beim WM-Finale 2014 in Abu Dhabi) aus dem Reglement geworfen. Stehende Neustarts werden überhaupt nicht erst eingeführt.

Weltweit waren die Formel-1-Fans auf die Barrikaden gegangen, genützt hat es nichts: Zum WM-Finale 2014 wurden doppelte Punkte verteilt. Es wird bei diesem einen Mal bleiben – der FIA-Weltrat hat anlässlich seiner Sitzung in Doha die unbeliebte Lösung wieder aus dem Formel-1-Reglement gestrichen. Ebenfalls vom Tisch sind stehende Re-Starts. Rennpromoter Bernie Ecclestone versprach sich davon mehr Spektakel, die Teams hatten Sicherheitsbedenken abgemeldet – und setzten sich durch.

Als Folge des schweren Unfalls von Jules Bianchi anfangs Oktober in Japan wird das so genannte virtuelle Safety-Car eingeführt (begrenztes Tempo auf der Bahn, auch wenn das Führungsauto nicht draussen ist).

Änderungen im Strafenkatalog: Ist an einem Auto nach Ertönen des 15-Sekunden-Signals noch ein Teammitglied zu sehen, muss der betreffende Fahrer aus der Boxengasse starten. Tut er das nicht, wird eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe verhängt.

Abgeschafft ist jene Strafe, die Sebastian Vettel in Texas einen Start aus der Boxengasse bescherte: für eine komplett neue Antriebseinheit werden künftig Strafrückversetzungen für jede einzelne Antriebseinheit-Komponente ausgesprochen.

Lässt ein Team seinen Fahrer auf unsichere Art und Weise losfahren (ein so genannter «unsafe release»), droht eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe. Auch wer wissentlich in einem unsicheren Auto unterwegs ist (wenn etwa ein Rad nicht richtig festgezurrt wurde), kann zusätzlich bestraft werden.

Das Mindestgewicht der Autos inklusive Pilot und Betriebsmittel beträgt neu 702 Kilo (2014: 691 Kilo, 2013: 642 Kilo). Die Erhöhung um elf Kilo zielt darauf, dass grössere und schwerere Fahrer nicht für ihren Körperbau bestraft werden.

Änderungen vom Juni schon vergessen?

Was der FIA-Weltrat schon im Juni vor dem Österreich-GP verabschiedet hatte, sollte jedoch nicht vergessen werden. In Doha wurde das mit keiner Silbe erwähnt, doch für die Saison 2015 ist es von grosser Bedeutung. Also frischen wir unser Wissen kurz auf.
Im Reglement verankert ist, dass Vorsaisontests nicht ausserhalb von Europa stattfinden dürfen. Die Testfahrten in Bahrain 2014 waren schlicht zu teuer. 2015 wird daher in Jerez probegefahren (1. – 4. Februar), dann zwei Mal in Barcelona (19. – 22. Februar sowie 25. Februar bis 1. März).

Testfahrten innerhalb der Saison gibt es nur noch zwei (statt vier), zu je zwei Tagen. An zwei dieser insgesamt vier Tage müssen Nachwuchsfahrer am Lenkrad sitzen.

Die so genannte Parc-fermé-Regel (wenn die Renner unter FIA-Aufsicht nicht mehr angerührt werden dürfen) gilt neu nicht mehr nach dem Abschlusstraining, sondern schon nach dem dritten freien Training. In der Theorie können grössere Teams auf Probleme im dritten freien Training flexibler fürs Qualifying reagieren als kleinere Rennställe. Das soll mit der neuen Parc-fermé-Regel unterbunden werden.

Das für 2015 angedachte Verbot von Reifenwärmern ist vom Tisch. Niemand hatte das Argument ernst genommen, wonach sich dadurch viel Geld sparen lasse. Reifenhersteller Pirelli hatte nach entsprechenden Versuchen Sicherheitsbedenken angemeldet.

Die befohlene Nachtruhe für Mechaniker ist am Freitag auf sieben Stunden erhöht worden, ab 2016 wird sie acht Stunden betragen.

Eine (im Gegensatz zu den Reifenwärmern) echte Sparmassnahme: Die Teams dürfen nur noch in einem Windkanal arbeiten (Force India beispielsweise hat sich dazu entschlossen, bei Toyota in Köln zu entwickeln).

Die Schleifblocke am Unterwagen der Renner müssen künftig aus leichterem und weniger teurem Material bestehen. Viele Teams hatten hier bislang Wolfram verwendet – wegen seiner enormen Dichte. Die Schleifblöcke müssen zudem besser gesichert sein.

Auch richtungsweisend: Die Frist für eine Regeländerung (sportliche wie technische) ohne einhelliges Ja ist nicht mehr der 30. Juni, sondern der 1. März (will heissen: für Änderungen 2016 müssen die Regeln bis März 2015 feststehen). Auch diese Änderung soll Geld sparen. Denn verhindert wird damit, dass bis Juni in Entwicklungen investiert wird, die aufgrund einer Änderung im Reglement auf dem Alteisenhaufen landen.

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