Robert Manzon: Letzter Fahrer der Saison 1950 tot
Aus Frankreich hören wir: Robert Manzon ist tot – der frühere Werksfahrer von Gordini wäre am kommenden 12. April 98 Jahr alt geworden. Mit Manzon ist der letzte Grand-Prix-Fahrer verstorben, der in der Formel-1-Premierensaison 1950 im Einsatz war. Manzon, der alleine bei sich zuhause lebte, fühlte sich vor einigen Wochen nicht wohl und pendelte seit längerem zwischen Zuhause und Krankenhaus. Nach der jüngsten Einlieferung verlor er in der vergangenen Nacht das Bewusstsein, um nicht wieder aufzuwachen.
Als die Formel 1 1950 aus der Taufe gehoben wurde, war der in Marseille geborene Manzon einer der Jüngeren am Start und doch ein motorsportlicher Spätzünder: Erst mit 29 Jahren bestritt er sein erstes Autorennen, bei der «Coupe des Alpes», mit einem Simca-Cabrio. Bei Sportwagenrennen machte er sich schnell einen Namen, besonders dann, als er etablierten Stars wie Tazio Nuvolari, Achille Varzi oder Gigi Villoresi auf die Nerven fiel.
Autobauer Amédée Gordini wurde auf ihn aufmerksam und machte ihn zum Werksfahrer. In den folgenden Jahren und in der Formel 1 sollte Manzon Gordini treu bleiben – bis auf die Saison 1954, als er für die Ecurie Rosier und den Werksrennstall Ferrari-Renner lenkte.
In der Formel 1 hatte es Gordini nicht leicht: gegen die Werksrenner von Alfa Romeo, Ferrari, Maserati und Mercedes standen die Franzosen weitgehend auf verlorenem Posten, und das prägte auch die Karriere von Manzon.
Dennoch kann sich die Erfolgsausbeute des Franzosen sehen lassen: Drei Mal aus Reihe 1 in einen Formel-1-WM-Lauf gegangen, drei Mal auf dem Siegerpodest (Dritter in Belgien 1952 und Frankreich 1954), fünf Mal in den Punkten (damals gab es nur für die ersten Fünf Punkte), WM-Sechster 1952. Im gleichen Jahr kosteten ihn nachlassende Bremsen in Le Mans den Triumph beim 24-Stunden-Rennen.
1956 hatte Manzon nach vielen Enttäuschungen die Nase voll und trat zurück (bestritt zum Abgewöhnen allerdings noch einige Sportwagenrennen).
Im Januar 2014 sagte Manzon: «Ich hatte das grosse Glück, in einer fabelhaften Ära Rennen zu fahren. Es war eine andere Welt als heute. Damals ging es primär nur darum, überhaupt eine Zielflagge zu sehen. An Punkte dachte man überhaupt nicht. Rennfahren war reines Vergnügen, und der Kommerz war noch nirgens. Die meisten von uns mussten damals unsere Autos selber kaufen, sie kosteten ein Vermögen. Heute erhalten die Fahrer die Autos umsonst und verdienen ein Vermögen.»
«Alles steht auf dem Kopf: Die heutigen Fahrer beenden ihre Karrieren teilweise zu einer Zeit als wir unsere eben erst begannen. Die Rennen sind ungleich sicherer geworden. Ich habe elf Rennfahrer um mich herum sterben sehen, im Schnitt einer pro Saison. Aber wenn ich die Chance hätte, würde ich erneut die Karriere eines Rennfahrers anstreben. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.»