Formel-1-Zukunft: Der kleinste gemeinsame Nenner?
Die Formel-1-Autos sollen wieder 2000 mm breit sein dürfen – das war 1997 letztmals erlaubt
Sinkende Zuschauerzahlen und leere Tribünenränge an vielen GP-Rennwochenenden haben die Formel-1-Entscheidungsträger aufgerüttelt: Die Teamchefs sind sich einig, dass die Renner dramatischer aussehen müssen. Das soll vor allem durch eine Erweiterung der maximalen Fahrzeugbreite von derzeit 1800 mm auf 2000 mm passieren. Das war letztmals 1997 erlaubt. Auch tiefere Heckflügel sollen die Boliden wieder aggressiver aussehen lassen. Dazu sollen breitere Hinterreifen die Optik weiter verbessern.
Und damit nicht genug: Die Teamchefs wollen auch mehr Power. Die aktuelle PS-Zahl soll von rund 850 auf 1000 PS hochgeschraubt werden. Wie Letzteres geschehen soll und wann die Änderungen durchgesetzt werden sollen, ist noch unklar. Denn in diesen Punkten sind sich die Teamchefs uneinig. Genau diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Treffens der Technik-Chefs der Rennställe am Freitag. Sie müssen ein Regelwerk für 2016 entwerfen, das beim Treffen der Formel-1-Kommission am 17. Februar vorgelegt werden kann.
Das Problem: Während Red Bull Racing für eine möglichst frühe Umsetzung der Auto- und Reifenänderungen plädiert, will Mercedes noch etwas Zeit gewinnen, um die Bedürfnisse der jungen Fans genau zu analysieren und zu sehen, ob die geplanten Änderungen wirklich dem entsprechen, was die nächste Generation von Formel-1-Liebhabern wünscht. Denn einige glauben, dass vor allem die älteren Semester der Fangemeinde sich die Optik der 90er-Jahre zurückwünschen.
Auch fürchtet Mercedes zu grosse Auswirkungen auf die Saison 2015, da bei einer erneuten drastischen Regeländerung die Entwicklung des aktuellen Autos möglichst früh eingestellt werden würde, um alle Ressourcen auf die neuen Regeln zu konzentrieren. Natürlich dürfte auch die aktuelle Stärke der Silberpfeile ein Grund für die Haltung der Mercedes-Entscheidungsträger sein.
Die Kollegen von BBC.com zitieren eine Quelle, wonach die Position von Red Bull Racing beim letzten Treffen der Formel-1-Strategiegruppe die Mehrheit der Stimmen bekommen haben soll. Mercedes, Ferrari, Red Bull Racing, McLaren und Williams sind ständige Mitglieder der Strategie-Gruppe. Als «Best of the Rest» darf in diesem Jahr auch Force India einen Vertreter schicken. Jedes Team hat bei Entscheidungen eine Stimme, während die Vertreter der Rechteverwalterin FOM und des Automobilweltverbands FIA je sechs Stimmen abgeben dürfen.
Ein Teamchef soll die geplanten Regeländerungen als kleinsten gemeinsamen Nenner bezeichnet haben, auf den sich die Teamverantwortlichen einigen konnten. Das klingt nicht gerade nach der idealen Lösung und spricht für den Wunsch von Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff, erst die Bedürfnisse der Fans zu ermitteln, bevor erneut alles umgekrempelt wird.