Maurizio Arrivabene: Gute Ferrari-Zeiten wenig wert
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene: «Wintertestzeiten sollten niemanden überraschen»
Das ist mal ganz etwas Anderes: Kimi Räikkönen bei einem Test mit so etwas wie einem Lächeln im Gesicht. Normalerweise macht der Weltmeister von 2007 ein Gesicht, als ob nicht nur die Milch um Morgenmüsli sauer war.
Nein, der Finne ist vom ersten Testtag gestern angetan – zweitschnellste Zeit hinter Pastor Maldonado: «Es hat sich bestätigt, was ich schon in Jerez vermutet hatte. Das ist ein total anderes Auto, eine ganz andere Geschichte als 2014. Das Team arbeitet gut zusammen und hat ein sehr nettes Fahrzeug hinbekommen. Ich bin überzeugt, dass wir – wenn wir so weiter arbeiten wie bisher– unsere Ziele erreichen werden.»
Diese Ziele heissen: Ferrari muss 2015 wieder siegfähig sein. Der letzte GP-Sieg geht auf Barcelona 2013 zurück, mit Fernando Alonso am Steuer ...
Aber Testzeiten sind Testzeiten. Der langjährige Mercedes-Rennchef Norbert Haug sagt generell über das Schattenboxen in Spanien: «Für das Training gibt es keine Punkte. Wenn alle Test-Weltmeister auch Formel-1-Weltmeister geworden wären, dann sähe die Formel 1 ganz anders aus.»
Dennoch ist in italienischen Blättern ein Anflug von Euphorie zu spüren. Es ist immer gleich südlich der Alpen: Läuft es gut, wird schon von Siegen gesprochen und mittelfristig auf den WM-Titel geschielt, läuft es weniger gut, werden Sündenböcke gesucht. Derzeit steht der Stimmungsbarometer auf hoch.
Der neue Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene ist zu lange in diesem Geschäft, um sich von Testzeiten Sand in die Augen streuen zu lassen
Im Gegensatz zum ersten Wintertest in Jerez verfolgt der Italiener aus der Rennstadt Brescia (Stichwort Mille-Miglia) die Probefahrten vor Ort. Auch Technikchef James Allison und Mattia Binotto, Leiter der Motorenabteilung, sind am Circuit de Barcelona-Catalunya an der Arbeit. Arrivabene hat bereits mehrere Sitzungen mit den Technikern hinter sich, um sich ein Bild machen zu können. Was er gehört hat, ist ermutigend.
Aber Arrivabene hält den Ball trotzdem flach: «Wintertestzeiten sollten niemanden überraschen. Es ist noch viel zu früh, eine Einschätzung der Lage vorzunehmen. Was ich aber spüre – es herrscht eine hervorragende Stimmung im Team. Das ist wichtig. Ich bin weiterhin sicher, dass man dieser Truppe einfach wieder frische Motivation einhauchen und die Fachkräfte in Ruhe arbeiten lassen muss, dann lässt sich Grosses erreichen.»