Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Kräfteverhältnis: Enthüllen die Reifen die Wahrheit?

Von Mathias Brunner
Der Schnellste in Barcelona: Nico Rosberg

Der Schnellste in Barcelona: Nico Rosberg

Nach dem Barcelona-Test ist für die meisten Insider im Fahrerlager klar: Mercedes liegt vor Williams. Die Fragen sind: Wer kommt danach? Und wie gross sind die Abstände?

Das geflügelte Wort lautet: Zahlen lügen nicht. Doch genau das taten sich jahrelang im Rahmen der Wintertests. Viele Rennställe brauchten auf die Schnelle noch Geldgeber, also wurde teilweise untergewichtig gefahren, um Testbestzeiten zu bolzen. Ein gutes Beispiel war einst der Rennstall von Alain Prost – im Winter Weltmeister, in den Rennen unter ferner liefen.

Heute gehen die Teams eher in eine andere Richtung: sie wollen nicht glänzen, sie wollen eher vertuschen. Meist wird das mit einer beträchtlichen Menge Kraftstoff im Tank getan.

Rundenzeitenvergleiche mit der harten und mit der mittelharten Mischung sind aussagekräftig, was die Konstanz des Fahrzeugs angeht. Aber sie sagen weniger aus, wie schnell ein Auto wirklich ist. Vielleicht helfen uns da drei Tabellen weiter – die Bestzeitenliste der letzten vier Barcelona-Tage sowie die jeweiligen Teambestzeiten auf den weichen und superweichen Pirelli. Denn mit diesen beiden Mischungen wird in der Regel nicht ständig mit viel Sprit an Bord gefahren.

Barcelona-Test 2, alle Bestzeiten

1. Nico Rosberg (D), Mercedes, 1:22,792 min (Freitag)
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:23,022 min (Samstag)
3. Valtteri Bottas (FIN), Williams-Mercedes, 1:23,063 min (Sonntag)
4. Felipe Massa (BR), Williams-Mercedes, 1:23,262 (Samstag)
5. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari, 1:23,276 (Samstag)
6. Sebastian Vettel (D), Ferrari, 1:23,469 (Sonntag)
7. Felipe Nasr (BR), Sauber-Ferrari, 1:24,023 (Sonntag)
8. Carlos Sainz (E), Toro Rosso-Renault, 1:24,191 (Samstag)
9. Romain Grosjean (F), Lotus-Mercedes, 1:24,200 (Samstag)
10. Marcus Ericsson (S), Sauber-Ferrari, 1:24,477 (Samstag)
11. Max Verstappen (NL), Toro Rosso-Renault, 1:24,527 (Sonntag)
12. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing-Renault, 1:24,638 (Sonntag)
13. Nico Hülkenberg (D), Force India-Mercedes, 1:24,939 (Samstag)
14. Sergio Pérez (MEX), Force India-Mercedes, 1:25,113 (Sonntag)
15. Kevin Magnussen (DK), McLaren-Honda, 1:25,225 (Samstag)
16. Jenson Button (GB), McLaren-Honda, 1:25,327 (Sonntag)
17. Daniil Kvyat (RUS), Red Bull Racing-Renault, 1:25,947 (Donnerstag)
18. Pastor Maldonado (YV), Lotus-Mercedes, 1:26,705 (Freitag)

Die schnellsten Zeiten auf Pirelli weich

1. Nico Rosberg, Mercedes, 1:22,792
2. Felipe Massa, Williams-Mercedes, 1:23,500
3. Kimi Räikkönen, Ferrari, 1:23,983
4. Felipe Nasr, Sauber-Ferrari, 1:24,071
5. Daniel Ricciardo, Red Bull Racing-Renault, 1:24,574
6. Romain Grosjean, Lotus-Mercedes, 1:24,681
7. Carlos Sainz jr., Toro Rosso-Renault, 1:24,761
8. Kevin Magnussen, McLaren-Honda, 1:25,225
9. Nico Hülkenberg, Force India-Mercedes, 1:25,639

Die schnellsten Zeiten auf Pirelli superweich

1. Valtteri Bottas, Williams-Mercedes, 1:23,063
2. Kimi Räikkönen, Ferrari, 1:23,276
3. Felipe Nasr, Sauber, 1:24,023
4. Romain Grosjean, Lotus-Mercedes, 1:24,067
5. Carlos Sainz jr., Toro Rosso-Renault, 1:24,191
6. Nico Hülkenberg, Force India-Mercedes, 1:24,939
7. Jenson Button, McLaren-Honda, 1:25,327
(Mercedes und Red Bull Racing nicht auf weichster Mischung unterwegs)

Üblicherweise verstecken sich die Fahrer ja gerne hinter der Behauptung, man konzentriere sich auf die eigene Arbeit und achte gar nicht so sehr auf die Gegner. Das ist natürlich Quatsch. Ebenso Quatsch wie die Aussage von Technikern, man wisse nicht, was die Konkurrenz so mache. In Wahrheit sammeln die Teams auch über die Gegner Daten, sie analysieren ihre Dauerläufe, rechnen Zeiten und Laufdauer hoch, spielen Modell mit unterschiedlichen Spritmengen durch. Die Wahrheit ist: die hellsten Köpfe der Branche wissen sehr wohl, wo sie selber und auch die anderen stehen.

Die Fahrer machen aus der Situation sowieso kein Geheimnis. Jenson Button sagt: «Die Mercedes ist unfassbar schnell.» Und Daniel Ricciardo meint sogar: «Mercedes fährt in einer anderen Dimension.»

Die Stunde der Wahrheit schlug am Freitagnachmittag kurz gegen fünf, als Nico Rosberg im neuen Silberpfeil eine Zeit auf weichen Reifen fuhr, die nicht mehr unterboten werden sollte. Auch nicht von Piloten mit superweichen Reifen, die – gemäss Pirelli – zwischen fünf und sieben Zehntelsekunden bringen sollten, je nach Auto.
Hinter Mercedes folgt Williams, die einen Kampf mit Ferrari und Red Bull Racing zu erwarten haben. In Sachen Motorisierung liegt Mercedes vor Ferrari und Renault. Doch für Ferrari spricht ein gutes Handling in schnellen Kurven, für Red Bull Racing beispielhaft gleichmässige Dauerläufe. Ist der Wagen von Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat ein Reifenflüsterer? Der Williams glänzt in langsamen und mittelschnellen Ecken.

Hinter diesen Rennställen klafft eine Lücke zu Lotus (verwirrenderweise im zweiten Barcelona-Test besser unterwegs als beim letzten), Sauber, Toro Rosso, McLaren-Honda und Force India. Die Reihenfolge hier ist kaum festzulegen und wird von Rennstrecke zu Rennstrecke variieren.

Der Abstand von Mercedes auf den Rest der Welt bestätigte sich auch in den Dauerläufen.

Weltmeister Lewis Hamilton sagt: «Der neue Mercedes fühlt sich vom Handling an wie der alte, er ist nur schneller.»

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