Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Teamchef Toto Wolff: «Mercedes hat nie geblufft»

Von Mathias Brunner
Toto Wolff: «Im Fall Deutschland-GP können wir höchstens Vermittler sein»

Toto Wolff: «Im Fall Deutschland-GP können wir höchstens Vermittler sein»

Der Steuermann von Weltmeister Toto Wolff über den WM-Kampf 2014 und 2015, über Mercedes als Retter des Deutschland-GP, über seine Fahrer und über die Zukunft der Formel 1.
Toto, ist es korrekt, dass ihr euren beiden Fahrern wie 2014 freie Fahrt lässt?

Ja, das ist absolut richtig.

Gab es bei den Testfahrten Aspekte, die Rückschlüsse auf die Konkurrenz zulassen?

Testfahrten sind Testfahrten. Was wir gesehen haben – Williams hat eine sehr solide Arbeit gemacht, das Auto ist schnell und standfest. Wir haben gesehen, dass Ferrari einen Schritt nach vorne gemacht hat. Und Red Bull Racing sollte man nie abschreiben. Es sind also die üblichen Verdächtigen vorne.

Wir stehen kurz vor einer Saison, in der nicht klar ist, ob Mercedes einen Heim-GP haben wird. Gibt es keine Möglichkeit, dass sich Mercedes für das Heimrennen stark macht?

Es ist nicht die Aufgabe des Daimler-Konzerns, sich in die Verhandlungen zwischen den GP-Organisatoren und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone einzuschalten. Natürlich ist der Deutschland-GP wichtig für uns. Aber wir spielen hier eher die Rolle des Vermittlers.

Wo stehen wir in Sachen Vertragsverlängerung mit Lewis Hamilton?

Es hat sich eigentlich nichts geändert. Das ist für uns ein wichtiges Thema. Aber wir haben uns keine Frist gesetzt, denn Fristen setzen dich unter Druck. Unsere Gespräche verlaufen positiv, das zeigt auch die Tatsache, dass keiner von uns mit einer anderen Partei gesprochen hat. Es liegt noch an Details. Das Ziel besteht darin, die Verlängerung so bald als möglich zu erreichen.

Wie schwierig ist es, die beiden Vollgastiere Rosberg und Hamilton zu managen?

Weniger schwierig als man denken würde. Wir haben eine sehr offene und durchsichtige Informations- und Gesprächskultur. Das heisst jedoch nicht, dass wir immer alle der gleichen Meinung sind.

Was gibt es in Sachen Motorentwicklung zu sagen?

Ah, die endlose Diskussion um die so genannten Token ... Als die Regeln von Ferrari in einer neuen Art interpretiert wurden, haben alle Motorenhersteller die Chance erhalten, ihre Antriebseinheiten über die zuvor gültige Frist von Ende Februar hinaus zu entwickeln. Das erschliesst auch uns frische Möglichkeiten. Ich bin nicht sicher, ob ich mit euch teilen will, wieviele der erlaubten Token, also Wertmarken wir einlösen, aber so viel kann ich sagen – wir haben da schon etwas Raum, um im späteren Verlauf der Saison noch zuzulegen.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat angeregt, in der Formel 1 die Verwendung von Windkanälen zu verbieten. Was sagst du dazu?

Das war mir neu. Mein letzter Stand war, dass sie zu V8-Saugmotoren zurückkehren wollen. Aber vielleicht ist ihm diese Idee gekommen, als er die Daten von den Wintertests gesehen hat ... Nein, ernsthaft: Wir machen hier Formel 1, nicht GP2. Wir haben hier keine Mono-Marke wie die IndyCars. Wir sprechen hier von der Spitze des Motorsports. Windkanäle gehören zur Arbeit der Formel 1 so wie sie bei der Entwicklung von Serienautos nicht wegzudenken sind. Natürlich müssen wir ständig an der Kosteneffizienz arbeiten, aber wir müssen auch daran denken, dass wir hier nicht nur die Weltmeisterschaft der Fahrer haben, sondern auch einen Wettbewerb der Ingenieure. Es ist der Formel 1 nicht geholfen, wenn man die Windkanalarbeit verbietet. Die Arbeit an der Aerodynamik gehört zur DNA des Sports.

Ferrari hat eine Designstudie dessen gezeigt, wie die Formel 1 der Zukunft aussehen könnte. Was denkst du darüber?

Ich finde, der Sport braucht keine Revolution. Wir reden ständig über neue Regeln, über andere Motoren, über verändertes Aussehen der Autos, aber vielleicht sollte das alles gar nicht im Mittelpunkt stehen. Als Weltmeister sind uns die gegenwärtigen Regeln natürlich ganz recht, aber wir sind auch für eine Diskussion offen, wie die Formel 1 der Zukunft aussehen könnte. Ich mag diesen Studien-Ferrari, aber ich bin nicht sicher, ob das noch ein Formel-1-Renner ist. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht auf einmal Sportwagen haben.

Was sagst du zur Rückkehr von Marussia als Manor und zur Tatsache, dass die keinen einzigen Meter zurückgelegt haben?

Ich finde es fabelhaft, dass sie die Kurve gekriegt haben. Unser Sport wird so oft schlechtgeredet, da ist es riesig, dass jemand ein solches Comeback schafft. Die Tatsache, dass dieses Team es nach Australien geschafft hat, verdient grössten Respekt. Ich weiss nicht, auf welchem technischen Stand genau sie sind oder wie ihr Ziel für dieses Wochenende aussieht. Dass sie nicht konkurrenzfähig sein werden, ist klar. Wie weit sie kommen, kann ich nicht sagen. Ich wünsche ihnen jedenfalls viel Glück.

Ihr wirkt hochüberlegen. Müssen wir davon ausgehen, dass ihr die Konkurrenz in Grund und Boden fahrt?

Davon gehen wir selber nie aus. Es gibt so viele Fragezeichen, angefangen bei der Standfestigkeit. Man darf sich seiner Sache nie sicher sein. Wir hatten 2014 ein überlegenes Auto, aber es gab keinen einzigen Grand Prix, in dem wir geblufft haben, in dem wir absichtlich langsamer gefahren wären. Ich gehe nicht davon aus, dass wir pro Runde eine Sekunde vor der Konkurrenz liegen und im Rennen auf und davon fahren. Das wird nicht passieren.

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