Daniel Ricciardo: «Du fährst wie deine Grossmutter»
Red Bull Racing-Star Daniel Ricciardo freut sich auf die anstehenden Rennen in Shanghai und Bahrain
Daniel Ricciardo, was ist für dich das Beste an Shanghai?
Die Stadt ist ziemlich cool, vor allem die Märkte sind eine Offenbarung: Die scheinen mehr Technik zu haben als ich je gedacht hätte. Ich wohne dort in Strecken-Nähe, deshalb bin ich bloss einen Tag in der Stadt, um einzukaufen und auszugehen. Ich habe in den vergangenen Jahren einige nette Restaurants entdeckt. ich mag die lokale Küche.
Was ist das Besondere am Shanghai International Circuit?
Das Fahrerlager - es ist gigantisch! Man muss ein Sportler sein, um dort eine Runde zu drehen. Die Strecke selbst ?bezeichne ich als sehr technisch, die Kurven 1 bis 3 sind lang und technisch. Ich glaube nicht, dass es im WM-Kalender eine ähnliche Passage gibt. Und die Strecke fordert vor allem die Vorderräder stark.
Der Rundkurs in Shanghai hat auch die längste Gerade des Formel-1-Kalenders…
Ja, es ist eine lange Gerade. Man kann eine Dose Red Bull trinken in der Zeit, die man braucht, um sie zu durchfahren. Ich hörte einige Fahrer klagen, dass sie ziemlich langweilig ist. Ha! Wenn die denken, dass die Gerade in einem Formel-1-Auto langweilig ist, sollten sie diese mal in einem Formel BMW-Auto fahren. Ich fuhr hier als Knirps, mit grossem Lockenkopf und viel Enthusiasmus, und ihr könnt mir glauben, ich hätte mir auf der Geraden ein Buch geschnappt, wenn eins in Reichweite gewesen wäre…
In den vergangenen Jahren sorgte der starke Reifenabbau für Diskussionen, vor allem die Lebensdauer der weicheren Option-Mischung wurde eher in Kurven denn in Runden gemessen. Wie fühlt sich das im Cockpit an?
Das ist schon sehr extrem – doch das ist mir lieber als wenn ein Reifen drei Runden braucht, um auf Temperatur zu kommen. Der Umstand, dass die Reifen von Anfang an funktionieren, ist super. Im Qualifying fährst du die Runde aus der Box wie deine Grossmutter, weil du verzweifelt versuchst, die Reifen nicht vor der ersten fliegenden Runde zu ruinieren.
Nach dem GP in Shanghai steht das Rennen in Bahrain an. Worauf freust du dich an diesem Wochenende?
Wir sind dort im wohl coolsten Hotel der Saison untergebracht. Ich habe Manama noch nie richtig gesehen, wir wohnen dort auch in Strecken-Nähe und unser Hotel hat seinen eigenen Strand. Das Wetter ist grossartig und somit perfekt, um dort vor dem Rennwochenende einige Tage zu trainieren und zu entspannen.
Es geht das Gerücht um, dass du in Sakhir eine Strecke lieber magst als den Bahrain International Circuit…
Ha! Ja, es gibt gleich neben dem Rundkurs eine Kart-Strecke. Im vergangenen Jahr konnten wir dort während der Testfahrten mit den Strecken-Mitarbeitern einige Runden drehen – natürlich in unseren Rennanzügen und Helmen, und wir versuchten, so cool wie möglich dabei auszusehen. Das war ziemlich gut.
Und ?wie gefällt dir der GP-Kurs?
Dort drehte ich einst meine wohl beste Qualifying-Runde. Ich verbinde also einige nette Erinnerungen mit Sakhir. Auf einer Runde fehlt der Wow-Faktor ein bisschen, doch im Rennen sieht es etwas besser aus. Der letztjährige GP war eines der besten Rennen. Man kann dort überholen und dass es nun ein Rennen in die Dämmerung hinein ist, macht das Ganze etwas interessanter, weil man die Reifen richtig einschätzen muss. Es ist also eine gute Strecke, um einen GP zu fahren. Sie umfasst einige knifflige Ecken. Die Kurve 10 ist eine lenken-lenken-bremsen-bremsen-Angelegenheit. Sie ist sehr technisch, und wenn man sie richtig hinbekommt, fühlt es sich gut an. Aber der Kurs hat nichts Überwältigendes.