Nico Hülkenberg (Force India): Poker in Montreal?
Nico Hülkenberg
Nico Hülkenberg mag Montreal, aber Montreal mag den Force-India-Piloten erst seit einem Jahr: Dreizehnter 2010, Zwölfter 2012, Ausfall 2013, erst 2014 gab es endlich ein Erfolgserlebnis für den Wahl-Monegassen auf dem kanadischen Strassenkurs von Montreal: Rang 5. Hülkenberg sehnt sich nach einem Erfolgserlebnis, denn seit dem siebten Platz beim WM-Auftakt in Melbourne im März fährt der Emmericher leere Kilometer – Rang 14 in Malaysia, Ausfall in China, Platz 13 in Bahrain, nur Rang 15 in Spanien, undankbarer Elfter in Monaco. Diese Serie muss endlich enden.
Nico ärgert sich noch immer über Monaco: «Die Kollision mit Alonso in der ersten Runde hat mich einen Frontflügel und damit ein gutes Ergebnis gekostet. Auf Montreal freue ich mich besonders, weil das Pistenlayout den Qualitäten unseres Autos entgegenkommen sollte. Montreal ist eine Power-Strecke, und da sind wir mit Mercedes wunderbar gerüstet. Du brauchst aus den langsamen Ecken heraus auch eine gute Traktion, da sehen wir auch nicht so schlecht aus. Ferner musst du für eine schnelle Runde einen Ritt über die Randsteine wagen, da brauchst du eine gute Fahrzeugbalance, und du musst dich nahe an die Mauern heran driften lassen, ohne es zu übertreiben. Wir fahren in Kanada mit der gleichen Reifenkombination wie in Monte Carlo, damit kamen wir im Fürstentum sehr gut zurecht.»
Grosser Unterschied zwischen Monaco und Montreal: gegenwärtig ist es in der kanadischen Stadt recht kühl (14 Grad), aber zum Wochenende hin sagen die Meteorologen bis zu 30 Grad voraus – wie wird sich das auf den Reifenverschleiss auswirken?
Die Reifen sind nicht nur thermisch mehr belastet: der Stop-and-go-Charakter von Montreal belastet die Walzen auch in Längsrichtung stark. Pirelli-Rennchef Paul Hembery: «Wir erleben in Kanada oft atemraubende Rennen, weil sich die Pistencharakteristik von Montreal auf keine andere Bahn umsetzen lässt. Das Wetter kann recht unberechenbar sein, wir haben zwischen Dauerregen und Hitze-GP alles erlebt. Unsere superweiche Mischung sollte mit den Verhältnissen gut zurecht kommen, weil wir sie auf weniger Blasenbildung und Körnen ausgelegt haben. Die Teams wissen jedoch: in Kanada muss man in Sachen Reifenstrategie Flexibilität zeigen können.»
Der Haftungsgrad besonders am ersten Tag ist traditionell niedrig und nimmt mit Samstag und dann am Sonntag mit zunehmender Renndauer zu. 2014 haben die Teams unterschiedliche Strategien verwendet, zudem gab es zwei Safety-Car-Phasen.
Nico Hülkenberg hielt nur einmal an, und sein Poker ging auf: er war der bestplatzierte Fahrer mit dieser Strategie und wurde mit Rang 5 belohnt. Dazu musste Reifenflüsterer Hülkenberg allerdings 41 der 70 Runden mit der weichen Mischung zurücklegen.