Kunden-Teams chancenlos? Pat Symonds: «Stimmt nicht!»
Pat Symonds (Bildmitte, mit den weissen Haaren) mit Felipe Massa (im Auto)
Vor kurzem hat McLaren-Chef Ron Dennis behauptet: «Erfolg ist in der Formel 1 heute nur noch dann möglich, wenn man Partner eines Automobilherstellers oder Werks-Team ist.» Umkehrschluss: Als normaler Motorenkunde sind Siege ein Ding der Unmöglichkeit. «Mr. Red Bull» Dietrich Mateschitz bestätigt im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com: «Du bekommst den Motor, der gut genug ist, um deinen unmittelbaren Konkurrenten Punkte wegnehmen zu können. Er wird aber niemals gut genug sein, um jenes Werksteam schlagen zu können, das dir diesen Motor liefert. Mit so einem Kundenmotor wirst du nie mehr Weltmeister.»
Was sagt die Statistik?
2014 haben nur zwei Rennställe in der Formel 1 gewonnen – Mercedes und Red Bull Racing-Renault.
2013 holte RBR 13 Siege, Lotus einen, Mercedes drei, Ferrari zwei.
2012 war die Vielfalt noch grösser: Sieben Siege für McLaren-Mercedes, einer für Williams, sieben für RBR, drei für Ferrari, einer für Mercedes, einer für Lotus.
Aber selbst nach dem Schritt in die Turbo-Ära kann Williams-Technikchef Pat Symonds Ron Dennis nicht beipflichten: Williams ist ein Kunde von Mercedes, gemäss Ron Dennis könnte Williams also nicht siegfähig sein.
Symonds sagt: «Während ich zugeben muss, dass Mercedes und Ferrari im ersten Saisondrittel der Saison 2015 die Nase vorn hatten, so bin ich nicht der Ansicht, dass ein Kunden-Team zum Vornherein zur Erfolglosigkeit verdammt ist. Ich glaube, bei Ron Dennis ging es eher darum dazulegen, wieso McLaren sich mit Honda zusammengetan hat. Vielleicht ging es auch darum, die Sponsoren davon zu überzeugen, dass dieser Schritt der Richtige gewesen ist, um eines Tages wieder zu gewinnen.»
«Aber die Logik von Ron Dennis hat einen Fehler. Er hat vergessen, dass er 2009 Hauptpartner von Mercedes war, das Mercedes-Kundenteam BrawnGP jedoch Weltmeister geworden ist. Das zeigt: das ist machbar. Wieso sollte uns das also nicht auch gelingen?»
Ein Kritiker würde nun einwenden: auch die Logik von Pat Symonds hat einen Fehler. Denn BrawnGP profitierte damals von einer mehr als einjährigen Entwicklungszeit des Autos und dem Kniff des Doppeldiffusors.
Symonds betont, dass Williams das gleiche Material erhalte wie es in den Silberpfeilen stecke: «Wir arbeiten überaus eng mit Mercedes zusammen. Wir haben das ganze Rennwochenende über Sitzungen mit den Motorenexperten, wir haben Videokonferenzen, wenn wir nicht am gleichen Ort sind. Es ist im Interesse von Mercedes, dass nicht nur das Werksteam gut da steht, sondern auch die Kunden konkurrenzfähig sind.»