Formel 1 in Le Mans: Technisch machbar? Schnapsidee?
Nicht erst seit Nico Hülkenbergs Triumph beim ersten Einsatz in Le Mans schielt die Formel 1 zum berühmtesten Langstreckenrennen der Welt. Lotus-Technikchef Nick Chester hat sich überlegt: Wenn die Formel 1 als Ganzes schon nicht nach Le Mans ausrücken kann – die Strecke besitzt keine GP-Homologation – wieso dann nicht ein einzelnes Auto an die Sarthe bringen? Ein Formel-1-Renner beim 24 Stunden-Rennen von Le Mans: ist das technisch machbar oder eine Schnapsidee von Chester?
Der Engländer argumentiert: «Grundsätzlich hat sich die Formel 1 vom Reglement her dem Langstreckensport angepasst – wir haben heute Motoren und Getriebe, welche eine Renndistanz in Le Mans aushalten würden.»
Zur Erinnerung: Einst waren die Formel-1-Kraftwerke ganz auf Sprintdistanzen ausgelegt. Das frühere Reglement erlaubte es sogar, noch zum Rennen einen frischen Motor einzubauen, der dann lediglich knapp 300 Kilometer halten musste, mehr nicht.
Und in Le Mans? Nico Hülkenberg legte bei seinem Sieg in Le Mans zusammen mit Nick Tandy und Earl Bamber 395 Runden à 13,629 Kilometer zurück, was einer Renndistanz von 5.383,455 Kilometern entspricht.
Beim Formel-1-Wintertest in Jerez und Barcelona kam bei Mercedes ein (zugegeben, zwischendurch umgebauter) Mercedes-Motor zum Einsatz, der mehr als 6.000 Kilometer bewältigte. Sergio Pérez bestritt die ersten sechs GP-Wochenenden der Saison 2015 mit dem gleichen Motor.
Nick Chester weiter: «Ich bin der Überzeugung, dass viele Teile im modernen GP-Renner inzwischen von einer Haltbarkeit sind, welche sich leicht auf ein 24 Stunden-Rennen umsetzen lassen würden. Die früher verwendeten V8-Saugmotoren und auch die Getriebe hätten das nie ausgehalten. Es wäre aus Sicht des Technikers eine reizvolle Herausforderung, einen Formel 1 aufs Le-Mans-Reglement anzupassen und dann die 24 Stunden in Angriff zu nehmen.»
Wie aufregend in GP-Renner im Langstrecken-Look aussehen könnte, das hat beispielsweise Red Bull mit dem Modell X1 bewiesen, das für das PlayStation3-Spiel «Grand Turismo 5» entworfen und dann als 1:1-Showcar gebaut wurde.
Während Chester die technische Seite für machbar hält, stellt sich die Frage: Welches GP-Team würde die finanzielle und logistische Herausforderung annehmen, ein Auto entsprechend anzupassen?
Letztlich dürfte dieses schöne Gedankenmodell an diesem Punkt scheitern.