Fernando Alonso (McLaren-Honda): Strafe, 2015 abhaken
Fernando Alonso
Für viele kam der WM-Titel von Jenson Button im BrawnGP-Renner wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Aber zwei Faktoren ebneten dem Engländer den Weg zum Titel: sein Auto war mit dem Saugnapf namens Doppeldiffusor ausgerüstet, einem herrlichen Technikkniff. Und, noch wichtiger: Ross Brawn konnte damals das neue Auto gut ein Jahr lang entwickeln, weil Honda die Entwicklung des erfolgsarmen 2008er Auto einstampfte und überdies das Jahr 2009 finanzierte. Ross Brawn hatte üppig Mittel zur Verfügung und konnte sich aufs folgende Jahr konzentrieren, eine Idealsituation.
Oft haben wir in den letzten dreissig Jahren erlebt, wie ein Team die Entwicklung am aktuellen Rennwagen einfror, weil er einfach nicht schnell genug war. Die Ressourcen wurden dann aufs folgende Jahr umgepolt. Aber derzeit ist es nicht mehr so einfach: wir haben ein stabiles Reglement von 2015 auf 2016.
Dennoch hat McLaren-Honda-Pilot Fernando Alonso angeregt: haken wir die unglückliche Saison 2015 ab und richten den Fokus auf 2016. Der Wunsch des Spaniers ist nachvollziehbar: er ist noch immer ohne Punkte, McLaren-Honda ist eine glatte Enttäuschung, zuletzt mit einem Doppelausfall in Kanada.
Fernando Alonso steht kurz vor einer Strafe, denn in seinem McLaren-Renner steckt schon der vierte Verbrennungsmotor. Jenson Button hat sogar schon die fünfte MGU-H (Energierückgewinnung vom Lader) und den fünften Turbolader an Bord, daher musste er in Montreal in der Startaufstellung zurück.
Alonso meint daher, es sei vielleicht eine gute Idee, sich ab jetzt auf die kommende Saison zu konzentrieren. «So lange es der Entwicklung dient, würde ich sogar in Kauf nehmen, in jedem Rennen aus der Boxengasse loszufahren», sagt der Champion von 2005 und 2006. Intern spricht Alonso davon, dass er die ganze Saison 2015 sowieso als Vorbereitung auf 2016 sehe.
Aber Alonsos Stallgefährte Button erwidert: «Das mit dem Abschreiben der Saison funktioniert so nicht, weil wir ein stabiles Reglement haben.» Anders gesagt: Was am derzeitigen Wagen ausprobiert wird, ist Grundlage für die kommende Saison. Zudem lässt sich die bei McLaren erhebliche Entwicklungsmaschine nicht einfach aufhalten, wenn sie mal angeworfen ist. Um zu wissen, ob man für 2016 auf dem richtigen Kurs ist, müssen die Evo-Teile der laufenden Saison ausgelotet werden.