Indy 500-Sieger Juan Pablo Montoya: GP-Fahrer faul?
Indy-500-Sieger Juan Pablo Montoya
Die Formel 1 soll attraktiver werden, darüber sind sich alle einig. Nur über die Wege zum Ziel, da gehen die Meinungen weit auseinander. Gute oder mindestens gut gemeinte Vorschläge hat jeder zu bieten, auch Juan Pablo Montoya (39), von 2001 bis 2006 in der Formel 1, zuvor und danach im IndyCar-Sport tätig, im Mai holte sich der Penske-Fahrer zum zweiten Mal nach 2000 den Triumph beim Indy 500.
Der siebenfache GP-Sieger aus Kolumbien sagt im Gespräch mit meinem Kollegen James Allen (www.jamesallenonf1.com) anlässlich der FIA-Sportkonferenz in Mexiko: «Wenn die die Temperatursensoren an den Reifen entfernst und nur jene für den Reifendruck übrig lässt, dann bin ich ganz sicher – der Sport würde schlagartig um zehn Prozent besser. Der GP-Fahrer heute ist faul. Das ist kein Gefühl. Sie sehen, dass die Temperaturen zu hoch sind und nehmen Tempo raus. Reifenschonen, Bremsenschonen – wenn du die ganzen Temperaturmessungen rausnimmst, dann muss der Fahrer wieder mehr Gespür für seinen Wagen aufbauen. Und wenn du zu hart fährst, dann bauen die Reifen oder die Bremsen eben ab.»
«Fahrer und Techniker haben zu viele Informationen. Es ist in Ordnung, mit diesen Informationen im Training zu arbeiten, aber im Rennen sollte der Fahrer darauf keinen Zugriff haben. Der Pilot muss sich wieder viel mehr auf seinen Instinkt verlassen können. Und dann können sich überdurchschnittlich talentierte Fahrer auch wieder besser einbringen.»
Bei einigen derzeitigen Argumenten muss der Südamerikaner schon ein wenig schmunzeln: «Wir fahren seit zehn Jahren nicht mehr auf dem Speed, den wir damals in der Formel 1 hatten. Aber ein Mangel an Geschwindigkeit ist erst dann zum Thema geworden, als die Rennwagen anfangs 2014 leiser wurden. Die Fans haben das miteinander verknüpft – leiser bedeutet langsamer. Ich gebe zu: etwas Tempo dürften die GP-Renner schon aufnehmen, aber langsam sind sie nun weissgott nicht. Im übrigen nimmt die Power im Laufe der Jahre mit dieser Motorenformel sowieso zu.»
«Man muss mit mehr Tempo vorsichtig sein, denn schnellere Autos sind auch schwieriger zu überholen. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, den Fahrzeugen mehr Abtrieb zu verpassen, ohne jedoch das Leben des Verfolgers zu erschweren.»
Erstaunlicherweise ist Montoya ein Fan der neuen Turbo-Formel 1: «Die Technik ist wirklich der Hammer, aber wie es scheint, lässt sich diese Botschaft nur schwer dem Fan vermitteln. Es gibt so viele coole Aspekte dieser Turbomotoren, aber irgendwie scheinen das nicht alle GP-Anhänger zu verstehen.»
Montoya findet es gut, dass ab 2016 die jungen Piloten Leistungsnachweise erbringen müssen, um in den Besitz des Formel-1-Führerscheins namens Superlizenz zu kommen: «Der Grund für die ganzen Nachwuchsklassen ist doch, dass du Schritt um Schritt die Leiter hochklettern musst. Das soll dich auf die GP-Karriere vorbereiten. Nun hüpfen sie blutjung in einen Formel 1 – und kommen damit zurecht. Das zeigt nur, dass der Schritt von den unteren Kategorien zum GP-Sport nicht gross genug ist. Als ich Formel 1 fuhr, da waren wir zehn bis zwölf Sekunden pro Runde schneller als ein GP2-Auto, der Schritt war massiv.»