Formel 1 in Deutschland: Sind Fans verantwortlich?
Da ist noch Platz: Der Deutschland-GP in Hockenheim lockte 2014 nur 52.000 Fans an die Strecke
Am 31. Juli beginnt der Ticketverkauf für den Deutschland-GP, der im nächsten Jahr nach einer Zwangspause wieder Teil der Formel-1-WM sein soll. Die diesjährige Absage traf die deutsche Motorsport-Gemeinde hart, schliesslich blickt man in Deutschland auf eine beachtliche Formel-1-Geschichte von 73 GP zurück – so viele wie in keinem anderen Land.
Doch die finanziellen Querelen des Nürburgrings und die damit verbundene Verspätung machten eine Austragung auf dem Hockenheimring unmöglich. Zu gross erschien das Risiko nach den schlechten Zuschauerzahlen von 2014.
Hockenheim-Geschäftsführer Georg Seiler stellte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur denn auch nochmals klar: «Wir brauchen nächstes Jahr ein gut gefülltes Haus, damit die Formel 1 eine Zukunft hat.» Und er betont: «Klar ist auch, wenn es weitere Rückgänge gibt, muss die Formel 1 überdacht werden.»
Damit schiebt Seiler die Verantwortung auf die deutschen Formel-1-Fans ab, denn diese zeigten bei der letzten Austragung 2014 mit 52.000 Besuchern am Rennsonntag eine vergleichsweise bescheidene Präsenz – und lösten damit eine Diskussion um eine allfällige Königsklassen-Krise in Deutschland aus. Auch F1-Chefpromoter Bernie Ecclestone erklärte gewohnt unverblümt, dass die Fans aus Deutschland «lausig» seien.
Auch wenn sich die Organisatoren und Grossverdiener einig sind, dass die Fans für die Zukunft der Formel 1 in Deutschland verantwortlich sind, darf die Frage gestellt werden, ob das Problem wirklich auf der Seite der Fans zu suchen ist – und nicht etwa bei den Veranstaltern. Denn wenn man sich die erfolgreicheren Formel-1-Rennwochenenden anschaut, die immer noch viele Zuschauer an die Strecke locken, sind klare Unterschiede zu erkennen.
So fällt das Rahmenprogramm in Deutschland vergleichsweise bescheiden aus: Während andernorts ganze Städte schon Wochen vor dem Rennen dem GP-Fieber verfallen und den Fans auch abseits der Strecke ein Spektakel bieten, kam während des jüngsten Rennwochenendes in Deutschland ausserhalb des Streckengeländes nicht viel GP-Zirkusatmosphäre auf.
Das Argument, dass ein umfangreiches Entertainment-Programm ohne öffentliche Gelder finanziell nicht realisierbar ist, klingt angesichts der möglichen – auch privaten – Finanzierungsmodelle wie eine Ausrede. Wieso spannt man dafür nicht etwa mit externen Veranstaltern zusammen, wie das andernorts der Fall ist?
«Da muss alles passen, sonst können wir das Buch zuschlagen», erklärte Seiler, und das klingt wie eine Drohung. Es bleibt zu hoffen, dass diese nicht nur die Fans erreicht, sondern auch die Verantwortlichen wachrüttelt. Sie müssen schnell neue Wege finden, um wieder mehr Motorsport-Begeisterte an die Strecke locken können – um ihren Beitrag zur Formel-1-Zukunft in Deutschland zu leisten.