Bernie Ecclestone, Verkauf Formel 1: Schall und Rauch
Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt
Bernie Ecclestone hat also erklärt, die Formel 1 könnte noch in diesem Jahr neue Besitzer bekommen. So ziemlich jedermann hat von dieser aufregenden Enthüllung berichtet – ohne jedoch irgendwelche Mittel zu haben, die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte überprüfen zu können. Denn Bernie ist die einzige Quelle.
Heutzutage ist das so: Wenn Ecclestone sagt, die Welt habe die Form eines gigantischen Kuchens, mit einer riesigen Kirsche am Nordpol, dann schreibt das garantiert jemand und als Exklusiv-Story obendrein. Im modernen Journalismus sind keine Standards übriggeblieben, die Leute können sagen, was sie wollen, es wird garantiert geschrieben.
Es ist gewiss nicht falsch zu behaupten – die Formel-1-Gruppe könnte verkauft werden. Bernie Ecclestone könnte aber auch in der Lotterie gewinnen. Oder das Monster von Loch Ness könnte eingefangen und zu Fischpastete verarbeitet werden. Aber jetzt mal ehrlich: «Könnte» und «wird», das sind zwei grundverschiedene Worte.
Alles kann verkauft werden, wenn der Preis stimmt, aber aus meiner Erfahrung spricht Bernie Ecclestone nicht aus heiterem Himmel über einen Handel, der noch nicht vollzogen ist. Haben die Leute schon vergessen, dass er süchtig ist nach Verschwiegenheit?
Mein logischer Schluss: Wir stehen einem Handel mitnichten nahe – vielmehr zielen seine Bemerkungen darauf, gewisse Ziele zu erreichen. Ein Leopard wechselt in seinem 85. Lebensjahr seine Flecken nicht.
Nein, diese Bemerkungen sollen ein wenig am Investorenbaum rütteln und schütteln, auf dass vielleicht ein neuer Käufer herunterfällt, dem Angst gemacht worden ist, eine gute Gelegenheit zu verpassen.
Die Tatsache, dass Ecclestone solche Äusserungen macht, nährt bei mir den Verdacht, dass offenbar derzeit niemand Willens ist, den von Mehrheitseigner CVC Capital Partners geforderten Preis zu bezahlen. Das ist keine Überraschung, weil der Wert der Formel 1 sinkt: Weniger TV-Zuschauer wegen des Wechsels aufs Bezahlfernsehen, weniger Sponsoren, politische Instabilität, Beschwerden bei der EU, Gerichtsfälle in Deutschland, Rennen an fragwürdigen Orten und so fort.
Wird also die Formel 1 noch in diesem Jahr verkauft? Nur wenn sich jemand findet, der mehr bezahlt als das Geschäft wert ist. Mit anderen Worten: nein.