MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Andy Cowell: Mercedes 2016 regelmässig über 900 PS

Von Mathias Brunner
Andy Cowell mit Nico Rosberg

Andy Cowell mit Nico Rosberg

​Die Formel-1-Motoren nähern sich schrittweise der magischen 1000-PS-Grenze. Noch immer wird die thermische Effizienz der 1,6-Liter-V6-Turbomotoren Jahr um Jahr verbessert.

Andy Cowell (der am 12. Februar 47 Jahre alt wird) ist seit 2013 Geschäftsleiter von «Mercedes AMG High Perfomance Powertrains», wie die Motor- und Antriebsabteilung des Rennstalls heisst. In Brixworth sind die Weltmeister-Turbomotoren von 2014 und 2015 entstanden. Und es ist unfassbar, was mit den 1,6-Liter-V6-Turbomotoren möglich ist.

Andy Cowell sagt: «Die maximale Leistungsausbeute dieser V6-Turbos, wenn wir 100 Prozent thermische Effizienz erreichen würden, liegt bei 1630 PS, das wäre Perfektion! Und niemand hält uns davon ab, nach Perfektion zu streben. Wie man einem solchen Ziel näher kommt? Mit viel harter Arbeit, innovativen Einfällen und Zeit.»

Thermische Effizienz, das bedeutet einfach gesagt die gewonnene Energie aus dem zur Verfügung stehenden Brennstoff. Die Formel 1 erlebte zur Saison 2014 mit dem Schritt in die neue Turbo-Ära eine der grössten Umstellungen bei den Motoren. Ein wichtiger Schlüsselfaktor in dieser neuen Formel 1-Ära ist die Energieeffizienz. Das Mercedes-Team und Mineralöl-Partner Petronas arbeiteten mehr als drei Jahre lang daran, um gemeinsam eine neue Palette an massgeschneiderten Kraft- und Schmierstoffen zu entwickeln, die einen Leistungsvorteil sorgen sollen.

Andy Cowell über die Arbeit an den Motoren: «In Sachen Leistung lehnen wir uns im Winter nicht jeweils zurück und sagen: „Wir müssen nichts machen, schliesslich sind wir ja die Besten.“ Wir nehmen immer jeden Bereich des Motors unter die Lupe, um mehr Leistung zu finden – wir haben die Verbrennungseffizienz optimiert, wir verwenden andere Öle, um die innere Reibung zu verringern, wir haben die Kühlung verbessert, nicht nur dank anderer Hardware, sondern auch dank anderer Kühlmittel und Schmierstoffe, der V6-Motor wurde noch besser ins Auto eingepasst, dazu gehört auch, dass wir mit dem Gewicht weiter herunter gekommen sind. Alles in allem gibt es nur sehr wenige Teile, die wir von einem Jahr zum nächsten übernehmen.»

Wieso sind Treib- und Schmierstoffe so wichtig?

Die Charakteristiken des brandneuen Petronas Primax-Kraftstoffes und dessen Eigenschaften während der Verbrennung sind entscheidend für eine effiziente, leistungsstarke und zuverlässige Nutzung des Motors. Gleichzeitig spielen Petronas Syntium-Schmierstoffe eine wichtige Rolle für Leistung und Kühlung. Das gilt besonders für die neuen Bereiche wie den Turbolader, der höhere Anforderungen an die Schmiermittel stellt. Um diesen Herausforderungen entgegenzutreten, werden so genannte Fluidtechnik-Lösungen eingesetzt.

Beim Schritt in die neue Turbo-Epoche hat die FIA Vorschriften für eine maximale Spritmenge von 100 Kilogramm im Rennen und den maximalen Benzindurchfluss von 100 Kilo pro Stunde erlassen. Dies bedeutet, dass jede einzelne Komponente des Kraftstoffs mit Blick auf ihren Beitrag zur Performance ausgewählt werden muss. Die Energiedichte – also die Menge an Energie, die in jedem Tropfen Benzin steckt – ist absolut entscheidend. Ein Turbo-Motor mit Direkteinspritzung stellt besondere Anforderungen an die Charakteristiken des Kraftstoffs. Die Mischung aus Benzinmolekülen muss eine ideale Balance aus Effizienz, Leistung und Reinheit erreichen.

Mit Blick auf das Motorenöl war die grösste Herausforderung, die das neue Reglement aufwarf, die Verkleinerung des Verbrennungsmotors von einem 2,4-Liter-V8-Saugmotor auf einen 1,6-Liter-V6-Verbrennungsmotor. Dies führte zu einer erhöhten Literleistung und bedeutet, dass der neue Motor heisser läuft. Öl wird bei höheren Temperaturen dünner. Ein heisserer Motor benötigt ein dickeres Öl, um zu verhindern, dass die Metallkomponenten aneinander reiben und möglicherweise versagen.

Die im Vergleich zum vorhergehenden V8 um 20 Prozent höhere thermische Belastung und die geringere Menge an Öl im Motor (diese wurde von fast sieben Litern beim V8 auf weniger als drei Liter beim V6 reduziert) bedeuten auch, dass das Öl mehr zur Kühlung des Motors beitragen muss. Dafür wird ein dünneres, schneller fliessendes Öl benötigt. Das neue Reglement beschränkt zudem die Spritmenge auf 100 kg pro Rennen, was bedeutet, dass das Öl dabei helfen muss, die Energie zu konservieren, indem es die Reibung minimiert. Auch dafür ist ein Öl mit niedrigerer Viskosität erforderlich.

«Um diese komplexen und im Widerspruch zueinander stehenden Anforderungen zu erfüllen, ist das neue Petronas Syntium-Motoröl eine präzise und ausgeglichene Mischung von fortschrittlichen, dünneren, synthetischen Grundölen, die bei der Kühlung helfen, sowie Polymer-Viskositäts-Verstärkern, die bei höheren Temperaturen eingreifen, um zu verhindern, dass das Öl zu stark ausdünnt», erklärt Andy Cowell.

«Um den gesamten Kraftstoffverbrauch zu verbessern, kommen auch reibungsmindernde Öl-Komponenten zum Einsatz, die es Metalloberflächen vereinfachen, aneinander vorbei zu gleiten. Gleichzeitig wurden Hochleistungszusatzstoffe hinzugefügt, die verhindern sollen, dass sich das Öl bei diesen extremen Bedingungen zersetzt. Mit anderen Worten: Petronas hat ein Motoröl entwickelt, das bei niedrigen Temperaturen dünn ist, aber bei höheren Temperaturen immer noch grossartigen Schutz bietet – eine unglaubliche technische Herausforderung und Leistung.»

Regelmässig über 900 PS

Wo aber stehen wir in Sachen Leistung? Andy Cowell gibt zu, dass die 900-PS-Marke geknackt worden ist. Zum Vergleich: Die alten 2,4-Liter-Saugmotoren erreichten eine thermische Effizienz von 32 Prozent, 2015 stand der Mercedes-Turbo bei 45 Prozent, nun dürfte Mercedes über 50 Prozent kommen. Und die Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende.

Andy Cowell: «Ich sehe da vorderhand keine Grenze. Die Fortschritte werden vielleicht kleiner, aber die Effizienz wird von Jahr zu Jahr besser. Es kommt mir ein wenig vor wie Gold suchen. Meist arbeitest du hart, um nur wenige Krümel zu finden, dann aber stösst du auf einmal auf ein stattliches Nugget. Was wir in Sachen thermischer Effizienz erreicht haben, ist atemraubend. Wir haben von 2014 auf 2015 einen schönen Fortschritt erreicht, und das werden wir von 2015 auf 2016 wohl erneut schaffen. Ich weiss nicht, wo die Grenze ist. Jedenfalls habe ich beim Rundgang im Motorenwerk noch nie einen Mitarbeiter sagen gehört – so, mehr geht nicht.»

Die Fans sind von PS-Zahlen fasziniert. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat das nicht ignoriert. Für 2017 werden PS-Werte von rund 1000 PS angestrebt.

Die wichtigsten Termine

Präsentationen/Roll-out
15. Februar: Roll-out Mercedes (Silverstone, unbestätigt)
17. Februar: Red Bull Racing (in London, Team-Farben)
21. Februar: Präsentation McLaren-Honda (Ort unklar)
22. Februar: Präsentation HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Williams (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Neuer Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)

Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)

Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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