Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Mercedes, McLaren-Honda, Haas: Viele offene Fragen

Von Mathias Brunner
​Die Formel-1-Rennställe sind Profis im Tricksen und Täuschen. Aber was haben wir aus den ersten Bildern der neuen Autos von Mercedes-Benz, McLaren-Honda und Haas F1 gelernt?

Tricksen und Täuschen gehören zur Formel 1 wie Coca zur Cola. Das ist nichts Rufschädigendes, die Rennställe lassen sich einfach nicht so gerne in die Karten gucken. Und so gehört es zum Geschäft, dass Präsentationsbilder zwar nicht lügen, aber eben auch nicht die volle Wahrheit sagen.

Die meisten GP-Teams vermeiden es beispielsweise, Bildwinkel zu zeigen, welche clevere Details enthüllen könnten. Einige Lösungen wie etwa ein Schacht in der Fahrzeugnase werden abgedeckt oder wegretuschiert. Es ist üblich, alte Flügel ans Auto zu hängen, weil man der Konkurrenz das neue Geflügel erst so spät als möglich zeigen will.

Ebenfalls sehr beliebt: Gewisse Flächen am Wagen schwarz einzufärben, das verschluckt Konturen und macht es neugierigen Augen schwieriger, die wahre Form zu erkennen.

An der Teststrecke wird das Versteckspiel weitergehen: Die unsäglichen spanischen Wände werden wieder Hochkonjunktur haben, die Autos bei jeder Rückkehr an die Box sofort dahinter versteckt. Nicht nur zum Ärger der Medienmitarbeiter, sondern vor allem jener Fans, die sich ein Ticket für die Haupttribüne gekauft hatten und nicht in die Box gucken können.

Ist ein Auto auf der Bahn, klicken die Kameras: Nicht nur für Fachpublikationen, sondern auch für die Konkurrenz – Detailbilder der gegnerischen Fahrzeuge liegen innerhalb kürzester Zeit den hellsten Köpfen in den Formel-1-Werken vor. Das Studium der Gegner ist so wichtig wie die Analyse des eigenen Renners. Abgucken gehört ebenfalls zum Geschäft.

Mercedes-Benz, McLaren-Honda und die Neulinge um Teambesitzer Gene Haas haben heute Sonntag ihre neuen Renner gezeigt – oder vielmehr das, was die Techniker knirschend freigegeben haben. Was lässt sich aus den Bildern lernen?

Mercedes: Schon am Montag andere Nase?

Bei Mercedes-Benz stellte sich die Frage: Wie macht man aus dem besten Auto im Feld ein noch Besseres? Die Techniker glauben mit folgenden Änderungen die Antwort auf diese Frage gefunden zu haben.

Die Fahrzeugnase wirkt jener von 2015 verblüffend ähnlich. Das drängt den Verdacht aus: Hier werden wir ein wenig, pardon, an der Nase herumgeführt. Durchaus denkbar, dass bald eine andere Lösung zu sehen sein wird. Schon 2015 wurden Versuche mit einer Abdeckung gemacht, mit welcher ein S-Schacht simuliert wurde.

Bügelflügel und Luftleitelemente seitlich am Cockpit sind frisch geformt. Hier wird versucht, Luftwirbeln im kritischen Bereich der Seitenkasteneinlässe entgegen zu wirken und den Luftfluss um die Kästen herum zu glätten. Bei den Seitenspiegeln fällt auf: Sie sind näher ans Auto gerückt, dazu gibt es auch dort ein Luftleitelement.

Am Einlass der Airbox ist zu sehen, wie die Luft in verschiedene Kühlbereiche geleitet wird. Wie diese Kanäle intern weiterlaufen, erkennen wir leider nicht. Für eine optimierte Kühlung spricht der schlankere Einlass der Seitenkästen und ein ebenso kleiner gestalteter Auslass. Wie bei fast allen Autos ist versucht worden, die Seitenkästen noch kompakter zu gestalten und zum Boden hin extremer zu taillieren.

Luftleitelemente im Bereich der Hinterräder am Boden erinnern an Lösungen von McLaren-Honda und Toro Rosso. Auch hier geht es darum, die Luft in einem kritischen Bereich so gut als möglich zu beruhigen und zu leiten.

McLaren: Kommt der grosse Fortschritt?

McLaren-Honda hat sich viel vorgenommen. In Sachen Aerodynamik wirkt der neue Wagen von Alonso und Button interessant – angefangen bei einer extrem kurzen Nase, welche die S-Schacht-Idee übernimmt. Der Frontflügel selber scheint von 2015 zu sein, also müssen wir uns noch ein wenig gedulden, um mehr zu einer 2016er Lösung sagen zu können. Die Vorderradaufhängung ist aerodynamisch optimiert worden, die Querlenker dienen als Luftleiter.

Der Seitenkastenbereich war schon 2015 aufregend geformt, hier gibt es bisher nicht viel Neues zu entdecken. Das Gleiche gilt für die Form und Grösse der Motorverkleidung. All das deutet darauf hin, dass Honda seinem Partner McLaren bereits im vergangenen Jahr ein überaus kompaktes Aggregat baut, so dass hier nicht viel Raum für Verbesserungen besteht, was die Grösse des V6-Turbo angeht.

Bei den Triebwerken deutet sich an: Sowohl Honda wie auch Ferrari und Mercedes-Benz arbeiten mit je zwei zusätzlichen Ausfpuffrohren. Fehlt uns nur noch Renault.

Zur Erinnerung: Es gibt nicht mehr nur ein Auspuffendrohr wie bisher, sondern die Motoren dürfen mit bis zu zwei zusätzlichen Ausgängen versehen werden – wobei diese Rohre direkt im Bereich des Wastegate-Ventils beginnen und von dort nach hinten führen müssen. Das Wastegate (zwischen Lader und Auspuffkrümmern) tritt dann in Funktion, wenn der Lader weniger stark vom Abgassstrom beschleunigt werden soll. Die Abgase werden abgeleitet und fliessen – ohne Umweg durch den Lader – in die neuen Ausgangsrohre. Das erhöht die Lautstärke.

Der grösste Fortschritt, so die einhellige Meinung im Fahrerlager, muss bei McLaren-Honda nicht vom Chassis kommen, sondern vom Motor.

Haas F1: Keine Ferrari-Kopie

Bevor die ersten Bilder des GP-Renners von Gene Haas auftauchten, glaubten viele: Wir werden einen anders lackierten Ferrari zu sehen bekommen. Aber das stimmt nicht.

Gemäss Reglement sind die Teams verpflichtet, zahlreiche Teile selber zu bauen – Chassis, Nase, Flügel, Motorabdeckung, Seitenkästen, Kühlung und so fort. Unter dem Kohlefaserkleid steckt viel Technik, die 1:1 von Ferrari übernommen worden ist, aber der Haas F1 ist dennoch eigenständig.

Teambesitzer Gene Haas und Technikchef Günther Steiner gingen methodisch vor: Wo es das Reglement erlaubt, wird auf Teile aus Maranello zurückgegriffen. Also Antriebseinheit samt Getriebe und Hinterradaufhängung oder Hydrauliksystem.

Bei der Fahrzeugnase hat sich Ben Agathangelou, der Leiter der Aerodynamikabteilung, eher an Mercedes orientiert als an Ferrari. Das Ergebnis ist sehr hübsch und kommt ohne den hässlichen Knubbel aus, welche viele Autos vorne tragen. Der Buckel in der Nase deutet darauf hin, dass wir bald mit einer S-Schacht-Lösung rechnen dürfen.

Gemessen am Grösse-Null-Konzept von McLaren-Honda wirkt der Haas-Renner im Bereich der Airbox recht voluminös, aber hier herrscht das Prinzip Vorsicht: Es bringt für die Neulinge wenig, im Bereich der Kühlung Trendsetter spielen zu wollen und später mit Überhitzungsproblemen kämpfen zu müssen, wie sie McLaren-Honda zu Beginn der Saison 2015 hatte.

Das Heck orientiert sich, logisch, an Ferrari. Alles in allem wirkt der Haas F1 nicht nur optisch hübsch, sondern auch wie aus einem Guss und sehr gelungen. Das ist kein Vergleich mit der Bastelarbeit, die Dallara 2010 mit dem Hispania Racing Team ablieferte.

Die wichtigsten Termine

Präsentationen/Roll-out
22. Februar: Enthüllung Mercedes (Circuit de Barcelona-Catalunya, 8.15 Uhr)
22. Februar: Enthüllung Force India (Circuit de Barcelona-Catalunya, 08.30 Uhr)
22. Februar: Enthüllung Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya, 08.45 Uhr)
29. Februar: Präsentation Toro Rosso (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Präsentation Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)

Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)

1. Barcelona-Test: So wird gefahren

Mercedes
Montag 22. und Mittwoch 24. Lewis Hamilton
Dienstag 23. und Donnerstag 25. Nico Rosberg

Ferrari
Montag und Donnerstag Sebastian Vettel
Dienstag und Mittwoch Kimi Räikkönen

Williams
Montag und Dienstag Valtteri Bottas
Mittwoch und Donnerstag Felipe Massa

Red Bull Racing
Montag und Dienstag Daniel Ricciardo
Mittwoch und Donnerstag Daniil Kvyat

Force India
Montag und Donnerstag Alfonso Celis
Dienstag Sergio Pérez
Mittwoch Nico Hülkenberg

Toro Rosso
Montag und Mittwoch: Carlos Sainz
Dienstag und Donnerstag: Max Verstappen

Sauber (mit 2015er Auto in neuer Lackierung)
Montag und Dienstag Marcus Ericsson
Mittwoch und Donnerstag Felipe Nasr

McLaren-Honda
Montag und Mittwoch Jenson Button
Dienstag und Donnerstag Fernando Alonso

Manor Racing
Montag und Dienstag Pascal Wehrlein
Mittwoch und Donnerstag Rio Haryanto

Renault
Montag und Dienstag Jolyon Plamer
Mittwoch und Donnerstag Kevin Magnussen

Haas F1
Montag und Mittwoch Romain Grosjean
Dienstag und Donnerstag Esteban Gutiérrez

Formel-1-WM

20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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