Niki Lauda (Mercedes): Die neue Quali-Regel ist dumm
Mercedes-Teamchef Toto Wolff (links) mit Niki Lauda
Ordentlich Tamtam bei der Eröffnung eines Fahrsimulators im Tessiner Mendrisio. Die Organisatoren haben mit der grossen Kelle angerührt und als Ehrengast den Formel-1-Weltmeister von 1975, 1977 und 1984 eingeladen – Niki Lauda. Der Wiener hat sich schon immer ein wenig gegen den Strich verhalten, das zeigt sich auch bei der Pressekonferenz für Journalisten aus der Südschweiz und aus dem nahen Italien: Die Medienrunde beginnt – eine Viertelstunde früher als geplant.
Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-GP-Rennstalls, freut sich so wie Millionen von Fans auf die neue Saison. Aber er spricht gewiss vielen Formel-1-Anhängern aus dem Herzen, wenn er von der Gazzetta dello Sport so zitiert wird: «Die neue Quali-Regel ist dumm. Ich sitze ja in der so genannten Strategiegruppe. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kam und hat uns eröffnet, man müsse den Kampf um den Platz des Trainingsbesten ein wenig lebhafter gestalten. Aber sein erster Vorschlag lautete, die Reihenfolge der ersten Zehn umzudrehen. Der Schnellste hätte als von Startplatz 10 losbrausen müssen, der zweitschnellsten von neun und so weiter. Das fanden wir von Mercedes jetzt nicht besonders verlockend. Also haben wir einem anderen Vorschlag zugestimmt, der Ausscheidungs-Qualifikation. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob bis Australien alles geregelt sein wird. Jedenfalls kann ich mit Sicherheit sagen – die Piloten mögen das neue Quali-Format nicht.»
Apropos Mercedes: Wo sieht der 25fache GP-Sieger seine Silberpfeile? Lauda gibt zur Antwort: «Ich glaube, wir sind noch immer vorne, aber der Vorsprung hat sich verringert. Im vergangenen Jahr waren wir im Schnitt um fünf bis sechs Zehntelsekunden pro Runde schneller als Ferrari, jetzt sind es vielleicht noch zwei Zehntel. Im Laufe der Saison kann alles passieren.»
«Ich glaube, in der WM läuft es auf ein Duell zwischen Mercedes-Benz und Ferrari hinaus. Ich halte Red Bull Racing für schnell, vor allem auf Stadtkursen wie Monte Carlo oder Singapur werden sie uns ärgern können.»
Zu seinem früheren Rennstalls McLaren (wo Lauda 1984 seinen dritten Titel holte) meint der Österreicher: «Im vergangenen Jahr hat McLaren-Honda auf Mercedes und Ferrari zunächst einmal Motorleistung gefehlt. Aber ich erkenne Fortschritte. Ich könnte mir vorstellen, dass sie 2017 wieder bei der Musik sein werden.»
Und wie geht das Duell Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg weiter?
Lauda antwortet: «Es wäre schön für uns, wenn es zu einer dritten Auflage ihres Zweikamps um den WM-Titel käme. Wenn Rosberg an seine Leistungen Ende 2015 anschliessen kann, an diese sechs Poles und drei Siege in Folge, dann wird das sehr interessant. Er und Lewis sind sehr verschieden. Hamilton jettet nach Hollywood, guckt sich den Super-Bowl an oder Modeschauen, aber wenn er ins Rennauto steigt, ist er ganz da. Nico ist superaufmerksam für alle technischen Aspekte. Aber ich bin der Überzeugung, dass auch Sebastian Vettel und Ferrari um den Titel mitfahren können.»
Die Sicherheit ist derzeit ein grosses Thema, angefangen beim Kopfschutz Halo (Heiligenschein), der bei den Wintertests als Attrappe am Ferrari vorgeführt wurde und den drei Viertel der Fans ablehnen.
Niki Lauda dazu: «Es ist immer gut, wenn an der Sicherheit gearbeitet wird. Selbst wenn ich zugeben muss, dass mir der Halo nicht gefällt. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass die ganze Sicherheit die moderne Formel 1 etwas weniger elektrisierend macht. Deshalb arbeiten wir ja für 2017 an schnelleren Autos. Aber für mich ist der wahre Schlüssel der Schwierigkkeitsgrad des Fahrens. Nehmt Max Verstappen: 2015 war sein erstes Jahr in der Formel 1, aber in gewissen Rennen ist er auf Augenhöhe mit den routiniertesten Piloten gefahren. Früher wäre das unmöglich gewesen. Wir müssen es wieder schaffen, dass Formel-1-Fahren richtig schwierig ist.»
Natürlich kommt südlich der Alpen auch die Frage nach der Zukunft von Monza. Niki Laudas Standpunkt ist glasklar: «Monza, Hockenheim, Silverstone, Monaco, die alten europäischen Strecken sind doch das Herz der Formel 1. Ich bin schon froh, dass wir 2016 einen Deutschland-GP zurück haben. Aber wenn wir nur noch in den Bakus oder Abu Dhabis dieser Welt fahren, dann wäre das das Ende der Formel 1.»
Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
Das ist die Formel 1 2016
Team: Mercedes AMG Petronas Formula One Team (D)
Fahrzeug: Mercedes F1 W07 Hybrid
Motor: Mercedes-Benz PU106C Hybrid
Fahrer: 6 Nico Rosberg (D)
44 Lewis Hamilton (GB)
Scuderia Ferrari (I)
Ferrari SF16-H
Ferrari 059/5
5 Sebastian Vettel (D)
7 Kimi Räikkönen (FIN)
Williams Martini Racing (GB)
Williams FW38
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
19 Felipe Massa (BR)
77 Valtteri Bottas (FIN)
Red Bull Racing (A)
Red Bull Racing RB12
TAG Heuer (umbenannter Renault-Motor)
3 Daniel Ricciardo (AUS)
26 Daniil Kvyat (RU)
Sahara Force India Formula One Team (IND)
Force India VJM09
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
11 Sergio Pérez (MEX)
27 Nico Hülkenberg (D)
Renault Sport Formula One Team (F)
Renault RS16
Renault RE16
20 Kevin Magnussen (DK)
30 Jolyon Palmer (GB)
Scuderia Toro Rosso (I)
Toro Rosso STR11
Ferrari 059/4
33 Max Verstappen (NL)
55 Carlos Sainz (E)
Sauber F1 Team (CH)
Sauber C35
Ferrari 059/5
9 Marcus Ericsson (S)
12 Felipe Nasr (BR)
McLaren Honda (GB)
McLaren MP4-31
Honda RA616H
14 Fernando Alonso (E)
22 Jenson Button (GB)
Manor Racing (GB)
Manor MRT05
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
88 Rio Haryanto (RI)
94 Pascal Wehrlein (D)
Haas F1 Team (USA)
Haas VF16
Ferrari 059/5
8 Romain Grosjean (F)
21 Esteban Gutiérrez (MEX)