WM-Punkt für Pole-Position, dazu Streich-Ergebnisse?
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Erich Koch aus Oldenburg wissen: «Ihr habt doch mehrfach über das neue Quali-Format geschrieben, und in schlechter Erinnerung ist mir noch das WM-Finale von Abu Dhabi 2014 mit den doofen doppelten Punkten. Aber unter einigen GP-Freunden ist behauptet worden, solche Kniffe habe es früher auch gegeben. So sei einst der Pilot auf der Pole-Position mit einem WM-Punkt belohnt worden, genauso der Fahrer mit der schnellsten Rennrunde. Überdies hätten im überwiegenden Teil der WM-Historie gar nicht alle Rennen zur WM gezählt. Stimmt das alles?»
Nur teilweise, aber der Reihe nach.
Es ist immer wieder erwogen worden, für die Bestzeit im Abschlusstraining einen WM-Punkt zu vergeben, aber eingeführt worden ist eine solche Regel nie. Das stimmt also nicht.
Anders bei der schnellsten Rennrunde: Von 1950 bis 1959 wurde tatsächlich der Pilot mit der schnellsten Rennrunde mit einem WM-Punkt belohnt, letztmals beim USA-GP in Sebring 1959.
Was nun die Streichergebnisse angeht, so werden erst seit der Saison 1991 alle Rennen fürs Punktesammeln herangezogen. Zuvor konnten die Fahrer ihre schlechtesten Ergebnisse streichen lassen (daher Streichergebnis). Das machte aufgrund einer hohen Ausfallquote auch Sinn. Es galt fürs Schlussergebnis folgende Anzahl Grands Prix:
1950: 4 von 7
1951/1952: 4 von 8
1953: 4 von 9
1954: 5 von 9
1955: 5 von 7
1956/1957: 5 von 8
1958: 6 von 11
1959: 5 von 9
1960: 6 von 10
1961: 5 von 8
1962: 5 von 9
1963–1965: 6 von 10
1966: 5 von 9
1967: 9 von 11
1968: 10 von 12
1969: 9 von 11
1970: 11 von 13
1971: 9 von 11
1972: 10 von 12
1973/1974: 13 von 15
1975: 12 von 14
1976: 14 von 16
1977: 15 von 17
1978: 14 von 16
1979: 8 von 15
(nur die vier besten Ergebnisse aus jeder Saisonhälfte)
1980: 10 von 14
(nur die besten fünf aus jeder Saisonhälfte)
1981: 11 von 15
1982: 11 von 16
1983: 11 von 15
1984–1990: 11 von 16
Zum Glück bleiben uns heute bei der WM solche Rechenspiele erspart. Denn aufgrund der hohen Standfestigkeit der Autos müssten die Stars ziemlich gute Ergebnisse weglassen.
Mit der 11 von 16-Regel wäre Lewis Hamilton mit zehn Siegen und einem zweiten Rang Weltmeister 2015 geworden, mit 268 Punkten. Nico Rosberg hätte sechs Siege und fünf zweite Plätze als beste Ergebnisse zählen lassen und wäre so auf 240 Punkte gekommen.