John Surtees: Lewis Hamilton-Kritik an Halo voreilig
Unter den Grand-Prix-Fahrern ist das von Ferrari bei den Barcelona-Tests versuchte Kopfschutzsystem Halo (Heiligenschein) so umstritten wie unter den Formel-1-Freunden. Sebastian Vettel findet es zwar nicht schön, aber notwendig. Daniel Ricciardo findet, was die Sicherheit erhöhe, habe immer seine Zustimmung.
Nico Hülkenberg hingegen sagt klipp und klar: «Das ist nicht mehr Formel 1.» Aber Daniel Ricciardo meint: «Ich bin nicht der Ansicht, dass man eher ein Held ist, wenn der Halo weggelassen wird. Der Halo ändert den Sport nicht, er ändert den Speed der Autos nicht. Aber er schützt uns besser vor herumfliegenden Objekten. Wer sich hier in die Brust wirft, weil er darauf verzichten will, den verstehe ich nicht, tut mir leid, das ist falsches Heldentum.»
Weltmeister Lewis Hamilton kommentierte auf seinem Instagram-Konto zur Schutzattrappe auf dem Ferrari (um herauszufinden, wie der Halo die Sicht beeinträchtigt): «Bitte nicht! Das ist die hässlichste Modeerscheinung in der Formel-1-Geschichte. Ich schätze das Streben nach mehr Sicherheit, aber das ist Formel 1, und so wie die Autos derzeit sind, ist das in Ordnung.»
Seitens Mercedes wurde betont, dass Hamilton diese Stellungnahme mit niemandem abgesprochen hatte.
Später sagte er in einer Medienrunde im Rahmen des Barcelona-Wintertests: «Ich hoffe, die FIA wird die Möglichkeit eröffnen, dass der Gebrauch eines solchen Kopfschutzes freiwillig ist. Dann werde ich gewiss darauf verzichten.»
In England appelliert nun Rennsportlegende John Surtees, einziger Weltmeister auf zwei und vier Rädern, an die Vernunft seines englischen Landsmannes.
Der inzwischen 82jährige Surtees hat 2009 seinen Sohn Henry verloren, als der aufstrebende Rennfahrer bei einem Formel-2-Rennen in Brands Hatch von einem Rad am Kopf getroffen und dabei tödlich verletzt wurde.
John Surtees sagt gegenüber britischen Medienvertretern: «Lewis könnte vielleicht etwas eingehender über den Halo nachdenken. Und auch darüber, welche Verantwortung er als Formel-1-Weltmeister hat. Er sollte den Halo als Möglichkeit in Betracht ziehen und seinen Beitrag leisten, damit ein solcher Kopfschutz so wenig stört als möglich.»
«Henry wurde von einem Rad getroffen, das 28 Kilogramm wog. Ich glaube, dass er mit einem Halo eine Überlebenschance gehabt hätte. Ich kann die Reaktion von Lewis verstehen. Würde ich selber noch Rennen fahren, ich würde vielleicht ähnlich reagieren. Aber in seiner Position sollte man sich gut überlegen, ob man von Anfang an ein solches System ausschliessen soll.»
«Lewis ist ein herausragender Rennfahrer, seine Meinung zählt etwas. Aus ihm spricht der Traditionalist, der Enthusiasmus, in einem echten Einsitzer Platz nehmen zu wollen, und der ist nun mal offen. Aber das Leben besteht voller Veränderungen, und manchmal sind solche Veränderungen notwendig, selbst wenn einem das nicht gefällt. Vielleicht hat nach den ganzen Vorfällen der Autoverband FIA gar keine andere Wahl mehr, als ein solches Schutzsystem einzuführen.»