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Racing-Raritäten: Beflügelt, aber nicht begnadet

Von Mathias Brunner
Das neue Rätsel «Racing-Raritäten» schickt uns zurück in eine Ära, als noch Saugmotor-Rennwagen um die Kurse heulten und es den Teams gestattet war, mehr als zwei Autos pro Wochenende einzusetzen.

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com.

Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Zur Auflösung der Vorwoche: So auf Tuchfühlung mit den Formel-1-Piloten zu gehen, das war 1973 noch ganz normal in Monaco: Wir zeigten im letzten Rätsel Arturo Merzario mit dem Ferrari 312 B3, der Italiener schied im Rennen wegen fallenden Öldrucks aus.
Noch heute kommen die Fotografen in Monte Carlo den Autos ganz nahe, aber längst sind sie nicht nur durch Leitschienen von den Rennern getrennt, sondern durch hohe Fangzäune. Die Faszination Monaco ist geblieben.

Merzario bekam 1973 davon wenig zu spüren. Der kleine Italiener mit dem grossen Kämpferherz hatte bei 57 Starts selten ein wirklich konkurrenzfähiges Grand-Prix-Auto unterm Hintern. Mit Ferrari reichte es 1973 in Brasilien und Argentinien zu zwei vierten Plätzen, im bewährten Modell 312 B2. Ab Monaco jedoch wurde der klobige B3 eingesetzt, mit dem sich Arturo so schwer tat wie Team-Leader Jacky Ickx.

Der erste B3 wurde als «spazzaneve» (Schneepflug) bekannt – aufgrund seiner seltsamen, schaufelförmigen Fahrzeugnase. Das Auto war vor kurzem beim historischen Monaco-GP unterwegs. Es kam im Rahmen der Formel-1-WM aber nie zu einem Einsatz und diente als Versuchsträger für die Techniker.

Der rennfertige B3 wurde unter der Leitung von John Thompson in England gebaut. Der Wagen erwies sich als katastrophale Kombination: Er war zu schwer, zu langsam und obendrein auch noch unzuverlässig. Der Ferrari war so peinlich langsam, dass Enzo Ferrari eine Auszeit verordnete. Jacky Ickx wurde während dieser Wochen mit einem dritten McLaren Dritter auf dem Nürburgring. Damit war klar: Am Fahrer lag es nicht.

Enzo Ferrari holte im Sommer Mauro Forghieri als Cheftechniker zurück, im Winter brachte er mit Niki Lauda und Clay Regazzoni den B3 auf Vordermann: Ergebnis – Regazzoni hätte mit etwas mehr Weitsicht von Ferrari und ein wenig mehr Glück den WM-Titel 1974 geholt. Lauda holte das 1975 mit dem neuen Ferrari 312T nach.

Arturo Merzario tingelte weiter durch die Formel 1, rettete 1976 auf dem Nürburgring mit einigen Rennfahrerkollegen und Streckenposten Niki Lauda aus dem Feuer.

Der kleine Mann mit dem Cowboy-Hut eroberte seine grössten Siege im Sportwagen: Er triumphierte auf einigen der schwierigsten Kurse der Welt, wie in Spa-Francorchamps (die alte Version) oder bei der Targa Florio (zwei Mal).

Merzario fährt noch heute Rennen und bleibt mit seinem Hut unübersehbar.

Den Monaco-GP 1973 gewann Jackie Stewart im Tyrrell-Ford vor den beiden Lotus von Emerson Fittipaldi und Ronnie Peterson. Der Schotte Stewart stellte mit seinem Sieg die damalige Bestmarke von 25 GP-Erfolgen seines Landsmannes Jim Clark ein. Es war der erste Formel-1-WM-Lauf eines gewissen James Hunt, der drei Jahre später mit McLaren Weltmeister werden sollte. Es war auch jener Grand Prix, in welchem Niki Lauda mit einer beherzten Fahrt im BRM dem grossen Enzo Ferrari auffiel. Jener Lauda, der 1976 gegen Hunt ein unvergleichliches WM-Duell ausfechten sollte. Kleine Welt.

Der Monaco-GP 1973 war auch der erste WM-Lauf im Fürstentum mit der neuen Pistenführung – längere Tunnelpassage, Schikane ums Schwimmbad herum, breitere Boxengasse, Einführung der neuen Rascasse.

Zum neuen Rätsel: Ein guter Blick aufs Auto ist schon mal die halbe Miete. Wir sind zudem in einer Ära, in welcher es den Grand-Prix-Teams erlaubt war, mehr als drei Autos pro Wochenende einzusetzen.

Wer war es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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