«Schnauze voll»: Wird beim Fanboost beschissen?
Der Fanboost steht in der Kritik
Wenn man online abstimmen kann, wird schnell der Ruf nach Manipulation laut. Nach Verfälschungen, Schummeleien, Schiebung. Beim Fanboost in der Formel E ist das nicht anders, die Wahl, mit denen die Anhänger ins Boot geholt werden, stand immer mal wieder in der Kritik, Manipulationen standen immer mal wieder im Raum, Fahrer beklagten fehlende Transparenz.
Inzwischen erneut. Es ist Audi-Pilot Daniel Abt, der das Problem in seinem YouTube-Vlog sehr offen anspricht.
«Ich weiß, dass ihr euch alle den Arsch aufreißt, um für mich beim Fanboost zu voten. Und ich reiße mir den Arsch auf, euch zu aktivieren. Und dann gibt es wieder Fahrer, die es schaffen, zu bescheißen», sagte er. Und bekräftigte: «Ich sage das nicht, weil ich ein schlechter Verlierer bin, sondern weil ich es weiß. Da ist definitiv etwas faul.»
Peng. Ein heikles Thema, keine Frage. Abt hat sein Video inzwischen gelöscht. Aber auch einigen Fans waren Unregelmäßigkeiten aufgefallen, angebliche Bots sollen für plötzliche und seltsame Verschiebungen im Voting-Ergebnis gesorgt haben.
Zum Fanboost: Mit dem Fanboost können Fans für ihren Lieblingsfahrer abstimmen. Die ersten drei Piloten können dann im Rennen auf einen Extra-Schub zurückgreifen, mit dem sie kurzzeitig schneller fahren können. Keine große Sache, aber groß genug, um solch einen Wirbel zu verursachen. Die Wahl ist eine nette Spielerei, um die Fans einzubinden, aber auch nur so lange, wie der Spaß mit rechten Dingen zugeht. Sonst wird das ganze Ding ganz schnell ein Eigentor.
Abgestimmt werden kann ab sechs Tage vor dem Rennen bis sechs Minuten nach Rennstart, dabei gibt es die Möglichkeiten über Twitter, über die Webseite der Formel E oder über die App. Die Wahl wird durch eine externe Firma überwacht. Die Piloten mobilisieren ihre Fans durch die diversen Kanäle wie Twitter, Facebook oder Instagram.
In dieser Saison gewann Abt bei den ersten drei Events einen Fanboost, in Hongkong neben Kamui Kobayashi und Luca Filippi. In Marrakesch kamen Titelverteidiger Lucas di Grassi und Sebastien Buemi in den Genuss, ebenso wie in Chile. Statt Abt wurde dort aber noch Jose-Maria Lopez gewählt, Abt ging leer aus, nachdem er tagelang mit vorne dabei war.
«Wir waren vorne und auf einmal über Nacht kommen da die Fahrer aus dem Nichts heraus und bekommen mega viele Votes. Und die kommen aus zwölf verschiedenen Städten in China», sagte Abt, und mit einer Portion Galgenhumor: «Da haben die offenbar eine richtig geile Fanbase.»
Das Problem bei dem System: Manipulationen sind nur schwer nachzuweisen. «Die Formel E weiß das, kann aber nichts machen, weil sie es nicht beweisen können. Eine Katastrophe», sagte Abt und kündigte an: «Wenn ihr das nicht bis zum nächsten Mal löst, werde ich auch nichts mehr machen, dann habe ich irgendwann auch die Schnauze voll.»