Lächerlich und absurd: Formel E «sah dumm aus»
Valencia: Ein seltsames Podium
Das Bild hat es so in der Formel E noch nicht gegeben: Am Ende eines sowieso schon chaotischen fünften Saisonrennens ging dem Großteil des Feldes die Energie aus.
Die Folge waren Szenen, die an Absurdität und Lächerlichkeit nicht zu überbieten waren. Die Autos schlichen teilweise um den Kurs, um sich noch irgendwie ins Ziel zu retten.
Neun von insgesamt 24 Autos wurden letztendlich gewertet. Der Rest? Schaffte es nicht ins Ziel, wurde disqualifiziert oder war vorher schon ausgefallen. Dass das Energiemanagement auf dem permanenten Kurs in Valencia ein größeres Thema werden würde, war vorher klar.
Doch dass die Formel E damit Schlagzeilen schreiben würde, die ihr eine zweifelhafte Aufmerksamkeit einbringen würden – damit hatte wohl niemand gerechnet. In den sozialen Medien gab es Hohn und Spott gleich kübelweise. Für die Elektro-Rennserie, die die Zukunft des Motorsports sein will, sei das schlicht peinlich, so der Tenor.
Auch die Beteiligten sparten nicht mit Kritik. «Das sah schon ein bisschen dumm aus, um ehrlich zu sein», sagte Mercedes-Pilot Stoffel Vandoorne. «So sollte ein Rennen nicht enden. Du willst eigentlich gutes Racing und Autos, die dicht beisammen liegen.» Er profitierte extrem von dem Chaos am Ende. Der Belgier war wegen einer Strafe sowieso vom letzten Startplatz aus ins Rennen gegangen und lag auch in der hektischen Schlussphase im hinteren Teil des Feldes.
Und das gemeinsam mit Nico Müller, der am Ende sogar Zweiter wurde. «Das war eine sehr komische letzte Runde, das habe ich noch nie zuvor erlebt. Aber ich saß lieber in meinem eigenen Auto als in einem von denjenigen, die versucht haben, ins Ziel zu schleichen. Das ist die Unvorhersehbarkeit der Formel E und das macht sie so spannend», sagte der DTM-Vizemeister.
Auch Audi profitierte, denn René Rast, der eigentlich auch keine Chancen auf Punkte hatte, wurde am Ende Fünfter.
«Die Formel E ist nie langweilig, aber das Rennen geht ganz sicher in die Geschichte ein», sagt Teamchef Allan McNish. «Erstens ist Valencia keine typische Formel-E-Rennstrecke. Zweitens waren die Bedingungen durch den Regen extrem schwierig. Die Folge waren mehrere Safety-Car-Phasen und eine permanente Reduktion der zur Verfügung stehenden Energie durch die Race Control. Wir wussten, dass es eng werden würde, aber nicht so eng. Am Ende brauchte man clevere Ingenieure und auch ein Quäntchen Glück. Das hatten wir heute.»
Das Problem hinter dem ganzen Wirrwarr: In der Formel E gibt es nach einer Safety-Car-Phase eine Reduktion der Energie durch die Rennleitung. Hier hatten sich bei der letzten Safety-Car-Phase kurz vor Schluss offenbar einige Teams verkalkuliert. Kritik gab es aber auch an der Rennleitung.
DS-Technikdirektor Thomas Chaevaucher zum Beispiel sprach von einem Missverständnis. Titelverteidiger Antonio Felix da Costa sah wie der sichere Sieger aus, als auch ihm die Leistung ausging, er zunächst Sechster und dann disqualifiziert wurde. «Das Ergebnis spiegelt überhaupt nicht unser Rennen wider, es ist die Folge eines Missverständnisses zwischen der Rennleitung und den Strategen des Teams», sagte Chaevaucher.
«Die Rennleitung kann nach einem Safety Car entscheiden, die Energie zu reduzieren, ist aber nicht dazu verpflichtet. Sie haben erwartet, dass wir vor der Zieldurchfahrt freiwillig Zeit verlieren, während wir eine solche unangemessene Reduzierung nicht erwartet haben. Dieses Missverständnis hat zu einer sehr unglücklichen Situation geführt. Es war nichts Technisches, es war eine reine Regelungsfrage. Diese Situation ist auch eine Folge des Einsatzes einer ungewöhnlichen Strecke für die FE und bestätigt, dass Stadtkurse Teil der DNA der Formel E sind», so Chaevaucher.
Rennsieger Nyck de Vries nahm die Rennserie in Schutz. Denn klar: Es gab ja Teams wie Mercedes oder Audi, die richtig gerechnet hatten.
«Es war etwas verwirrend. Anderseits ist es aber auch relativ klar: Wenn du über die Ziellinie fährst und es nicht die letzte Runde war, dann sind noch zwei Runden zu fahren. Und wenn du im Auto nur noch Energie für eine Runde hast, kommst du natürlich nicht ins Ziel.»
De Vries weiter: «Das mag dumm ausgesehen haben. Aber einige Teams haben es einfach gut hinbekommen. Anderen haben eben Informationen gefehlt. Das ist nicht notwendigerweise ein Fehler der Meisterschaft.»
Ergebnis
1 Nyck de Vries (NED) 24 Runden in 48.20,547 Min. (25 Punkte)
2 Nico Müller (SUI) + 13,128 Sek. (18)
3 Stoffel Vandoorne (BEL) + 34,886 Sek. (15)
4 Nick Cassidy (NZL) + 36,903 Sek. (12)
5 René Rast (GER) + 51,650 Sek. (10)
6 Robin Frijns (NED) + 52,985 Sek. (9)
7 Lucas Di Grassi (BRA) + 2.41,946 Min. (6)
8 Jake Dennis (GBR) + 3.07,061 Min. (4)
9 Jean-Éric Vergne (FRA) + 4.19,582 Min. (2)
Oliver Turvey (GBR) nicht gewertet (-)
Fahrer-WM
1 Nyck de Vries (NED) (57 Punkte)
2 Stoffel Vandoorne (BEL) (48)
3 Sam Bird (GBR) (43)
4 Robin Frijns (NED) (43)
5 Mitch Evanfs (NZL) (39)