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Flörsch: «Dann hätten viele gesagt: 'Typisch Frau'»

Von Andreas Reiners
Sophia Flörsch

Sophia Flörsch

Sophia Flörsch kann in der Coronakrise auch nur warten, wie es sportlich weitergeht. Für sie ist die Lage «mental schwierig».

Warten. Trainieren. Viel mehr kann auch Sophia Flörsch nicht tun. Hoffen. Dabei hatte sie viel vor. In der Formel 3 wollte sie 2020 durchstarten, daneben in der European-Le-Mans-Series in einem reinen Damenteam an den Start gehen. Schöne Pläne für den nächsten Schritt im Motorsport. Doch die liegen nun erst einmal auf Eis.

Die Coronakrise hat die Welt und damit auch den Motorsport ausgebremst. «Mental ist es schwierig. Dieses Jahr wäre ein großartiges Jahr für mich gewesen, aber stattdessen sitze ich nur hier in meinem Garten und warte darauf, was als nächstes kommt», sagte sie dem Telegraph.

Das Jahr fing für die 19-Jährige tatsächlich wunderbar an: Bei den Laureus Awards im Februar ließ sie in der Kategorie «Comeback des Jahres» sogar Jürgen Klopp und den FC Liverpool hinter sich.

Ausgezeichnet wurde sie für ihre Rückkehr nach ihrem Horrorcrash in Macau 2018. Für sie stand nie zur Diskussion, dass sie nicht weitermachen würde. 

Ihr Vater hatte sie allerdings gefragt, nach ihrer Wirbelsäulen-Fraktur und der elfstündigen OP. «‘Warum fragst du mich das?‘, antwortete ich: ‚Natürlich fahre ich wieder‘. Für mich war es immer klar. Ich habe nie daran gedacht aufzuhören.»

Aus diversen Gründen. Einer davon war die Botschaft, die sie mit einem Rücktritt wohl vermittelt hätte.

«Wenn ich gesagt hätte, dass ich nicht zurückkomme, hätten viele Leute die Tatsache dafür verantwortlich gemacht, dass ich eine Frau bin», sagt Floersch. «‘Oh, sie ist nicht hart genug‘, hätten sie gesagt. ‚Typisch Frau‘. Das hätte nicht nur mir, sondern auch der Rolle der Frau im Motorsport geschadet», betonte sie.

Es gebe immer noch viele, die einer Frau nicht vertrauen, dass sie so schnell wie ein Mann oder so hart oder stur sei, erklärte sie: «Das ist es, gegen das wir kämpfen und das wir zu beweisen versuchen. Es wird besser, aber man ändert nicht von heute auf morgen die Meinungen. Ich habe das Gefühl, dass die Leute mich jetzt mit mehr Respekt behandeln. Vielleicht haben sie auch mehr Vertrauen in eine Frau, um das zu tun.»

«Das Problem ist, dass die Formel 1 vor vielen Jahren eine Männerwelt war», sagt sie. «Es war hartes Racing und die Fahrer starben. Menschen aus der älteren Generation sehen den Sport immer noch so, wie er damals war. Aber er hat sich sehr verändert. Wenn ich jetzt eine Präsentation mache, zeige ich immer ein Video von Charles Leclerc in Suzuka, als er mit 250 km/h eine Hand am Lenkrad hat und mit der anderen seinen Spiegel verstellt. Er kann also mit einer Hand bei dieser Geschwindigkeit fahren, aber eine Frau kann das überhaupt nicht? Das glaube ich nicht.»

Welchen Weg sie nach dem Ende der Coronakrise auch nehmen wird, der Unfall wird immer mit ihr in Verbindung bleiben. «Meine Reichweite wurde durch den Unfall viel größer», erklärt sie. «Ich werde immer das Mädchen sein, das den großen Unfall hatte. Die Leute interessieren sich jetzt dafür, wo ich landen werde. Entweder das oder sie wollen sehen, ob ich überleben werde.»


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