Seitenwagen-Bahnpokalsieger Fritz Sonntag verstorben
Geboren 1956 auf einem einsamen Bauernhof im Allgäu, war Fritz Sonntag von Kindesbeinen an von motorisierten Zweirädern angezogen. Schon während der Grundschulzeit fuhr er mit einer NSU Quickly über Wiesen und Felder zur Schule. Als der Lehrer dies bemerkte, wurde sein Vater einbestellt und das Fahren sollte abgestellt werden. Danach parkte Fritz seine Quickly eben nicht mehr direkt vor der Schule, sondern eine Straße weiter.
Über die Jugendgruppe des AMC Bad Waldsee kam er mit der Welt des Motorsports in Berührung. Er beteiligte sich an ADAC-Mopedturnieren und wurde schon nach einem Jahr Bundessieger. Fritz Bentele, der damalige Leiter der Jugendabteilung des Vereins, weiß heute noch genügend Anekdoten über die Fahrkünste von Fritz Sonntag zu erzählen. Bei eben diesem Lauf, bei dem er Bundessieger wurde, fand er die Aufgabenstellung des Parcours so leicht, dass er nach dem Wettbewerb die gleiche Aufgabe nochmals erledigte – aber alles nur auf dem Hinterrad fuhr und in besserer Zeit als im Wettbewerb!
Es war logisch, dass er nach dem Moped-Alter ins Trial einstieg und oftmals als Einziger eine Sektion fehlerfrei fuhr. Sein Hobby war zu wetten, ob er schwierige Sektionen fehlerfrei schaffen wird. Nur selten verlor er die Wette. Als sein Trial-Vorbild Felix Krahnstöver, der deutsche Trial-Guru der 1980er-Jahre, auf einer Veranstaltung den Zuschauern eine zusätzliche Vorführung über Akrobatik auf zwei Rädern gab, machte dies Fritz Sonntag auf Anhieb fehlerfrei nach.
Nach der Jugendgruppe wurde es still um ihn; längere Fahrten zu Veranstaltungen wollte er nicht. 1991 kaufte sich Sonntag ein Bahngespann mit dem erklärten Ziel, so schnell wie möglich den Bahnpokal (damals noch «JuPo») zu gewinnen. Wetten liefen, ob er dies schaffen kann – waren die B-Lizenz-Felder auch bei den Seitenwagen damals noch sehr gut gefüllt. Seine erste Fahrt im Hinterhof der Firma Hymer endete in einem Reifenstapel. Fritz, der vom Trial her das Spiel mit Gas, Kupplung und Bremse gewohnt war, hatte vergessen, dass ein Bahngespann keine Bremsen hat.
Der JuPo in Bad Hersfeld 1994 sollte sein Tag werden. Der stärkste Gegner Brandl hatte vor dem Endlauf mehr Punkte; die Punkte des letzten Laufs waren also entscheidend. So erzählte Fritz Sonntag hinterher: «Ich habe nochmals Gas gegeben und war vorbei!» Der Aufstieg in die A-Lizenz war damit vorgeschrieben. Er fuhr noch ein Jahr in der Inter-Klasse und hörte dann auf: Ziel erreicht und weite Fahrten verpönt.
Anfang der 1990er-Jahre entstand beim MSC Langnau am Bodensee die Simson-Cup-Bewegung; Rennen mit Simson-Mopeds, getunt und ungetunt – einige Enthusiasten bauten auch Seitenwagen an. Einer davon war Fritz Sonntag und Seitenwagen-Simson sollte fortan sein Betätigungsfeld sein. Er baute mehrere Gespanne und fuhr selbst sehr erfolgreich mit. Nach einem Arbeitsunfall musste er die Rennfahrerei ganz aufgeben. Als Techniker war er bei den Grasbahnrennen des AMC Bad Waldsee in Wolfegg ein unentbehrlicher und äußerst geschätzter Helfer.
Fritz Sonntag wurde am 6. Januar 2025 im Alter von 68 Jahren von seinem langen Krebsleiden erlöst. Er hinterlässt Frau Sieglinde, Sohn Daniel sowie die Töchter Melanie und Nadine.