Valentino Rossi sucht das Glück

Roman Raschle erklärt Aus des Kawasaki-Teams

Von Esther Babel
Leicht ist dem Schweizer die Entscheidung sicherlich nicht gefallen. Doch in der Saison 2023 wird es keine von Raschle vorbereitete Kawasaki mehr bei der IDM geben. «Die Entwicklung ist für uns nicht tragbar.»

Eigentlich ist der Schweizer Roman Raschle um diese Jahreszeit gerne mal beim Skifahren unterwegs, obwohl er sich dabei in der Vergangenheit schon heftiger die Knochen verbogen hat, als jemals in seiner Zeit als aktiver Motorsportler. Doch aktuell steht bei dem inzwischen 43-Jährigen viel Arbeit an. Vor drei Jahren hat er sich selbstständig gemacht und betreibt eine eigene Werkstatt für Motorrad und Tuning. «Das, was ich immer wollte», fasst er sein aktuelles Arbeitsleben zusammen. Die IDM kommt dabei aber in seinen Plänen nicht mehr vor.

Gemeinsam mit Motorradhändler Rainer Schnock hat Raschle als technisch Verantwortlicher das IDM-Team Kawasaki-Schnock betrieben. Doch damit ist jetzt Schluss. «Hätte ich ja zur IDM 2023 gesagt, hätte Rainer vielleicht auch nochmal mitgezogen», überlegt Raschle, «aber es gibt verschiedene Gründe, die uns zu dieser Entscheidung gebracht haben. Unter anderem hat es wirtschaftliche Gründe, das Privat-Team nicht weiterzuführen. Die allgemeinen Kosten laufen einfach aus dem Ruder.»

«Ein Riesen-Fakt, wegen dem wir aufhören», erklärt Raschle, der selbst jahrelang in der IDM unterwegs gewesen ist, «ist das neue Reglement in der IDM Supersport. Die Klasse heißt zwar Supersport, war aber in den letzten Jahren eigentlich mit einem Superstock-Reglement unterwegs. Mit der Einführung der ‚New Generation‘-Regel, ähnlich wie in der WM, ändert sich das Alles. Man kann eine Einheits-Elektronik verwenden, oder was bei den Nockenwellen machen, den Zylinder-Kopf bearbeiten und vieles mehr. Allerdings haben wir das Problem, dass es bei Kawasaki viele Dinge nicht einfach so zum Kaufen gibt. Einen Kabelbaum muss man z.B. selberbauen.»

«Es macht keinen Sinn für uns», sind sich Raschle und Schnock einig, «soviel Geld zu investieren. Für eine nationale Meisterschaft mit ihren sieben Rennen ist das einfach viel zu teuer. Die Entscheider beim Promoter sehen eben nur die neuen Motorräder, wie Triumph, die da kommen. Doch mehr auch nicht. Mit der Yamaha hat man ein ähnliches Problem. Da kann man allerdings viele Teile kaufen. Ich lebe vom Rennsport und zwar von den Kunden, die mit ihrem Motorrad auf die Rennstrecke gehen.»

«Die IDM wurde in den letzten Jahren zunehmend teurer», gibt Raschle zu bedenken. «Dazu steigende Kosten bei Sachen wie Startgeld und Reifen, dafür dann weniger Fahrzeit. Um ein Motorrad für die Saison 2023 konkurrenzfähig umzubauen, muss ich ca. 20.000 Euro locker machen. Da habe ich aber sonst noch nichts, keine Ersatzteile und zum Rennen bin ich auch noch nicht gefahren. Ausserdem hat so ein Motorrad natürlich auch weniger Laufleistung. Doch ohne das alles hätten unsere Motorräder gegenüber den anderen etwa zehn PS weniger. Da ist für uns als Team und auch für die Fahrer nicht motivierend. Und schon gar nicht für potenzielle Sponsoren.»

Der Stellenwert der IDM ist in der Schweiz auch nicht unbedingt riesig, dennoch waren in der Vergangenheit zahlreiche Schweizer am Start, unter ihnen eben auch Roman Raschle. Als Fahrer und als Techniker. «Doch im IDM Fahrerlager ist nicht mehr soviel los wie früher», erklärt Raschle mit Blick zurück. «Es gibt kaum noch Industrie vor Ort oder andere Aussteller. Früher waren auch aus technischer Sicht viele interessante Leute vor Ort, oder auch mal große Namen der Fahrwerkslieferanten oder ähnliches. Ich habe dort neben interessanten Leuten auch einige Neuheiten kennengelernt. Doch das ist so nicht mehr.»

Auch in Raschle schlagen zwei Herzen. Auf der einen Seite, die Liebe zum Sport, aber eben auch der Frust über die Realitäten. Es gibt aktuell weder für die Supersport- noch für die Superbike-Kategorie ein offizielles Reglement. Die persönlichen Kontakte aus der Vergangenheit werden weniger, der Rückhalt geht eher in Richtung der von den Herstellern geförderten Teams. Und zu denen gehört das Team Kawasaki-Schnock nicht. Dort wurde stets mit viel Herzblut ans Werk gegangen und der Spaß kam auch nicht zu kurz, auch eine Art Lohn bei dem starken privaten Engagement.

«Der Sport in der IDM ist nach wie vor super», fasst Raschle seine Stimmung zusammen. «Doch sonst ist da nicht mehr viel. Wir waren mit Luca Grünwald 2021 Meister, das war schön fürs Ego, aber mehr auch nicht. Ausserhalb der Szene hält sich das Interesse stark in Grenzen. Es ist schade. Es hat da tolle Leute und wir hatten immer viel Spaß. Doch die aktuelle Entwicklung ist eben für uns nicht mehr tragbar.»

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