IDM ohne DMSB – geht das?
IDM-Promoter MotorEvents arbeitet an einem IDM-Konzept
Vor vier Jahren stand die IDM schon einmal kurz vor dem Aus. Die Meisterschaft schrieb trotz Engagement der Industrie rote Zahlen, ein Umstand, den der Deutsche Motorsportbund DMSB nicht weiter hinnehmen wollte. Häufig wechselnde IDM-Serienmanager seitens des DMSB machten die Lage nicht besser und gegen Reformvorschläge von aussen zeigte sich der Verband nicht gerade aufgeschlossen. Bevor die Serie wegen Geldmangels gestrichen wurde, sprangen damals Josef Hofmann, Josef Meier und Bert Poensgen ein. Das Trio gründete die Firma MotorEvents und übernahm die Vermarktung der IDM.
Alle drei Geschäftsführer sind mit reichlich Motorsport-Erfahrung und guten Nerven gesegnet. Doch vor allem bei der Planung für die IDM 2016 war das vorzeitige Ausstiegsszenario bestimmt mehr als einmal Gesprächsthema. Der ADAC hatte sich Knall auf Fall von der IDM verabschiedet, kassierte die Moto3-Klasse mit Zustimmung des DMSB ein und kündigte nach mehr als 20 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit auch den Start des Junior Cups im Rahmen der IDM. Lediglich bei zwei IDM-Rennen tauchen die Nachwuchsklassen in Ermangelung von Alternativen auf.
Der ADAC-Ausstieg erfolgte derart spät, dass die komplette Serie arg ins Wanken geriet. Plötzlich hatten auch Veranstalter wie der ADAC Niedersachsen-Sachsen Anhalt keine Lust mehr auf IDM, Rennstrecken wie Sachsenring und Oschersleben winkten ab.
«Im Dezember war uns schon klar, dass wir es durchziehen», erklärte der IDM-Promoter. Denn obwohl das Trio bereits drei stressige IDM-Jahre hinter sich hatte und jedes Jahr Geld aus der eigenen Tasche zum vorhandenen Budget zubuttern musste, läuft auch die Saison 2016 unter ihrer Regie. Viel Unterstützung vom DMSB gab es nicht. Noch im Sommer letzten Jahres machte die DMSB-Chefetage Zusagen, laut MotorEvents sogar schriftlich, alle schüttelten sich beim IDM-Lauf in Schleiz die Hände. Draus geworden ist nicht viel. Stattdessen drängt sich der Eindruck auf, dass dem Serien-Promoter das Geschäft noch schwerer als nötig gemacht wurde.
Unterstützung der Industrie ist sicher
Schon jetzt steht ausser Frage, dass ein weiteres Jahr über 2016 hinaus mit MotorEvents auf der Ebene und mit der mangelhaften Unterstützung nicht mehr zu machen ist. «Nochmals so ein Jahr», fragt sich der Serien-Promoter. «Mit uns nicht.» Schon in diesem Jahr wird auf Reserve gefahren. Denn ohne die Unterstützung von ADAC und DMSB muss die IDM den Gürtel noch enger schnallen als bisher. Der Live-Stream wurde gestrichen, ein fest angestellter Serienmanager fällt flach und die Pressearbeit wird nebenher bewältigt.
Alle Jahre wieder geistert die Idee umher, eine Serie ohne den DMSB zu initiieren. Bis jetzt hat sich niemand so recht an das Thema herangetraut. Der Verband hat die sportlichen Rechte an der Serie, bestimmt über Reglements, vergibt Lizenzen und sitzt in Zusammenarbeit mit dem ADAC auch bei der Streckenvergabe und den Veranstaltern am längeren Hebel. Ein Machtspiel gegen ADAC und DMSB wäre wohl kaum zu gewinnen. Doch im Moment schrecken sowohl der Promoter als auch die Industriepartner nicht vor neuen Ideen zurück. Denn die Unterstützung der Industrie-Partner, allen voran aller grossen Hersteller, ist der IDM und dem Promoter sicher.
«Die Industrie will, dass es mit der IDM auf jeden Fall weiter geht», erklärt jetzt der IDM-Promoter. «Wir entwickeln zur Zeit ein Konzept, wie es für uns laufen müsste. In dieser Saison wollen wir aber mit dem DMSB gut auskommen.» Wie die Pläne 2017 konkret aussehen, lässt sich nur erahnen. Eine allzu große Rolle dürfte der DMSB dabei allerdings nicht spielen. Auch ein vorzeitiges Ende der Zusammenarbeit ist machbar. Bei einer GmbH wie es die Firma MotorEvents eine ist, ist rasch ein vorzeitiger Schlussstrich möglich.
Allerdings dürfte sich die Voraussage des Promoters dann bestätigen, der glaubt: «Wenn wir es nicht machen, macht es keiner.» Der DMSB würde der IDM wohl auch eher keine Träne hinterher weinen. Für die deutschen Sportler wäre dies der absolute Super-Gau und an deutschen Nachwuchs auf internationalen Strecken braucht dann auch ganz langer keiner mehr denken. Schon in diesem Jahr ist Philipp Öttl der einzige deutsche Teilnehmer in der Moto3-WM.
Neue Ideen werden ausgearbeitet
«Der Ausstieg des ADAC und die Abspaltung der Moto3-Klasse hat die Serie maßgeblich geschwächt», erklären die IDM-Macher. «Jetzt ist mal wieder Aufbauarbeit nötig.» Die Industriepartner haben bei ihren regelmäßigen Treffen die Idee, einer eigenständigen Serie und auch alle anderen Optionen, mehrfach durchgespielt. Denn die Hersteller wollen an der Serie festhalten. Und so richtig Lust auf die Arbeitsweise des DMSB scheint keiner mehr zu haben.
«Wenn schriftlich gemachte Zusagen im Herbst mit einem Federwisch weggewischt werden», meint der Serien-Promoter in Richtung DMSB, «wie soll man da noch planen. Mit solchen Leuten braucht man ja in Zukunft nicht mehr diskutieren.» Eine der gestrichenen Ideen war die angedachte Superstock 300 Klasse. Der Serien-Promoter wollte die Klasse ab 16 Jahren oder noch jünger öffnen, um potentiellem Nachwuchs eine Plattform zu bieten. Doch der DMSB wähnte wohl Konkurrenz zum ADAC Junior Cup und wollte die Klasse erst ab einem Alter von 18 Jahren zulassen. Die Idee ist damit vom Tisch.
Für den IDM-Promoter gibt es in den nächsten Wochen neben dem anstehenden Tagesgeschäft einiges zu überdenken. Denn ein Rennen auszurichten, ist dabei noch einer der leichtesten Übung. Es geht um Rechte, Gebühren, Lizenzen, Kommissionen, Techniker, Reglements und Austragungsbedingungen und wieviel der ganze Spaß am Ende kostet. Für die ewigen IDM-Kritiker, die seit Jahren das Ende der Meisterschaft herbeireden, wäre ein Aus der Serie sicherlich eine Bestätigung und man könnte sich endlich mit einem «haben wir es doch schon immer gewusst», auf die Schulter klopfen. Für die aktiven Sportler und die Fans der IDM käme nach dem Aus erst einmal ganz lange nichts.