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Sachsenring wurde zwei Mal an einem 26. Mai geboren

Von Thorsten Horn
Christer Lindholm gewann 1996 zweimal auf dem Sachsenring

Christer Lindholm gewann 1996 zweimal auf dem Sachsenring

Der 26. Mai ist für Hohenstein-Ernstthal ein ganz besonderes Datum: An jenem Tag des Jahres 1927 dröhnten dort erstmals die Rennmotoren. So auch nach einer sechsjährigen Pause 1996 auf dem damals neuen Sachsenring.

Nach dem Aus des alten Straßenkurses wurde es ruhig um den Sachsenring, doch am 26.Mai 1996 legten umtriebige Motorsportenthusiasten eine Punktlandung hin und weihten die neue Rennstrecke mit den Läufen zur Deutschen Motorradmeisterschaft sowie der Pro Superbike ein.

Vorausgegangen war ein langes und zähes Ringen um die Fortsetzung der Motorsport-Tradition in Hohenstein-Ernstthal. 1927 wurde 1. Badberg-Vierecks-Rennen dort ausgetragen, zehn Jahre später erhielten die als Rennstrecke genutzten öffentlichen Straßen am westlichen Stadtrand den Namen Sachsenring. Von 1961 bis 1972 gastierte dort die Motorrad-Weltmeisterschaft ein erstes Mal und nach dem von den DDR-Oberen angeordneten Selbstverzicht auf Rennen mit Beteiligung aus dem kapitalistischen Ausland, wurde die Motorsport-Tradition dank unzähliger Enthusiasten auf und neben der Strecke am Leben erhalten.

Nach dem unsäglichen Sachsenring-Rennen 1990 mit den drei tödlich verunglückten Rennfahrern Rainer Tews aus Coburg, Bernhard Findeisen aus Schönebeck und Edgar-Peter Leyer aus Wuppertal wurde die Durchführung weiterer Rennen auf dem traditionsreichen Straßenkurs undenkbar. Mit einem Motodrom sollte es weitergehen, doch ließ sich dies in der unmittelbaren Wende- und Nachwendezeit nicht darstellen und realisieren.

Nach langem Hin und Her schien ein Verkehrssicherheitszentrum mit motorsportlicher Nutzbarkeit des Rätsels Lösung zu sein, doch auch diese wollte finanziert sein. Der Plan B ließ sich schließlich in die Tat umsetzen, sodass am 30. April 1994 der offizielle erste Spatenstich in der Nähe der alten Strecke getätigt werden konnte.

Nach einer kleinen Pause und anschließend effektiv zehnmonatiger Bauzeit konnte am 22. August 1995 das «Verkehrssicherheitszentrum Sachsenring» feierlich eröffnet werden. Ein VSZ war schön und gut, aber die Region rings um den alten Sachsenring lechzte nach Motorsport.

Wie 1927 und auch nach dem 2. Weltkrieg waren es zahlreiche Enthusiasten, die den Traum Wirklichkeit werden ließen. Nach dem Trainingstag 25. Mai konnten am 26. Mai, und damit auf den Tag genau 69 Jahre nach dem 1. Badberg-Vierecks-Rennen, in Hohenstein-Ernstthal auf dem neuen Sachsenring wieder Rennsieger ermittelt werden.

Streng genommen war es das zweite Mal, denn bereits am 14. und 15. Oktober des Vorjahres veranstaltete der AMC Sachsenring ein kombiniertes Mini-Bike- und Kart-Rennen auf einem Teil des neuen VSZ.

Am 25. und 26. Mai 1996 ging es für die Rennfahrer der Deutschen Motorradmeisterschaft sowie des damaligen Sahnestückes Pro Superbike beim Internationalen ADAC Sachsenringrennen rund.

Den Rennreigen beim Comeback eröffneten am 26. Mai 1996 die Pro Superbiker. Nach einem Verbremser benötigte Polesetter Christer Lindholm fünf Runden, um vom fünften Platz an die Spitze zu gelangen. Diese gab er nicht mehr ab. Nach 15 Rennrunden auf dem 3,583 Kilometer langen neuen Sachsenring, bei dem noch ein kleiner Teil der alten Strecke genutzt wurde, fuhr der schwedische Ducati-Pilot mit gut vier Sekunden Vorsprung vor dem Schweizer Roger Kellenberger als Sieger ins Ziel. Auf Platz 3 kam der Österreicher Andy Meklau, nachdem er sich ebenfalls gegen den anfangs führenden Jochen Schmid durchgesetzt hatte. Hinter Bernhard Schick, Michi Rudroff und dem Schweizer Andreas Hofmann wurde der Hohenstein-Ernstthaler Lokalmatador André Friedrich mit der ihm anvertrauten Aral-Yamaha Achter.

Den ersten und zweiten Pro-Superbike-Lauf trennten die Akteure der 125er-DM. Dabei siegte Mike Baldinger vor Christian Kellner und Emanuel Buchner. Die Heimrecht genießenden Steve Jenkner (Hohenstein-Ernstthal), Sirko Wache (St. Egidien) und Bert Hübner (Bernsdorf) belegten die Plätze 10, 13 und 18.

Im zweiten Rennen der per TV-Live-Übertragung in die Wohnzimmer getragenen Top-Klasse hatte erneut Jochen Schmid den besten Start. Diesmal übernahm Christer Lindholm jedoch noch im ersten Umlauf die Führung. Auch diesmal schob sich Roger Kellenberger auf die zweite Position und hatte im Ziel nur knapp zwei Sekunden Rückstand auf den Sachsenring-Doppelsieger Lindholm. Schmid kletterte als Dritter aufs Podest, was den direkt hinter ihm platzierten Meklau, Udo Mark und Michi Rudroff verwehrt blieb. André Friedrich durfte sich über Rang 10 freuen.

Nach dem Rennen zum ADAC Junior Cup gewann Bernhard Schick die Klasse Supersport 600. Beim anschließenden 250er-Rennen hatte der Hohenstein-Ernstthaler Rigo Richter nach einem Massencrash in der Startkurve vorzeitig Feierabend. Es gewann Matthias Neukirchen vor Michael Schulten und Jürgen Oelschläger.

Danach holte sich Bernd Caspers im Rennen der Supersport 750 einen souveränen Sieg. Der Yamaha-Cup beschloss schließlich den ersten Renntag auf dem neuen Sachsenring. Das zweitägige Fest ließen sich heute vor genau 25 Jahren 60.000 Fans nicht entgehen.

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