Debise wird zum doppelten IDM-Titelkandidaten
Valentin Debise, der für das Team Kawasaki Weber Motos erneut in den Klassen Superbike und Supersport 600 an den Start ging, hatte sich ins Flugzeug gesetzt und war von seiner Heimat in Südfrankreich nach Tschechien gereist. Die Rennstrecke selbst war für den Doppelstarter zunächst eine große Unbekannte. «Ich habe mir im Vorfeld ein paar Videos angeschaut», beschreibt er seinen Lernprozess, «es hat mich an die Strecken in den USA erinnert.» In den freien und gezeiteten Trainings hatte Debise in beiden Klassen mit seinem Techniker Kurt Stückle viel zu tun, um eine passende Abstimmung zu erarbeiten.
Vor allem der Samstag von Most war für alle ein harter Tag. Vier Zeittrainings und ein Rennen verlangten Mensch und Maschine so einiges ab. In der IDM Supersport, bei der ein Rennen am Samstag und das andere am Sonntag gefahren wird, ging der Franzose von Startplatz 9 aus ins Rennen. Im ersten Umlauf schepperte es in der ersten Kurve gleich gewaltig und auch Debise hatte zu tun, um das Durcheinander heil zu überstehen. Mit dem Schweizer Marcel Brenner lieferte er sich in der Folge einen spannenden Kampf um den dritten Platz. Doch trotz großem Widerstand musste sich Debise im Ziel geschlagen geben.
«Der andere war heute besser als ich», gab der Vielfahrer im Anschluss freimütig zu. Im zweiten Lauf am Sonntag hatte sich Debise in der Schlussphase des Rennens schon auf den zweiten Platz vorgearbeitet, als das Rennen aufgrund eines Crashs in der heiklen ersten Schikane mit der roten Flagge abgebrochen werden musste. Gewertet wird in so einem Fall die letzte vollständig gefahrene Runde vor dem Abbruch – und da war Debise noch Vierter. «Ich bin dennoch froh», meinte er im Anschluss, «dass wir eine Lösung für unser Problem gefunden haben und ich vorne mitfahren konnte.» In der Gesamtwertung liegt der Franzose nun gleichauf mit Patrick Hobelsberger auf Platz 1, beide haben 76 Punkte gesammelt.
Kilometer und Pokale im Akkord
Auch in den Trainingssitzungen zur IDM Superbike tat sich Debise nicht ganz leicht mit Technik, Strecke und Rundenzeiten und belegt nach getaner Arbeit den 11. Startplatz. Doch davon ließ sich der Franzose nicht abschrecken und warf am Rennsonntag seine ganze Erfahrung in die Waagschale. Der Weg an die Spitze war dann ein harter Kampf. Nach den ersten Runden begann der Franzose, sich Platz um Platz nach vorne zu ackern. Er teilte sich seine Kräfte und auch seine Reifen gut ein. In der letzten Runde setzte Debise dann auch noch ein letztes Bremsmanöver und quetschte sich an Bastien Mackels vorbei auf den zweiten Platz. «Das hätte ich nach dem Startplatz echt nicht gedacht», meinte er im Anschluss an seinen ersten Superbike-Podestplatz 2021. «Ich hatte die härtere Reifen-Mischung gewählt und wusste, dass ich damit am Ende schneller sein würde. Mein Team hat mir dann angezeigt, dass ich schneller als die anderen Jungs war. Ich wusste auch, dass sich vorne, wenn die Fahrer miteinander kämpfen, Fehler einschleichen.»
Weil es so schön war auf dem Podest, wiederholte Debise den heißen Ritt auf seiner Kawasaki und landete auch am Nachmittag auf dem Podium, dieses Mal aber ganz oben. Nach dem Start war Debise gleich auf den fünften Platz gesprintet. Und in dieser Fünfer-Gruppe wurde bis auf die letzten Meter gefightet. In der 13. von 16 Runden setzte der Franzose dann das entscheidende Ausbremsmanöver und setzte sich vor Dominic Schmitter auf den ersten Platz. «Ich wusste, dass ich eine gute Pace haben würde», berichtete anschließend ein strahlender Sieger. «Die meisten hatten am Nachmittag den gleichen Reifen gewählt, da war mir klar, dass ich noch etwas an Tempo zulegen musste. Ich habe im ersten Rennen einiges gelernt und nach ein paar Änderungen habe ich mich komfortabler gefühlt. Ich konnte das Gesamtpaket besser nutzen. Auf Biegen und Brechen wollte ich nicht hinterher, ich wusste, dass ich vor allem am Ende stark sein würde.»
Mit 62 Punkten liegt Debise nun 12 Punkte hinter dem aktuell Führenden Dominic Schmitter und vier Zähler vor dem Belgier Bastien Mackels. Die Fortsetzung folgt Mitte Juli am Nürburgring.