Stefan Kerschbaumer springt bei GERT56 ein
Stefan Kerschbaumer
Als Dankeschön und aus gegenseitigem Respekt für Fans, Veranstalter und Organisatoren schickt man zumindest eine BMW M 1000 RR an den Start. Toni Finsterbusch und Julian Puffe müssen auf das Finale verzichten, da bei noch mit ihren Verletzungen vom Schleizer Dreieck bzw. Assen zu tun haben. Doch GERT56 wäre nicht GERT56, wenn es dafür nicht auch eine schöne Geschichte gäbe: Der Ersatz-Pilot wird der Österreicher Stefan Kerschbaumer. Er war an beiden FIM Endurance World Superstock-Siegen bei den 24-Stunden von Le Castellet (Bol d’Or) und den 24 Stunden von Le Mans bei GERT56 beteiligt. Einen Sieg holte er zusammen mit Puffe, einen mit Finsterbusch.
Das sächsische Rennteam aus der Nähe von Pirna kennt „Höhen und Tiefen“ in kurzer, wie in langer Zeit aus der Team-Geschichte in der Langstrecken-Weltmeisterschaft wie wohl keine andere Racing-Equipe im deutschsprachigen Raum. 2022 musste man lernen, dass dies nicht nur ein Spruch aus dem Endurance-Sport ist, sondern auch im Sprintbereich seine Richtigkeit hat: Die Ziele für die zweite Saison in der IDM ist für GERT56 mit vielen Teilerfolgen geglückt, aber leider vorzeitig beendet gewesen.
Höhen und Tiefen trafen das Team am Schleizer Dreieck förmlich wie der berühmte Blitz. Beim Saisonhighlight auf der Naturrennstrecke in Thüringen feierte man mit dem Lokal-Hero Julian Puffe vor über 30.000 Fans zwei Podestplätze. Allerdings verletzte sich Teamkollege Finsterbusch bei einem unverschuldeten Sturz so schwer, dass für ihn die Saison 2022 bereit vorzeitig beendet war. Das Schleizer Dreieck war und bleibt für den Ausgang der Meisterschaft richtungsweißend und setzt den Trend für die letzten Saisonrennen.
Puffe übernahm beim seinem Heimrennen den dritten Zwischenrang der IDM Superbike von Teamkollege Finsterbusch. Diese Platzierung sollte bei der nächsten Saisonstation auf dem TT Circuit Assen in den Niederlanden verteidigt werden. Bis dahin hatte GERT56 als Team bereits sechs Podeste aus acht Rennen gesammelt, der dritte Gesamtrang entsprach der gemeinsamen Zielsetzung für 2022.
Doch in Assen schlug „die nächste Tiefe“ zu: Nach zehn Minuten im ersten freien Training war Julian Puffe per Highsider von seinem Motorrad abgeworfen worden. Puffe brach sich den Fuß – vorzeitiges Saisonende. Damit war nicht nur die zweite M 1000 RR des Teams ein Totalschaden, sondern auch die Hoffnung auf einen erfolgreichen Saisonabschluss zunichte.
Die Zeit zwischen Assen und der sechsten Saisonstation auf dem Red Bull Ring war zu kurz, um die Technik gemäß den Ansprüchen des Teams vorzubereiten und einen Ersatzfahrer zu testen. Als Privatteam, wo alle noch einem regulären Job nachgehen, gibt es solche außerordentlichen Zeitfenster nicht.
Doch GERT56 wäre nicht die gestandene und engagierte Truppe, wenn sie sich nicht zum IDM Finale Fans und Partnern nochmal präsentieren würde. Dass das Handy von Teamchef Karsten Wolf hinsichtlich der Gaststartangebote nicht mehr stillstand und sich viele Fahrer anboten zu helfen, war für die sächsische Mannschaft zum einen eine Ehre und zum anderen die Bestätigung ein attraktives Paket am Start zu haben.
Geworden ist es dann das, was GERT56 ausmacht: Eine Entscheidung mit einer Mischung aus Herz, Verstand und Qualität. Und da gab es nur einen, der die DNS des Teams und die der IDM gleichwohl in sich vereint – Stefan Kerschbaumer. Damit bringt man den einzigen GERT56 Piloten auf das Bike, welcher an beiden Siegen bei 24-Stunden-Rennen beteiligt war: 2018 beim Bol d‘Or (mit Julian Puffe) und 2020 bei den 24 Stunden von Le Mans (mit Toni Finsterbusch). Und genau für seine alten Team-Mates wird er die GERT56 BMW M 1000 RR um den, ihm aus vielen IDM Jahren gut vertrauten, Kurs von Hockenheim chauffieren.
Die von RS Speedbikes und GERT56 neu aufgebaute M 1000 RR erlebte diese Woche Montag durch Kerschbaumer auf dem Autodrom Most bei der Moto Racing School ein erstes Roll-Out als Vorbereitung auf das IDM-Finale. Kerschbaumer konnte sich damit auf seinen Einsatz vorbereiten.
«GERT56 und ich haben einige Erfolge zusammen gefeiert und natürlich ist es jetzt schön, dass wir endlich auch in der IDM einmal zusammenfinden, wenngleich die Umstände natürlich nicht die schönsten sind», meint Kerschbaumer. «Ich freue mich aber, dass Toni und Julian wenigstens zum Zusehen dabei sein werden. Am Montag waren wir in Most zu einem Roll-Out testen. Das hat Spaß gemacht, denn ich bin jetzt schon einige Zeit kein Rennmotorrad mehr gefahren. Daher sollte man die Erwartungen an Hockenheim auch nicht so hochschrauben, aber ich freue mich auf jeden Fall, dass wir zusammen am Start sein werden.»