Bereit für den Titelkampf 2015
Den meisten Rennfahrern ist klar, dass es schwerer ist, einen Titel zu verteidigen, als ihn das erste Mal zu gewinnen. Im Jahr 2013 habe ich zum ersten Mal den Titel in der IDM Superbike zusammen mit meinem Team Van Zon-Remeha-BMW geholt. In diesem Jahr bin ich dann mit der Nummer 1 an den Start gegangen und mir war klar, was für eine schwere Aufgabe auf mich zukommen würde. Der Druck von aussen war auch um einiges deutlicher spürbar als noch im Vorjahr. Aber ich persönlich habe es gut hingekriegt, mich dadurch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Los ging’s im Februar mit den offiziellen Testfahrten unseres Reifenpartners Pirelli. Während des Tests im spanischen Almeria konnten wir nicht nur das ganze neue Reifenmaterial testen sondern haben auch meine BMW S1000RR enorm verbessern können. Die Zeiten purzelten und es waren auch 1:35er-Runden fällig. So zum Vergleich: Superbike-WM-Pilot Tom Sykes hatte als schnellste Runde eine 1.34,7 vorgelegt.
Neben meinem Teamkollegen Bastien Mackels, der als Superstock-Meister ebenfalls in die IDM Superbike eingestiegen war, kam auch mit den Piloten des neu gegründeten 3C-Ducati Teams eine starke Konkurrenz zum ersten Rennen. Mit Max Neukirchner und Xavie Fores und später noch Lorenzo Lanzi schickten sie Piloten ins Rennen, die alle schon über einige WM-Erfahrung verfügen. Und während wir unsere Motorräder in eigener Verantwortung unter Leitung meines Teamchefs Werner Daemen vorbereiteten, fuhren die Ducati-Piloten mit Werksunterstützung in der IDM. Doch nervös hat mich das trotzdem nicht gemacht.
Mit den Trainingsbestzeiten und Rundenrekorden bei den ersten Rennen auf dem Lausitzring und im belgischen Zolder fing die Saison gleich super an. Doch auf die komplette Renndistanz gesehen, war es in dieser Saison immer schwierig, das Tempo des Ducati-Duos bis zum Schluss mitzugehen. Ich war immer sehr nah am Sieg dran, es fehlten am Ende meist nur ein paar Zehntel. Deswegen musste ich mich bis zum vorletzten Rennen mit den Plätzen 2 und 3 zufrieden geben.
Gegen Ende der Saison drehten wir nochmals richtig auf. Und mit den Siegen auf dem Lausitzring, wo wir gemeinsam mit der DTM vor einer tollen Zuschauer-Kulisse auftreten durften, und beim Finale auf dem Hockenheimring haben wir mit vereinten Kräften doch noch gezeigt, dass die Ducatis zu schlagen sind.
Auch wenn es mit der Titelverteidigung nicht geklappt hatte, waren wir am Ende des Jahres im Team nicht unzufrieden. Wir waren das einzige Team, das mit den Ducati-Jungs überhaupt mithalten konnte. Auf jeder Strecke konnte ich meine Rundenzeiten aus dem Vorjahr verbessern und wir waren zeitweise auf dem Niveau der Superbike-WM-Piloten unterwegs. Und Fores und Neukirchner haben echt bei jedem Rennen gebissen und ich gratuliere ihnen zu ihrem Erfolg. Ich für mich kann sagen, dass ich durch diese Herausforderung unheimlich viel gelernt habe. In der neuen Saison sehen wir uns alle wieder und dann werden wir sehen, wer am Ende ganz oben auf dem Treppchen steht. Ich bin auf jeden Fall bereit, mir den Titel im Jahr 2015 gemeinsam mit meiner Mannschaft und der brandneuen BMW S1000rr zurück zu holen.
Auch ausserhalb des IDM-Paddocks habe ich eine aufregende Saison hinter mich gebracht. Echt stolz bin ich auf meinen ersten eigenen Fan Shop. Mit dem Reiti Racing Fan Shop waren wir bei jedem Rennen vor Ort dabei. Fürs nächste Jahr lassen wir uns ein paar tolle neue Sachen einfallen.
Im Sommer bin ich einer Einladung des Teams Penz13.com gefolgt, die mich beim Langstrecken-WM-Lauf in Oschersleben dabei haben wollten. Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung davon, was mich da erwarten würde, denn ich war vorher noch nicht so richtig in der Langstrecke unterwegs gewesen. Aber es war eine super Erfahrung, die mir und meinen Teamkollegen am Ende desAcht-Stunden-Rennens den WM-Sieg in der Superstock-Klasse bescherte.
Wir haben lange über den Einstieg in die Superbike-Weltmeisterschaft nachgedacht und zusammen mit meinem Teamchef Werner Daemen mit allen möglichen Leuten und Teams verhandelt. Von Anfang an waren wir uns einig, dass wir den WM-Einstieg nur wagen würden, wenn wir perfekte Voraussetzungen dafür würden schaffen können. Denn nur so mitfahren, nur um dabei zu sein, hätte mich jetzt nicht weitergebracht. Aber jetzt ist alles geklärt für das kommende Jahr und ich freue mich schon riesig.
Ich werde ein weiteres Jahr im Team Van Zon-Remeha-BMW bleiben. Zusammen werden wir einen erneuten Angriff auf den Titel in der SUPERBIKE*IDM starten. Zusätzlich werden wir als ersten Schritt Richtung WM bei vier Rennen zur Superbike-Weltmeisterschaft dabei sein. Wo genau ich am Start sein werde, wird sich zeigen. Nachdem die Langstrecken-WM-Premiere ein solcher Erfolg war und mein Teamchef auch mit dem Team Penz13.com von Rico Penzkofer zusammenarbeitet, plane ich auch den Einsatz in der Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Ich habe mein Fitness-Programm schon gestartet, denn da kommt einiges an Kilometern auf der Rennstrecke auf mich zu. Dafür möchte ich natürlich entsprechend fit sein. In der IDM sind die Ducati-Jungs wieder mit dabei und auch Yamaha hat eine schlagkräftige Truppe auf die Beine gestellt, mit denen ich rechne. Bei den WM-Läufen werden von Beginn an schnelle Rundenzeiten gefordert sein, wo eine entsprechende Fitness von Vorteil ist. Und auch die Langstrecke ist nicht ohne, wenn man vorne mitfahren will.
Die ersten Tests auf der Rennstrecke sind für Februar geplant.
Ich freue mich schon jetzt darauf, meine Mannschaft aus diesem Jahr wiederzusehen, bei deren Zusammenstellung sich nichts ändern wird. Meine beiden Mechaniker Thomas Reiterberger und Wolfgang Kampe sind wieder dabei. Mein Chef bleibt Werner Daemen. Um das Data Recording und das Fahrwerk kümmern sich wie schon in der Vergangenheit Dirk Linnebacher und Matthias Greiff. Bei den Reifen kann ich erneut auf Peter Beicht vertrauen. Und es wird toll, auch meine Teamkollegen und die ganze restliche Truppe wiederzusehen.
Es war in diesem Jahr auch wieder super, wie viel Unterstützung ich von allen Seiten erfahren habe. Es ist mir bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist und kann nur Danke sagen. An meine Fans und Freunde, die mich immer angefeuert haben, an meine Sponsoren, die mich tatkräftig unterstützt haben und bei meinem Team, die wirklich alles gegeben haben, um diesen Erfolg überhaupt erst möglich zu machen. Und natürlich bei meiner Familie, die sich mit mir gefreut hat, wenn’s was zu feiern gab und die auch immer hinter mir stehen, wenn’s mal nicht so toll läuft. Nur mit dieser Mischung ist es mir möglich, meinen Sport auch in Zukunft weiterhin mit Erfolg und mit soviel Spaß weiter zu betreiben.