Khan vs. Svoboda: Fake-News und Verlierer
Ab morgen geht es weiter mit der IDM
Von der IDM-Rennleitung wurde am vergangenen Sonntag im Rahmen des IDM-Laufes auf dem Red Bull Ring die Aktion von KTM-Pilot Walid Khan, auf der Zielgeraden in Richtung des Kawasaki-Piloten Petr Svoboda zu greifen, als ein normales Renngeschehen eingeordnet. Nicht alle waren mit dieser Entscheidung einverstanden und es brach vor allem in den sozialen Medien ein ungemütlicher Sturm los, der sich bis heute nicht wirklich beruhigt hat.
Die Fake News
Im Internet tauchen wie immer bei solchen Geschichten allerlei Irrungen und Wirrungen auf. Was auch immer die Hand von Khan da bei Petr Svoboda gemacht hat. Die Bremse hat er definitiv nicht gezogen. Selbst Svoboda erklärt, dass Khan wohl seinen Bremshebel ziehen wollte. Getan hat er es nicht.
Das Team Füsport RT Motorsports by SKM Kawasaki zieht sich nicht alleine wegen dieses Vorfalls aus der IDM 2024 zurück. Allerdings kann man sagen, dass die Erlebnisse am Red Bull Ring das Fass zum Überlaufen gebracht haben und die Summe der IDM-Erfahrungen, dazu das Engagement in der Weltmeisterschaft und die Arbeit in den Firmen von Vennegoor und Kreleler zu dieser Entscheidung geführt hat.
Walid Khan wurde nicht vom Team Freudenberg gefeuert. Es ist in der Tat so, dass im Netz massive Drohungen gegen den Niederländer ausgesprochen wurden. Und ihn am nächsten Baum aufknüpfen zu wollen, war dabei noch eines der harmloseren Angebote. Das Team Freudenberg hat zum Schutz ihres Fahrers auf dessen Teilnahme bei den restlichen IDM-Rennen verzichtet.
Die Verlierer
Petr Svoboda: Der Tscheche kann den Verlust, auf die IDM zukünftig zu verzichten, sicher prima verkraften. Er hat den Sprung in die Weltspitze bereits geschafft und wird dort seinen Weg machen. Nationale Meisterschaften wird er dazu nicht benötigen. Er ist froh, dass er den Vorfall auf der Start-Ziel-Gerade am Red Bull Ring heil überstanden hat und bei dem nachfolgenden Sturz wenig später mit ein paar blauen Flecken davongekommen ist.
Walid Khan: Selbst wenn man der Entscheidung der IDM-Rennleitung, die nun einmal so erfolgt ist, zustimmt, hat sich Khan damit ein dickes Ei ins eigene Nest gelegt. Denn der Niederländer ist auf der Strecke kein Unbekannter, wenn es, milde ausgedrückt, darum geht, mit härteren Bandagen als angebracht gegen seine Konkurrenten zu agieren. Auch neben der Rennstrecke ist dem Niederländer gerne mal der Gaul durchgegangen. Und genau das ist ihm jetzt auf die Füße gefallen. Als bitterer Nebeneffekt kann er den zum Greifen nahen IDM-Titel vergessen. Nicht, dass ein IDM-Titel unbedingt ein Karriere-Booster ist, aber geschadet hätte er sicherlich nicht. Und irgendwas bleibt immer hängen. So dürfte die Zukunft des Sportlers aktuell alles andere als rosig sein.
Das Team Freudenberg: Das Team aus Sachsen hatte Walid Khan aus der Versenkung geholt und ihm eine neu Chance im Motorsport gegeben. Die Investition hat sich nicht ausgezahlt. Seine vorhandene Schnelligkeit haben sie aus Khan wieder herausgekitzelt, seine Mentalität dagegen haben sie nicht in den Griff bekommen.
Das Kawaski-Team: Auch wenn der Rückzug des Teams mehrere Gründe hatte, war Rob Vennegoor die Enttäuschung anzumerken. Die Möglichkeiten, durch einen Protest gegen die Verantwortlichen vorzugehen, bezeichnet er als sinnlos und fühlt sich von der IDM-Chefetage im Stich gelassen.
Die IDM: Mit dem Team Füsport RT Motorsport by SKM Kawasaki verlässt eines der größten Teams die IDM und damit verschwindet auch für neue Nachwuchspiloten eine Möglichkeit, sich in einem professionell geführten Team zu beweisen und sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Auch in der Vergangenheit hatte das Team immer wieder seine WM-Fahrer an den IDM-Start geschickt und so den Neueinsteigern in der Serie die Möglichkeit gegeben, von guten Fahrern zu lernen. Im Titelkampf der IDM 2023 ist bei der Supersport 300-Klasse die Luft raus. Es wird ein fader Beigeschmack bleiben.
Der IDM-Promoter: Nach drei Tagen kam ein schmallippige Stellungnahme zu den Geschehnissen. Danach tauchten die Verantwortlichen ab. Auf Anfragen wird nicht reagiert, mit Ausnahme des Rennleiters Stefan Beck, der wie immer mit Antworten zu Verfügung stand. Ein klare Positionierung zu den Auswüschen im Internet und eine bessere Kommunikation auch mit den Betroffenen wäre angesagt gewesen.
Die Fairness: Der Sportsgeist ging schon dahin, als Khan seine Hand Richtung Svoboda ausfuhr. Denn die hatte, aus welchem Grund auch immer, nichts da zu suchen. Was folgte waren unterirdische Auswüchse vermeintlicher Fans im Netz. Gegen beide Parteien. Rassistische Beleidigungen aus der untersten Schublade, in einem Sport, der vor allem durch seine Internationalität besticht. Schön ist anders.
Das letzte Wort
«Als Team distanzieren wir uns von jeglicher Form von Diskriminierung, Aggressivität und Drohungen gegenüber den beteiligten Fahrern und Teams», schreibt das Kawasaki-Team. Dem kann man sich nur anschließen.