Rinspeed Oasis: Kleingarten für Grossstadtdschungel
Mit der Rinspeed-Konzeptstudie «Oasis», dem selbstfahrenden E-Mobil für Stadt und Umland, widerspricht Frank M. Rinderknecht augenzwinkernd der fest in den Köpfen betonierten Vorstellung vom Grossstadtdschungel, in dem man tonnenschwere SUV für den täglichen Überlebenskampf braucht. Sein Gegenentwurf: Ein wendiger Flitzer mit integriertem Kleingarten hinter der Windschutzscheibe.
«Mobile Urban Gardening» also hält der Rinspeed-Boss dem martialischen Auftritt entgegen. Der zweisitzige Flitzer sieht mit seinen grossen Glasflächen und verkleideten Vorderrädern ziemlich futuristisch aus und erinnert ein bisschen an eine moderne Interpretation der Star-Wars-Ikone R2D2. Gemeinsam haben beide, dass sie sich auf ihren Rädern fast auf der Stelle drehen können. Im Falle des «Oasis» dank speziellem Lenkungswinkel, zwei radnaher E-Motoren und «Torque Vectoring», alles entwickelt von ZF am Bodensee.
Nein, der automatisiert fahrende Eidgenosse ist nicht graue Maus und nur zweckmässig wie das Google Car, sondern eher «Next Generation» – mit vielen technischen und optischen Leckerbissen. Denn einer guten Tradition folgend, wurde auch das dreiundzwanzigste Concept Car von Rinspeed wieder bei «4erC» konstruiert und bei «Esoro» technisch umgesetzt.
Der Hingucker schlechthin ist der kleine Garten, der genug Platz für Radieschen oder auch Bonsai-Bäumchen bietet. Der Automobilzulieferer Kostal fügt dem Auto das Element Natur hinzu, um es zu einem wirklichen Third Space zu machen. «Heim+Garten» wird «Auto+Garten» – verknüpft durch den individuellen Pflanztopf zum Mitnehmen.
Nicht nur durch den Kleingarten entsteht im Wageninneren ein neuer Lebensraum. Für ein modernes und weiss gestyltes Wohnzimmer-Ambiente sorgen Sessel, Sideboard und TV. Alles wirkt freundlich und einladend. Hier haben die schwäbischen Textilentwickler bei «Strähle+Hess» gemeinsam mit dem niederländischen Unternehmen «Stahl», dem Weltmarktführer für Leder- und diverse Kunststoffoberflächen in automobilen Innenräumen, ganze Arbeit geleistet.
Entstanden ist ein bemerkenswerter Verbund von natürlichem und funktionalem Leder mit verschiedenen Ausprägungen, Oberflächen und Textilien mit leuchtenden Keder-Akzenten. Die «Schoeller Spinning Group» steuerte hierzu ein neu entwickeltes hochelastisches Garn aus Wolle bei.
Beachtenswert: der elegante Sitzkasten von «GF Automotive» in bionischem Leichtbau aus Aluminium wie auch die futuristischen, ausfahrbaren Ausströmer und die Mehrzweck-Ablagebox von der «Dr. Schneider Unternehmensgruppe». Der Fussboden besteht sogar aus echtem Holz und wurde von «MeisterWerke» kreiert. Alle Verklebungen in und am Oasis sind mit innovativen Klebstoffen von «Sika Automotive» realisiert.
Stets einen Schritt voraus
Gespenstische Ruhe rund ums Fussballstadion, doch die Aktivitäten auf Twitter zeigen: Gleich ist die Nachspielzeit vorbei, und zehntausende Fans werden die Strassen fluten. Der Rinspeed Oasis ist mit seinen «Harman LIVS-Technologien» (Life-Enhancing Intelligent Vehicle Solutions) immer einen Schritt voraus und am Puls des Social Web – er hat die Ausweichroute längst geplant.
Dann die Meldung, dass ein neues Restaurant in der Nähe eröffnet hat und bereits mehrere Facebook-Freunde mit ähnlichem Geschmack begeistert waren. Ein kurzes ‚Ok‘ an den persönlichen Assistenten des Oasis, und schon ist der Tisch reserviert.
Die Interaktion mit dem Harman-System findet über das 5K-Breitbild-Display statt, das sich in leichtem Bogen vor den Oasis-Passagieren aufspannt. Die Steuerung erfolgt per Sprache oder Geste. Im manuellen Modus sind stets die wichtigsten Anzeigen in einer reduzierten Darstellung sichtbar, die elektronischen Rückspiegel sind gedimmt, solange sie nicht benötigt werden.
Das ZF-Lenkrad lässt sich mit einem Handgriff umklappen und verwandelt sich so in eine Tastatur oder Ablagefläche. Das Auto wird somit zum autonom rollenden Büro inklusive kompletter Office-Suite und Skype-Video-Telefonaten mit Live-Übersetzung. Der persönliche Assistent erkennt nicht nur, welcher der Insassen gerade mit ihm redet, sondern auch dessen Muttersprache. Per Wischgeste werden im Cockpit interessante News ausgetauscht und auf den sozialen Kanälen geteilt. Auf der Lenksäule ist in zehnjähriger Tradition eine mechanische Uhr von «Carl F. Bucherer» integriert: die neue Manero Flyback, welche durch die Lenkbewegungen auch gleich aufgezogen wird.
Via Twitter stellt sich der Oasis dann für die spontane Nutzung durch Freunde des Besitzers zur Verfügung, die ihn per WhatsApp und anderer Social Media Apps herbeirufen können. Zwei Tage später fährt der „Oasis“ wieder an der Ankunftshalle des Flughafens vor, dank Harman LIVS pünktlich auf die Minute und unbeirrt von eventuellen Flugverspätungen, Staus und langen Schlangen am Gepäckband.
Bühne frei für die Abendunterhaltung mit Filmgenuss im CinemaScope-Format, untermalt vom «Harman Kardon»-24-Kanal-Sound, der dem Passagier virtuell folgt, während der Sitz in die Ruheposition gleitet. Den malerischen Sonnenuntergang hält der persönliche Assistent nebenbei im Bild fest – der «Oasis» führt Tagebuch und hält als Reiseblogger auf Wunsch live die Instagram-Follower auf dem Laufenden. Lust, wieder selbst das Steuer zu übernehmen? Gern – nach automatisch erfolgtem Fitness- und Aufmerksamkeitstest.
Der persönliche Assistent steht dem Fahrer übrigens auch ausserhalb des Autos zur Seite. Dank Anbindung an die «Harman Ignite Cloud»-Platform ermöglicht er beispielsweise die Kontrolle des Smart Home vom Oasis aus: Immer einen Schritt voraus, kümmert er sich um Licht und Wohlfühlklima. «BlackBerry QNX» liefert eine durchgängige sowie zertifiziert sichere und geschützte Software-Plattform für autonom fahrende Fahrzeuge.
Die Windschutzscheibe dient als Grossbild-Leinwand für Virtual- wie auch Augmented Reality. Dank holografischer Laser-Projektionen von «WayRay» ist die genutzte Sichtfläche um ein Vielfaches grösser als bei heute üblichen Head-Up-Displays.
Die multifunktionale Heckscheibe entwickelte das amerikanische Unternehmen «Techniplas», Spezialist für kognitive und vernetzte Produkte. Sie integriert nicht nur die üblichen Fahrlichter, sondern dient auch als Anzeigefeld für die clevere Micro-Delivery-Box. Diese kann je nach Bedarf sogar gekühlt oder gewärmt werden. Als besonderer Clou wurde die Box so dimensioniert, dass sie auch Platz für eine Powerbank von EVA-Fahrzeugtechnik bietet, die bei Bedarf die Reichweite des Oasis erhöht.
Beim Thema Licht setzt Rinspeed auf bewährte Osram-Qualität. Der Hersteller steuert die leistungsstarken LED-Frontleuchten als auch die beiden Projektoren in der Frontumrahmung bei. Die LED-Ambientebeleuchtung mit integrierten Leselampen im Dachhimmel stammt von Forster Rohner.
Zu den kreativen Mitdenkern gehört neben dem Beratungsunternehmen «EY», das eine Studie über Individualisierung der Mobilität beisteuert, auch «TOG-Tübitak». Das türkische Forschungszentrum – vergleichbar mit dem deutschen Fraunhofer Institut – befasst sich im eigenem Mobility Lab und dem «Turkish Automobile Technologies Development Cluster (TOG)» mit Verkehrsfragen der Zukunft.
Ohne eine Prise Männlichkeit kommt auch der Oasis nicht aus: Futuristische 20-Zoll Borbet-Felgen im Aero-Design mit eingelasertem Oasis-Logo unterstreichen die Fahrzeugdynamik.
Eine perfekte Sende- und Empfangsqualität ist für die Übertragung grosser Datenmengen unerlässlich und daher insbesondere beim automatisierten Fahren von grundlegender Bedeutung. Die in das Dach integrierten intelligenten Antennensysteme von «Vites» tragen entscheidend dazu bei.
Mit intelligenten Verkehrssteuerungslösungen trägt «Siemens» unter anderem zur Optimierung des Verkehrsflusses und damit einem höheren Reisekomfort, zur Minimierung der Emissionen und zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bei – zum Beispiel mit der Warnung der Verkehrsteilnehmer bei einem herannahenden Rettungsfahrzeug. Über unterschiedliche Sensoren in NXP Technologie erfasst das Fahrzeug ganz exakt seine Umgebung in 360 Grad – dank Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation reicht der Blick sogar hinter Kurven und Hindernisse. Die Sensor-Fusion kalkuliert dann das sichere Fahrmanöver.
Eine neuartige App von MHP macht es möglich potentielle Mitfahrer nach Interessen oder Beruf auszuwählen. So wird die lange Fahrt zum Oldtimertreffen für passionierte Autoliebhaber, die sich gerade kennengelernt haben, zum reinen Vergnügen. Die «Mini-Mica» des Verbindungstechnik-Spezialisten Harting ist eine skalierbare und flexible Computing-Architektur, die durch den Einsatz unterschiedlicher Module den Oasis auf die jeweiligen Anforderungen des Fahrzeugnutzers anpasst und die entsprechenden Technologie-Features installiert.
Dadurch wird eine ressourceneffiziente Individualisierung der Oasis-Flotte möglich. Die sichere Daten- und Informationsübertragung wurde unabhängig und neutral beim weltweit agierenden Prüf- und Zertifizierungsspezialisten «DEKRA» getestet. Die «Axa Winterthur» schützt und garantiert für den Fall der (Un)Fälle.
«SAP» hilft dabei, den Bogen zu schlagen. Von Marktplätzen der Automotive Hersteller und fahrzeugbasierten Apps von Drittanbietern zu Nachhaltigkeit und Sicherheitstechnologie; diese generieren riesige Datenmengen, die an die zentralen Backendsysteme der Unternehmen zurückfliessen müssen – in Echtzeit damit alles in perfektem Einklang harmoniert.
«SAP» hilft dabei, Fahrzeugeigentümer durch kontextabhängige, relevante und personalisierte Marketingangebote direkt in dem passendem Moment anzusprechen, und ermöglicht es ihnen dann das Produkt oder die Dienstleistung aus ihrem Fahrzeug heraus zu erwerben.
Städtischer Gartenbau auf Rädern als neuer Trend? Ein wenig durchgeknallt? Mag sein. Wie immer aber ist die Kreation des Schweizer Mobilitätsvordenkers Frank M. Rinderknecht in der ansonsten doch recht weitläufigen automobilen Ödnis eine Oase für Inspiration – zu sehen sozusagen im eigenen Vorgarten des Eidgenossen – auf dem Genfer Autosalon vom 9. bis 19. März 2017. Wie immer in Szene gesetzt durch die saarländische Werbeagentur «Vollmond».