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Yamaha MT-10 SP: Das gute Zeug ohne krummen Rücken

Von Rolf Lüthi
Bei Aprilia gibts das schon seit Jahren, BMW, KTM und Ducati zogen nach: Die besten Fahrwerkskomponenten in Oberklasse-Nakedbikes. Nun bekommt man das auch bei Yamaha.

Bislang musste man das selber machen: Ein japanisches Supersport-Motorrad zum Nakedbike umstricken, um den stärksten Motor und das beste Fahrwerk der Marke zu genießen, ohne dass man sich zu Lenkerstummeln runterbücken musste. Nun bietet Yamaha in etwa das, was es von europäischen Herstellern schon länger gibt: Ein Nakedbike mit 1000 Kubik auf Basis der besten Supersport-Rakete im Programm.

Im Falle der Yamaha MT-10 SP heißt das: Verbaut ist das semiaktive Öhlins-Fahrwerk, das auch in der R1M drin steckt. Das ist der markanteste Unterschied zur rund 2800 Euro preisgünstigeren MT-10. Als Zugabe gibt es ein TFT Farbdisplay (bekannt von der R1), einen Tempomat und eine angepasste Bedienung der Bordelektronik.

Ein happiger Preisunterschied. Da müsste das elektronische Öhlins-Fahrwerk schon deutlich besser sein als das alles andere als untaugliche Fahrwerk der Standard-MT-10. Müsste? Ist es! Auf der Rundstrecke von Anneau du Rhin lag die SP deutlich besser auf der Piste und bot ganz klar mehr Fahrwerksreserven für den Rundstreckeneinsatz. Eigentlich muss ihr Vorkoster zugeben, dass diese Fahrwerksreserven, analog jener der R1M, nicht auszuloten waren. Der Fahrer kam vorher an seine persönliche Grenze.

Schnelle, erfahrene Piloten, die mit ihrem Nakedbike regelmäßig auf der Rundstrecke fahren wollen, sollten nach unserer Einschätzung ganz klar zur SP greifen. Die Qualität der Federelemente ist vom besten, wenn nicht das beste, was man derzeit serienmäßig in einem Nakedbike bekommen kann kann. Fast 3000 Euro Aufpreis mögen auf den ersten Blick happig sein, wenn man nachträglich aufrüsten will, kommt man aber mit Sicherheit teurer.

Das Chassis entspricht in der Grundkonstruktion dem der R1, doch sind nur 40 % der Bestandteile identisch. Yamaha verbaut in der MT-10 also, äußerlich nicht gut erkennbar, ein stark modifiziertes Chassis. Der kurze Radstand wurde beibehalten, was mit der aufrechteren Sitzposition die Wheelietendenz verstärkt. Die Elektronik lässt im Sportmodus ein aufsteigendes Vorderrad zu, was die Freunde der einrädrigen Fortbewegung zustimmend nicken lässt.

Der Motor wurde für den Einsatz im Nakedbike gekonnt angepasst. Der Crossplane-Vierer ist eine Saftwurzel mit massig Dampf aus der Drehzahlmitte, gut kontrollierbar und mit charakteristischem Knurrsound. Die Leistungscharakteristik erinnert schon fast an einen Zweizylinder. Oben raus legt der Reihenvierer linear zu und geht gewaltig ab. 160 PS reichen auf der Straße auch für die steilsten Steigungen gut aus. Auf der Rundstrecke wird es bestimmt nicht langweilig, auch wenn die Supersportler mit ihren 200 PS auf der Zielgerade vobeijaulen. In kurvigen Passagen haben sie keine Vorteile. Irgendwie nicht ganz nachvollziehbar ist es trotzdem, warum Yamaha in der SP auf den Sechsachsen-Gyrosensor der R1 verzichtet und darum die Traktionskontrolle nicht Schräglagenabhängig regeln kann.

Auf 2017 bekamen alle MT-10 ein neu programmiertes Mapping, das auch in der SP einprogrammiert ist. Ebenso serienmäßig ist der Quickshifter zum Hochschalten, der auf der Rundstrecke tadellos funktioniert, auf Schweizer Straßen aber mit Verstand eingesetzt werden will.

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