Liqui Moly-Chef Ernst Prost: Verzicht aufs Gehalt
Liqui Moly: Marketingchef Peter Baumann (links), Chef Ernst Prost (Mitte) und Vertriebsleiter Günter Hiermaier
Die Weltwirtschaft ächzt unter der Corona-Krise. Viele Unternehmen reagieren mit Kurzarbeit oder Entlassungen. Das Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Uni München (kurz: ifo) geht davon aus – der Wirtschaftsabschwung wird erheblich grösser sein als in der Finanzkrise vor elf Jahren. Ifo-Präsident Clemens Fuest: «Alles wird davon abhängen, wie die Pandemie weiter verläuft und wann das Einfrieren der Wirtschaft gelockert werden kann. Jetzt ist die Politik gefragt, mit Massnahmen, um das Vertrauen der Menschen zu stärken.»
Der Deutsche Ernst Prost, Geschäftsleiter des Öl- und Additivherstellers Liqui Moly, will seinen Arbeitnehmern die Furcht nehmen. Er sagte schon Mitte März: «Niemand wird hier entlassen. Wenn es sein muss, verzichte ich auf mein Gehalt. Jeder opfert sich auf, da muss der Kapitän ein Vorbild sein, damit ihm die Mannschaft vertrauen kann.»
Kurz davor hatte er seine «Mitunternehmer», wie er die Angestellten gerne nennt, mit einer Prämienzahlung in Höhe von 1000 Euro überrascht. «Zur Motivation und als Zeichen der Sicherheit, denn diese gerät in der Krise schnell ins Wanken.»
Dem Geschäftsführer ist es wichtig, weiterhin Löhne und Gehälter in vollem Umfang und pünktlich ausbezahlen zu können. Gerade jetzt, obwohl wegen der Schutzmassnahmen vor dem Coronavirus die Auftragsrückgänge drastisch und die Einnahmen dementsprechend niedrig sind. Auf das laufende Jahr gesehen muss Liqui Moly eine Lohnsumme inklusive Sozialversicherungsbeiträgen von circa 57 Millionen € erwirtschaften.
Nun hält Prost Wort. Er teilt mit: «In tragischen und tränenreichen Zeiten, in denen naturgemäss die schlechten Nachrichten vorherrschen, kann es vielleicht nicht schaden, auch mal etwas Positives zu vermelden – und wenn es auch nur um einen Tropfen Wasser im Meer geht.»
«Ich verzichte mit sofortiger Wirkung auf mein Gehalt, weil ich auch ohne monatliche Bezüge klarkomme. Mein Gehalt und andere Einsparungen verwenden wir lieber dafür, alle unsere Arbeitsplätze zu erhalten – selbstverständlich auch die unserer Leiharbeitskräfte. Diese Damen und Herren leisten, genauso wie wir Festangestellten, einen ausserordentlich wichtigen Job und dürfen deshalb und auch aus menschlichen Gründen nicht die Ersten sein, die arbeitstechnisch ins Gras beissen müssen. Noch einmal deutlich: Ich will niemanden verlieren und keinen zurücklassen, niemanden kündigen und auch keine Kurzarbeit anmelden.»
«Die Voraussetzungen hierfür schaffen wir planmässig jeden Tag durch unseren harten persönlichen Einsatz und mit ganz viel Arbeit und Fleiss. Wir sind im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen und Selbstständigen in der glücklichen Lage, dass uns niemand den Laden zugesperrt hat und dass darüber hinaus immer noch Bedarf an unseren Produkten in der ganzen Welt besteht. Motorenöle sind systemrelevant, weil auch in diesen Zeiten Transportunternehmen, Polizei, Müllabfuhr, Rettungsdienste, Feuerwehr und die Post mit ihren Fahrzeugen mobil bleiben müssen. Das ist unser Glück, den Rest machen wir mit unserer Tüchtigkeit. Wir müssen nicht auf die Politik warten, wir brauchen keine staatlichen Überbrückungsschecks und wir benötigen keine Kredite. Ein Glück, ein Segen und unsere Chance zu überleben.»
«Man muss wirklich sagen, dass wir zu den glücklichen Menschen gehören, die immer noch einen Job haben, keinerlei Existenzangst haben müssen und auch eine vernünftige Zukunftsperspektive erkennen. Wir produzieren in unseren beiden Fabriken in Saarlouis und in Ulm in zwei beziehungsweise sogar in drei Schichten. Wir haben eine Auslieferungsquote von nahezu 100 Prozent. Ein paar hundert Container wurden storniert, weil in manchen Ländern halt gar nichts mehr geht. Trotz allem gelingt es uns, den Laden am Laufen zu halten. Aber nur deshalb, weil wir immer noch verkaufen, Aufträge an Land holen, Umsätze machen und mit unseren Kunden in Deutschland und weltweit sehr eng zusammenarbeiten. Gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres darf ich ein Wachstum von 14 Prozent vermelden. Ob es so weitergehen wird, weiss ich nicht, aber eines weiss ich: Wenn wir nicht nachlassen, hart zu arbeiten, wenn wir nicht fragen, was die Firma für uns tun kann, sondern umgekehrt fragen, was wir für die Firma und unsere Kunden tun können, werden wir auch die nächsten Monate meistern.»
«Bitte geben Sie jetzt alles. Geben Sie ihr Bestes. Hängen Sie sich rein wie noch nie. Nicht für mich und im Grunde genommen auch nicht für die Firma, sondern für sich selbst, für Ihre Familie, für die Kolleginnen und Kollegen und für unsere zig tausend Kunden in der ganzen Welt, denen es teilweise zurzeit richtig dreckig geht. In Demut und Dankbarkeit – Ihr Ernst Prost.»
Liqui Moly in der Formel 1
Am 12. März hat Liqui Moly einen Sponsoring-Vertrag mit der Formel 1 bis Ende 2022 verlängert. «Die einzigartige Reichweite der Formel 1 ermöglicht es uns, die Markenbekanntheit von Liqui Moly auf der ganzen Welt zu erhöhen», so Ernst Prost. Dabei geht es nicht nur um blosse Reichweite. «Die Formel 1 ist Premium im Motorsport und Liqui Moly ist Premium bei Ölen und Additiven. In der Formel 1 zu werben, das ist ein starkes Signal an Endverbraucher wie an den Handel. Das hilft uns, aus dem immer stärker werdenden medialen Grundrauschen hervorzustechen.»
Liqui Moly ist ein alter Bekannter im Grand-Prix-Sport: Der deutsche Öl- und Additivspezialist trat schon als Geldgeber des ATS-Rennstalls auf, als noch der unvergessene Manfred Winkelhock am Lenkrad drehte. Kleber von Liqui Moly prangten auf dem bildschönen Sauber-Renner und auf den knallgelben Boliden von Eddie Jordan. 2019 kehrte die Firma in den GP-Sport zurück. Bei elf Rennen warb Liqui Moly an der Strecke – als eine von nur wenigen Marken.
2019 kehrte Liqui Moly in grossem Stil in die Königsklasse zurück. Ein mittelständischer Öl- und Additivhersteller in der grössten Rennserie der Welt – das liess die Branche aufhorchen. Bei elf Rennen war das blau-rote Logo prominent entlang der Strecke zu sehen. «Insgesamt haben mehr als 1,9 Milliarden Menschen in beinahe 200 Ländern diese Rennen im Fernsehen verfolgt», sagt Ernst Prost. Ganz zu schweigen von Online-Übertragungen, den Zuschauern an den Strecken und der Nachberichterstattung. Vor Ort kommen nochmal durchschnittlich 200.000 Zuschauer pro Rennen hinzu. Und auf Social-Media-Plattformen erreicht die Formel 1 Impressions im Milliardenbereich. Ernst Prost: «Eine solch globale Reichweite gibt es sonst nirgendwo.»
«Dass unsere Partnerschaft nach dem erfolgreichen vergangenen Jahr ausgeweitet wird, zeigt, was die Formel 1 in Sachen Markenbekanntheit und -loyalität zu leisten vermag», findet Formel-1-CEO Chase Carey. «Wir freuen uns darauf, Liqui Moly in Zukunft noch enger in die Formel 1 einzubinden.»
Mit rund 4000 Artikeln bietet Liqui Moly ein weltweit einzigartig breites Sortiment an Automotiv-Chemie: Motorenöle und Additive, Fette und Pasten, Sprays und Autopflege, Klebe- und Dichtstoffe. Die 1957 gegründete Firma entwickelt und produziert ausschliesslich in Deutschland. Dort ist sie unangefochtener Marktführer bei Additiven und wird immer wieder zur besten Ölmarke gewählt. Das Unternehmen verkauft seine Produkte in 120 Ländern und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 569 Mio. Euro.