Harley-Davidson: Rückzug aus Indien
Unfassbare 17 Mio. Motorräder werden in Indien verkauft – jährlich! Im vergangenen Jahr verkaufte Harley-Davidson im zehnten Jahr der Präsenz in Indien 2470 Motorräder – ein Marktanteil von 0,01453 Prozent. Da versteht man die Entscheidung des neuen Harley-CEO Jochen Seitz, die Aktivitäten in Indien zu reduzieren.
Das Werk in Bawal, Haryana, 90 km südwestlich von Neu-Dheli, wo die weltweit gefloppten Streetmodelle gebaut wurden, soll geschlossen und verkauft werden. Sogar ein gänzlicher Rückzug aus dem indischen Markt wird bei Harley-Davidson in Erwägung gezogen.
Weil die Street 500 und 750 in Indien gebaut wurden, musste für diese Motorräder kein Importzoll bezahlt werden. Der aktuelle Zollsatz für grossvolumige Importmotorräder beläuft sich in Indien seit vergangenem Jahr auf 50 Prozent. Zuvor betrug der Zolltarif exorbitante 100 Prozent, was die Idee plausibel erscheinen lässt, ein Einsteigermotorrad im Land selbst zu bauen. Schon ab 2011 hatte Harley Zölle vermieden, indem man die Endmontage einiger Modelle in Indien durchführte.
Trotzdem scheiterte Harley im indischen Markt. Man hatte keine leichten Motorräder mit mittlerem Hubraum im Angebot. Die Fahrwerke aller Harley-Modelle sind von den schlechten Strassen Indiens völlig überfordert.
Selbstbewusst wollte Harley mit einem ungeeigneten Modellprogramm den indischen Markt im Alleingang erobern. Offensichtlich ein weiterer Fehler, haben doch KTM, Triumph oder BMW in Zusammenarbeit mit indischen Partnern mehr Erfolg.
Zuvor schon wurde auf allen offiziellen Websites ein auf 2021 angekündigtes Modell namens Bronx kommentarlos entfernt. Es hätte sich um ein unverkleidetes Motorrad im aggressiven Design gehandelt, gemeinhin als Streetfighter bezeichnet. Stattdessen gibt Harley bekannt, man wolle sich auf das Kerngeschäft (also grossvolumige Cruiser, Chopper und Tourer) konzentrieren und sich auf die 50 rentabelsten Märkte beschränken.