Suzuki Hayabusa 2021: Werden 190 PS ausreichen?
Es ist trotz nur 190 PS ein schöner Tag heute. 22 Jahre, nachdem Suzuki die Welt schockte mit der Ankündigung, sie hätten in der GSX 1300 R Hayabusa ein Motorrad gebaut, das jedermann kaufen und das 300 km/h schnell fahren könne, schenkt Suzuki den Speedfreaks dieser Welt die dritte Modellgeneration, mit vollem Nahmen Suzuki GSX 1300 RR Hayabusa.
Die zweite Genration kam 2008 auf den Markt. Für die Entwicklung der dritten Generation baute Suzuki Prototypen mit Turboladern und Sechszylindermotoren, doch die Summe der Anforderungen an ein sportliches Oberklasse-Express-Touringmotorrad erfüllte das konventionelle Konzept mit dem 1340er Reihenvierzylinder am besten.
So werden nun etliche Technik-Freaks enttäuscht sein, dass die 2021er Hayabusa trotz zweier R in der Modellbezeichnung weiterhin ein technisch recht konventionelles Motorrad ist. Dessen Reihenvierzylinder basiert auf dem Motorgehäuse des Vormodells. Um mehr Drehmoment bei niedrigen und mittleren Drehzahlen zu holen, sind die Leistungsteile, von der Kurbelwelle bis zum Ventiltrieb samt leichteren Kolben und Pleueln alle neu. Jedoch wurde, entgegen aller Erwartungen, auf eine variable Ventilsteuerung, wie sie Suzuki im Sportmotorrad GSX-R 1000 verbaut, verzichtet.
Der allgemeinen technischen Entwicklung folgend ist nun eine Kupplung mit Antihopping- und Servofunktion verbaut, und das Sechsganggetriebe ist für den Einsatz eines Quickshifters ausgelegt. Die neue, schlankere Auspuffanlage ist bestückt mit drei Katalysatoren und ermöglicht die Erfüllung von Euro5.
Das Design ist neu, aber die Modernisierung erfolgte so zurückhaltend, dass die Neue sofort als Hayabusa zu erkennen ist, obwohl die schwülstig-runden Formen nicht übernommen wurden. Die aerodynamischen Verschalungsteile sollen sowohl dem Fahrer komfortablen Windschutz bieten und so schnelle Reiseschnitte ermöglichen als auch bei hohen Geschwindigkeiten bis 300 km/h stabilisierend wirken. Das wurde erreicht ohne nachträglich drangeklebte, seitliche Karbonflügel.
Vom Vormodell ohne Modifikation übernommen werden Chassis und Schwinge. Das Setup von Gabel und Federbein wurde überarbeitet. Insgesamt ein sehr konventionelles Fahrwerk mit rein mechanischen Einstellmöglichkeiten, ohne semiaktive Elektronik und dergleichen.
Die Bremsen präsentieren sich aufgerüstet mit Stylema-Bremszangen von Brembo, assistiert von einem Kurven-ABS samt Hinterrad-Abhebeerkennung und gefälle-abhängiger Regelung. Letzteres ist gesteuert von einem Sechsachsen Gyrosensor von Bosch, welcher auch die weitere Aufrüstung der Fahrelektronik ermöglicht.
Suzuki nennt sein Elektronikpaket SDMS, Suzuki Drive Mode Selector. Es beinhaltet drei vordefinierte und drei programmierbare Fahrmodi, eine zehnstufige, Schräglagenabhängige Traktionskontrolle, einen bidirektionalen Quickshifter, eine zehnstufige Wheeliekontrolle, eine dreistufige Motorbremsmomentkontrolle, einen Speedlimiter zB für die Boxengasse, eine dreistufige Starhilfe, einen Tempomat und eine Berganfahrhilfe. Kurz: Bis auf das schon erwähnte elektronische Fahrwerk und Smartphone-Konnektivität ist alles da.
Im Cockpit zeigen weiterhin zwei analoge Instrumente Drehzahl und Geschwindigkeit an. Eine kleine TFT-Anzeige zwischen den Rundinstrumenten signalisiert die Einstellungen der Assistenzsysteme. Fussrasten- und Knieschleifer werden sich an der Schräglagenanzeige erquicken. Die Beleuchtung ist vollumfänglich auf LED aufdatiert, verzichtet aber auf ein Kurvenlicht.
Am Motorrad-Stammtisch kann man mit dem Datenblatt der neuen Hayabusa kein Betroffenheitsschweigen auslösen: Mit 190 PS bei 9700/min und 155 Nm bei 7000/min fallen die Zahlen für Leistung und Drehmoment um 5 PS und 5 Nm geringer aus. Politisch korrekt wird die Höchstgeschwindigkeit mit 299 km/h angegeben. Trotz leichterer Motorinnereien wiegt die Hayabusa weiterhin 264 kg mit vollen 20-Liter-Tank.
Der Versicht auf vermeintlich unverzichtbare Gimmicks ermöglicht einen moderaten Preis. Die Suzuki GSX 1300 RR Hayabusa ist ab April erhältlich für 18.500 Euro, in der Schweiz kostet sie 22.995 Franken, in Österreich 22.490 Euro.