Formel 1: FIA spricht Urteil

MV Agusta Turismo Veloce: Schnelles Reisen

Von Rolf Lüthi
Reisen muss nicht langweilig und langsam sein, verkündet MV Agusta und stellt die überarbeiteten 2021er Modelle der Turismo Veloce vor. Sie erfüllen Euro 5 und sind benutzerfreundlicher.

Weil Euro 5 zu erfüllen war, stand auch bei den Reisemaschinen von MV Agusta eine Überarbeitung an. Diese Überarbeitung wurde genutzt, um die die Reisequalitäten der Turismo Veloce zu verbessern. Da griffen die Ingenieure recht tief ein, als sie nicht nur das elektronische Fahrwerk von Sachs neu abstimmten, sondern dazu den Gitterrohrteil des Chassis neu konstruierten. Es resultiert trotz komfortablerem, dicker gepolstertem Sattel eine um 20 mm reduzierte Sitzhöhe.

Gearbeitet wurde auch am Windschutz, der mit einer höheren, breiteren Scheibe verbessert wurde. Dass ausgerechnet ein Sportmaschinen-Hersteller es fertig bringt, ein Koffersystem mit zwei gleich grossen, 34 l fassenden Koffern zu bauen, die darüber hinaus angebaut schmaler sind als der Lenker, war so nicht zu erwarten.

Die Dreizylindermotoren mussten überarbeitet werden, um Euro 5 zu erfüllen. Mit 110 PS bei 10.150/min und 80 Nm bei 7100/min bleiben die Leistungsdaten unverändert, doch soll sich im Zuge der Überarbeitung das Drehmoment zwischen 3000 und 6000/min verbessert haben.

Im Detail umfasst die Überarbeitung die gleichen Massnahmen, die schon in den 800er Motoren der Superveloce-Modelle präsentiert wurden: DLC-beschichtete Tassenstössel, gesinterte Ventilführungen, neue Einspritzdüsen und 4 statt 3,5 bar Einspritzdruck. Auch die Turismo Veloce hat eine neue Auspuffanlage.

Ebenfalls das gleiche Update kam bei der Assistenz-Elektronik zur Anwendung: Ein Sechsachsen-Gyrosensor ermöglicht ein Kurven-ABS mit Überschlagschutz und eine Schräglagen-abhängige Traktionskontrolle. Einen Tempomaten gibt es als Zugabe. Auch die Turismo Veloce ist mit einem 5,5 Zoll grossen TFT Farbdisplay ausgerüstet, das mit der MV Ride App kommuniziert. Per Smartphone können über diese App Einstellungen an der Elektronik vorgenommen werden, navigiert und Strecken und Erlebnisse direkt über die sozialen Medien geteilt werden.

Beim Spitzenmodell Turismo Veloce RC SCS und der Turismo Veloce Lusso SCS ist das Smart Clutch System eingebaut, das in Zusammenarbeit mit Rekluse entwickelt wurde. Man braucht zum anhalten und losfahren die Kupplung nicht mehr zu bedienen, einmal in Fahrt wird sowieso mit dem Quickshifter hoch- und runtergeschaltet.

Dazu stehen die reichhaltiger ausgestattete Turismo Velove Lusso und als Basismodell die Turismo Veloce Rosso ohne elektronisches Fahrwerk zur Wahl.

Zum Schluss kann sich ihr Autor nicht verkneifen, mal wieder ein wenig zu ätzen. Am 21. Juni 2021, dem längsten Tag des Jahres, will der Journalist Valerio Boni auf einer Turismo Veloce von Schweden nach Italien fahren. In 24 Stunden will er 1900 km zurücklegen, um den bestehenden Rekord von 1600 km zu schlagen. Das löst unter Langstreckenfahrern Erheiterung aus.

In Europa werden Langstreckenfahrten dokumentiert und anerkannt von der Iron Butt Association Germany, einem Ableger der amerikanischen Iron Butt Association, zu deutsch «Vereinigung der Eisenärsche». Ausgeschrieben ist unter anderem die Fahrt Saddle Sore 2000K (Sattelschmerz 2000 km), die 2000 km innerhalb 24 Stunden beinhaltet. Das haben allein im Coronajahr 2020 vier Fahrer gemeistert.

Die Schweizerin Isa Müller umrundete die Welt (nach Abzug von Flug- und Fährpassagen) in 17 Tagen und 17 Stunden auf einer BMW S1000R. Sie reihte tagelang Etappen von 1600 km aneinander. Ihre längste Tagesreise, dokumentiert mit Google Tracking, führte von Bilbao über Genua nach Lubljana, 2071 km in 20 Stunden. <Wenn der will, kann er in meinem Windschatten fahren>, lacht Isa. Lacht mit einem leisen, herausfordenden Unterton.

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