Prototyp KTM RC390: Der Ergonomie-Spagat
Vorgestellt auf der EICMA 2013 wurde sie zunächst entwickelt im Hinblick auf die wachsenden Märkte in Asien und Südamerika, doch auch hier in Europa wird sie für KTM immer wichtiger: Die Einsteiger-Sportmaschine RC390.
Nun wird im Frühsommer 2021 ihre Nachfolgerin enthüllt, aller Verzögerungen durch die Corona-Krise zum Trotz. Daran lässt sich ablesen, wie wichtig die kleine Einzylinder-Baureihe für KTM weltweit geworden ist. Mit ihr sollen in Asien Premium-Kunden gebunden werden (in Asien gelten bereits Motorräder ab 250 ccm als „Big Bikes“) und ebenso in Europa und teilweise auch Nordamerika können so junge Kunden für die Marke begeistert werden.
Zu diesem Zweck entwickeln die Österreicher eine neue Modellfamilie in der Einsteigerklasse, die nach und nach vorgestellt wird. Teilweise basieren diese neuen Einzylinder auf den aktuellen 390er-Modellen, teilweise sind es Neukonstruktionen. Nach der Ende 2019 vorgestellten 390 Adventure, die zum Großteil auf dem Rahmen der noch aktuellen 390 Duke basiert, folgt im Frühsommer 2021 die Vorstellung des Einsteiger-Sportbikes RC390.
Auch dieses basiert weitestgehend auf dem Rahmen der noch aktuellen 390 Duke, doch nahezu alle weiteren Spezifikationen werden stark überarbeitet oder gleich komplett neu entwickelt.
So fallen an den von uns erwischten Prototypen vor allem das komplett neue, nun wesentlich gefälligere Styling ins Auge.
Markantestes Merkmal wird die völlig neu gestaltete Front, die nun glatter gestaltet wird. Besonders auffällig ist dabei vor allem die Integration des KTM-typisch geformten LED-Tagfahrlichtes. Dieses ist am äußeren Rand der Verkleidung positioniert und geht in den oberhalb sitzenden Blinker über.
Beides sitzt außerhalb des eigentlichen Hauptscheinwerfers, der weiterhin Abblend- und Fernlicht beinhaltet, nun allerdings in einer Voll-LED-Einheit zusammengefasst. Die Lampeneinheiten sind von einer gemeinsamen Plexiglasscheibe überzogen, die nahtlos in die Frontscheibe übergeht und dadurch bei diesem Prototypen den Eindruck einer voll verglasten Front erzeugt.
Die Verkleidung selbst erscheint weitaus voluminöser als im aktuellen Modell, was vor allem dem Windschutz zugutekommen wird. Damit scheinen die Mattighofener der gewachsenen Bedeutung der kleinen RC für den europäischen Markt Rechnung zu tragen und den anderen Anforderungen, die dieser mit sich bringt. So sind in Europa und Nordamerika beispielsweise die Kunden durchschnittlich größer als im asiatischen, ehemaligen Kernmarkt der 390er-Reihe, was sowohl in der Entwicklung der Aerodynamik (beispielsweise beim Windschutz), als auch der Ergonomie Herausforderungen mit sich bringt.
Diese wird auch beeinflusst durch den komplett neuen Heckrahmen, der sich im Laufe des Entwicklungsprozesses noch stark verändert hat und nun Platz schafft für eine wesentlich tiefer positionierte Sitzmulde. Zusammen mit neu positionierten Fußrasten und einem neu geformten Lenker dürfte dies in mehr Langstreckenkomfort für verschiedene Fahrergrößen resultieren, ähnliches gilt auch für den Soziussitzplatz.
Technische Änderungen umfassen unter anderem eine neue Bremsanlage, die nun wesentlich leistungsfähiger sein dürfte. Kaum zulegen hingehen wird der Motor: Der bewährte 373 ccm große Einzylindermotor, der schon für die 390 Adventure im Hinblick auf die schärferen EU5-Emissions- und Geräuschvorschriften angepasst wurde, kommt weiterhin zum Einsatz. Neben einem leicht veränderten Zylinderkopf wird hier vor allem die Krümmerführung modifiziert, welche in einer neuen Abgasanlage mit großem Vorschalldämpfer mündet. Die Leistung von 44 PS und das Drehmoment von 35 Nm bleiben in dieser Motorenspezifikation unangetastet.
Dieser Antrieb wird auch in der neuen 390 Duke zum Einsatz kommen, die Ende 2021 vorgestellt werden wird und bei der die Änderungen weitaus tiefer gehen werden. Anders als die RC390 erhält die Duke nämlich auch einen komplett neuen Hauptrahmen und bildet so die Basis für die danach folgenden neuen kleinen Einzylindermodelle der Österreicher, wie z. B. die neue 125 Duke, die wohl Ende 2022 an den Start gehen wird und künftig deutlich eigenständiger daherkommen wird.
Parallel dazu wird dann auch die KTM 490er-Reihe vorgestellt, eine neue Modellfamilie auf Basis des abgewandelten 790er-Reihentwins. So gerüstet hat KTM alle Zutaten, um sowohl in Europa als auch in Asien um im Kampf um Marktanteile bei den Einstiegsbikes munter mitzumischen.