Porsche: Hinter den Kulissen des Le Mans-Triumphs
Die Reihe «Motorbuch-Verlag classics» ist um einen grandiosen Titel reicher: Das Buch «Porsche – Das Rennen vor dem Rennen» des unvergessenen belgischen Rennfahrers, Journalisten und Autors Paul Frère ist neu aufgelegt worden. Um es auf zehn Worte einzudampfen: Es wäre heute schlicht unmöglich, ein solches Buch zu schreiben. Aus dem einfachen Grund, weil kein Autohersteller einen beinahe grenzenlosen Zugang zu Informationen zu erhalten, wie Frère ihn damals von Firmenchef Ferry Porsche und von Ferdinand Piëch erhielt, dem hellen Kopf hinter dem gewaltigen Porsche 917.
Frère zeigt uns den Weg von Porsche zu den ersten Le Mans-Siegen 1970 und 1971 mit dem grandiosen Modell 917. Er beschreibt, wie die Stuttgarter Schritt um Schritt immer schnellere Rennwagen entwickelten, bis hin zum CanAm-Renner 917/30, der in seiner letzten Version mehr als 1500 Turbo-PS mobilisierte.
Dieses Buch ist ein Leckerbissen, weit über die Porsche-Fangemeinde oder den harten Kern von Technik-Kennern hinaus. Denn Frère schildert nicht nur zahllose Details zur Entwicklung der erfolgreichen Porsche-Sportwagen, er verwöhnt uns auch mit vielen Anekdoten von Fahrern und Technikern.
Und auch dies würde heute anders formuliert: Ferry Porsche und Ferdinand Piëch gaben grünes Licht, dass die Versuchsingenieure Bott, Mezger, Hensler und Falk frei über viele Rückschläge sprechen durften, welche im Moment schmerzhaft waren und doch letztlich dazu führten, welche Macht Porsche auf der Langstrecke wurde.
Die Neuauflage des Werks von 1973 ist auch ein schöner Moment, um uns an einen fabelhaften Rennfahrer und Journalisten zu erinnern. Paul Frère wurde zu einem der wenigen Automobil-Journalisten, die es zu Weltruhm brachten. Als Kind schon verschlang er jede Autozeitschrift, sein Onkel nahm ihn nach Spa-Francorchamps mit, damit war das Fundament für eine lebenslange Leidenschaft gegossen.
Wie kein Zweiter verband Frère seine journalistische Arbeit mit der Rennerei. Er bestritt neben zahllosen Langstreckenrennen elf Formel-1-WM-Läufe, als Ferrari-Werksfahrer wurde er beim Heimrennen 1956 nur von seinem Stallgefährten Peter Collins geschlagen.
1955 und 1959 wurde er in Le Mans jeweils Zweiter, 1960 gewann er, erneut als Ferrari-Werkspilot, an der Seite seines Landsmannes Olivier Gendebien. Danach zog er sich aus dem Spitzenmotorsport zurück.
Einen Vollzeitjob als Rennfahrer wollte er nie haben – wegen Frau und Familie. Bis ins hohe Alter war Frère als Journalist tätig, seine Artikel und Fachbücher wurden millionenfach gelesen. Noch mit 87 drehte er mit jenem Audi Rennwagen Runden, der in Le Mans gewann. Mit 89 hatte er auf dem Nürburgring mit einem neuen Civic Type R einen schweren Unfall, von dessen Folgen er sich nie wieder komplett erholte. Frère starb im Alter von 91 Jahren am 23. Februar 2008 im südfranzösischen Saint-Paul-de-Vence. Im September 2008 wurde die zweite Stavelot-Kurve von Spa-Francorchamps umbenannt in «Curve Paul Frère».
Auf die Frage, wie er trotz seines Alters so bewundernswert fit sein konnte, sagte er einmal: «Mich hält die Leidenschaft für das Auto jung. Ach ja, und regelmässig 500 Meter Schwimmen in meinem Pool, das hilft auch.»
Das Wichtigste in Kürze
Paul Frère: Porsche – Das Rennen vor dem Rennen. Der Weg nach Le Mans
Aus dem Motorbuch-Verlag, Stuttgart
ISBN: 978-3-613-04363-5
Format 17 x 24 cm
296 Seiten
150 Abbildungen
Für 39,90 Euro im Fachhandel