Erlkönig BMW R1300 GS: So wird die nächste Generation
Die meiste Zeit in Ihrer mittlerweile 40-jährigen Geschichte war «die GS» von BMW eines der meistverkauften Motorräder der Welt, allerspätestens in ihrer aktuellen Generation gilt sie auch als eines der Besten. Die aktuelle Generation brachte bei ihrer Präsentation im Herbst 2012 die Ablösung des rein luftgekühlten Boxermotors mit sich, dessen wassergekühlter Ersatz wurde im Herbst 2018 mit der variablen Ventilsteuerung «Shift-Cam» weiter aufgewertet. Nun folgt spätestens zur Saison 2023 die nächste Evolutionsstufe: die R1300 GS.
Der von unserem Fotografen bei ersten Off-Road-Erprobungen erwischte Prototyp erscheint noch in einem frühem Stadium und dazu noch stark getarnt, doch anhand dessen, was man schon erkennen kann, und auch anhand dessen was nicht zu sehen ist, lassen sich bereits ausführliche Rückschlüsse auf das wichtigste Modell der Bayern ziehen.
So sind die Zylinderköpfe zum Beispiel mit einer Stoffhaube verschleiert, was eine weitere, ausführliche Weiterentwicklung der Shift-Cam-Ventilsteuerung nahe legt. Nicht abgedeckt und klar zu erkennen ist der leicht geänderte Krümmerverlauf und der nun wesentlich näher am Motorblock liegende Ausgangspunkt der Krümmer. Eben jener Motorblock selbst scheint jedoch im Wesentlichen unverändert vom aktuellen Modell übernommen zu werden.
Ziel dieser Maßnahmen dürfte zunächst nicht primär mehr Spitzenleistung sein (obwohl ein paar PS mehr durchaus zu erwarten sind), als vielmehr eine weitere Optimierung des Drehmomentverlaufs. Ein weiterer wesentlicher Treiber der Entwicklung dürfte zudem die Euro5b-Norm sein, die 2024 in Kraft tritt und eine Verringerung der Geräuschemissionen mit sich bringt. Aus diesem Grund wird bei der neuen GS auch der gesamte Abgastrakt neu konstruiert, inklusive eines größeren Sammlers und eines neuen und kompakteren Endschalldämpfers.
Wesentlich mehr Spitzenleistung und Drehmoment sind erst später zu erwarten, in Form von zwei weiteren neuen GS-Modellen: Der M1300 GS, die sich an off-Road-affine Kunden richtet, wie es derzeit beispielsweise die KTM 1290 Super Adventure R tut, und der R1400 GS, die aller Voraussicht nach den Platz der jetzigen R1250 GS Adventure im Modellabgebot einnehmen wird.
An allen drei GS-Modellversionen wird ein neuer Rahmen und eine neue Schwinge verbaut. Dieser Rahmen ist am fotografierten Prototyp zwar noch mit Hilfe einer Plastikabdeckung getarnt, jedoch lässt sich dessen Verlauf an einigen Eckpunkten gut nachvollziehen. Der Heckrahmen am Prototyp ist jedoch bislang nur ein Platzhalter, der wenig mit dem späteren Serienmodell zu tun haben dürfte.
All dies zusammen wird für erhebliche Gewichtseinsparungen sorgen, um die R1300 GS fit für die Zukunft zu machen. In dieser Zukunft wird die Fahrzeugeelektronik weiter an Bedeutung zunehmen, weshalb auch in diesem Punkt die nächste GS-Generation weiter aufgerüstet wird. So wird das 10,25-Zoll-TFT-Display aus der aktuellen RT als Standard erwartet, zusammen mit dessen Zusatzfunktionen.
Der radarbasierte Tempomat ACC wird ebenso erhältlich sein und der von uns fotografierte Prototyp legt nahe, dass dieser, ähnlich wie in der Ducati Multistrada V4, auch den rückwärtigen Verkehr im Blick behalten wird, um vor etwaigen Gefahrenquellen im toten Winkel zu warnen.
An der Beleuchtungsanlage wird ausschliesslich LED-Technik verbaut, und Kurvenausleuchtung wird ebenso erhältlich sein wie bei der aktuellen R1250 RT. Äußerlich markant wird jedoch eine weitere Änderung an der Beleuchtung: die asymmetrische Scheinwerferanlage der letzten Modellgenerationen wird offenbar der Vergangenheit angehören, zumindest legt ein Blick auf die Frontlampe dieses Prototypen diesen Schluss nahe.
Mit diesen in ihrer Gesamtheit tiefgreifenden Weiterentwicklungen und der Erweiterung des GS-Modellprogramms um zwei neue Modelle stellt BMW sein wichtigstes Modell künftig breiter auf. Damit dürfte sichergestellt sein, dass die neue GS auch in der nächsten Modellgeneration der Maßstab in ihrem Segment und damit eines der wichtigsten Motorräder weltweit bleiben wird.