Norton: Chefdesigner Simon Skinner unter Druck
Norton-Chefdesigner Simon Skinner wurde aus dem Norton-Verwaltungsrat geworfen
Als sich bei Norton 2019 die finanziellen Probleme auftürmten und unter anderen die Zulieferer nicht mehr fristgerecht bezahlt werden konnten, behalf man sich mit hemdsärmligem Vorgehen.
Damit man bereits bestellte und angezahlte Motorräder fertig stellen konnte, schraubte man fehlende Teile von Kundenmotorrädern ab. Diese Teile fehlten, weil Zulieferer nur noch gegen Vorkasse lieferten. Norton berief Kundenmotorräder für Garantiearbeiten ins Werk zurück. Von diesen Kundenmotorrädern wurden Teile abgeschraubt und an Neumotorrädern montiert. Die fertiggestellten Motorräder konnten dann ausgeliefert und die Restzahlungen einkassiert werden.
So kam kurzfristig wieder Geld in die Kasse, langfristig konnte das natürlich keine Lösung sein. Zudem war dieses Vorgehen illegal, weil Norton sich Teile aneignete, die nicht Norton gehörten. Bei mindestens sechs Kundenmotorrädern ist dieser Teilediebstahl belegt. Als Norton am 29. Januar 2020 zahlungsunfähig war, wurde die Firma BDO als Insolvenzverwalter berufen. BDO fand dann bei Norton mehrere fahrunfähige Motorräder vor, die nicht Norton gehörten und an denen Teile fehlten.
Nun kann ans Tageslicht, dass Norton-Chefdesigner Simon Skinner dieses Vorgehen zumindest erlaubt, wenn nicht gar angeordnet hatte. Ob auch der damalige Norton-Besitzer Stuart Garner involviert war oder davon wusste, ist unklar.
Skinner war zuvor Designer bei Triumph und hatte unter anderem an den 675er Modellen und der Tiger 800 mitgearbeitet. Beim Norton-Revival ab 2008 unter Besitzer Stuart Garner war er von Anfang an dabei und warb auch mehrere ehemalige Arbeitskollegen bei Triumph ab. Als der indische Motorradhersteller TVS 2020 Norton für 16 Mio. £ kaufte, wurde Skinner von den neuen Besitzern übernommen und verblieb in der Geschäftsleitung. Diesen Status hat er nun verloren.