Norton Pensionskassen-Betrug: Opfer entschädigt
Stuart Garner: Ein Fonds soll nun die von ihm betrogenen Pensionäre entschädigen
Es ist eine lange Geschichte: Ab April 2012 bis Dezember 2013 errichtete der damalige Norton-Besitzer Garner drei Pensionskassen namens Dominator 2012, Commando 2012 und Donington MC. In England kann jedermann selber entscheiden, in welche Pensionskasse er sein Altersguthaben investieren will; ebenso kann jedermann unter Einhaltung von einschlägigen Gesetzen eine Pensionskasse eröffnen.
Bis Mai 2019 war Garner alleiniger Treuhänder dieser drei Pensionskassen, sein Agent war der wegen Pensionskassenbetrug vorbestrafte Simon Colfer. Dieser überredete, teilweise unter falschem Namen, 228 Leute, ihre Guthaben in eine der genannten Pensionskassen zu investieren. Er versprach 25 % Rendite bei einer Fixlaufzeit von fünf Jahren, vergass aber, seine Provision zu erwähnen. Die drei Pensionskassen investierten total 10,932 Mio £ in eine einzige Anlage: Norton-Aktien. Das wäre nicht gestattet gewesen, Pensionskassen sind verpflichtet, diversifiziert zu investieren.
Als die Pensionskassengelder zur Auszahlung fälligwaren, geschah vorerst nichts, denn dieses Geld war nicht vorhanden, da bei Norton entweder in Projekte investiert oder für laufende Kosten ausgegeben. Pensionäre, welche die Auszahlung ihrer Pension verlangten, wurden abgewimmelt.
Am 29. Januar 2020 wurde Norton auf Antrag der Metro Bank unter Insolvenzverwaltung gestellt. Die spezialisierte Firma BDO Administrators führte interimistisch zunächst den Betrieb weiter und wickelte die Liquidation und den Verkauf für 16 Mio. £ an die indische Marke TVS ab.
Mit dieser Summe konnte BDO die Metro Mank, die Angestellten und teilweise Zulieferer, Steuerschulden, Händler und Kunden bezahlen – für die Schuldner im dritten Rang, die Pensionskasseneinzahler, blieb nichts übrig. Dass ein Gericht Garner dazu verurteilte, die offenen Pensionskassenforderungen und dazu weitere Entschädigungen in der Höhe von insgesamt 17 Mio. £ zu begleichen, half nichts, denn Garner meldete kurz vor Weihnachten 2020 Privatinsolvenz an.
Nun wurde, mit acht Jahren Verspätung, den 228 Pensionskassen-Schuldnern 9.4 Mio. £ zugesichert. Dieses Geld stammt aus dem Fraud Compensation Fund, einem Fonds, in den alle britischen Pensionskassen einzahlen müssen. Dieser Fonds ist dazu bestimmt, Opfer von Pensionskassen-Betrug zu entschädigen. Was nun im Falle der drei Norton-Pensionskassen geschehen soll.
Damit sollen die Pensionskassen-Schuldner 85 % ihres vor mehr als zehn Jahren eingezahlten Kapitals zurückbekommen, aber natürlich keine Zinsen und keine Umtriebsentschädigungen. Weil bis heute unklar ist, wer wie viel eingezahlt hat, könnte die Abwicklung und Auszahlung an die einzelnen Pensionäre noch bis November dieses Jahres dauern.
Und Garner? Er bekannte sich schuldig des Pensionskassen-Betrugs und wurde im März 2022 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, erlassen auf zwei Jahre Bewährung. Zudem darf er bis 2025 keine leitende Funktion in einer Firma bekleiden.