KTM bekräftigt MotoGP-Teilnahme 2025

KTM-Stammsitz Mattighofen: Noch sind die Lichter an

Von Bernhard M. Höhne
Der österreichische Motorradhersteller KTM muss saniert werden, seit dieser Woche steht in Mattighofen vorzeitig die Produktion still. Ob sie jemals wieder anläuft, bleibt unklar. Ein Besuch vor Ort.

Es ist eine der größten Sanierungsfälle der österreichischen Industriegeschichte: KTM, Europas stückzahlmäßig größter Motorradhersteller, steht seit 29. November unter Sanierungsverwaltung. In der Folge wurde die Winterpause für die Belegschaft der Produktion um eine Woche vorgezogen. Seit Freitag, 13. Dezember, stehen die Bänder still.

Und da die Mattighofener derzeit noch auf 130.000 unverkauften Motorrädern sitzen, soll die Produktion, so der Plan des Vorstands, erst im März wieder anlaufen. Ob es tatsächlich dazu kommen wird, steht in den Sternen.

KTM, einstiges Aushängeschild im Innviertel, steht am Abgrund und die Auswirkungen für die Region sind kaum zu überschätzen: Die Firma, die nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr noch mehr als 6000 Mitarbeiter beschäftigte, ist, trotz bereits ausgesprochener Kündigungen, nach wie vor der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Gegend.

Den Novemberlohn und das Weihnachtsgeld zahlt wohl der Insolvenzfonds. Das Versprechen auf einen Gehaltsvorschuss für Dezember kassierte das Unternehmen inzwischen kleinlaut wieder ein. Ob es nicht mehr in der Lage ist, die liquiden Mittel für die Bezahlung der Arbeitskräfte aufzutreiben, oder ob es sich um Taktik im Sanierungsverfahren handelt, lässt sich derzeit nicht seriös beurteilen. Tatsache ist, dass die verbliebenen Mitarbeiter seit Wochen auf ihr Gehalt warten.

Doch wer dieser Tage die KTM-Zentrale in der Stallhofener Straße im oberösterreichischen Mattighofen besucht, dürfte überrascht sein: Zwar sind die Hallen der Endmontage dunkel. Dennoch ist der Stammsitz der Marken KTM, Husqvarna, GASGAS und WP derzeit keine Geisterstadt. Die Parkplätze von Logistik und Verwaltung sind gut gefüllt und die festen Mitarbeiter in Komponentenwerk und Entwicklungsabteilung (beides Tochterfirmen, die in eigenen Sanierungsverfahren stecken) scheinen nahezu vollzählig vor Ort.

Auch im Rest der Stadt und der, organisatorisch ausgelagerten, Motorsportabteilung merkt man noch keine Veränderungen. Speziell in der Entwicklungsabteilung wird weitergearbeitet. Von verlängerten Weihnachtsferien ist hier keine Rede, doch mit dem Autor über die aktuelle Situation sprechen möchte hier niemand. Verständlich, schließlich geht es für die Arbeiter auch darum, sich nicht angreifbar zu machen, um späteren Lohn- oder Entschädigungsansprüchen nicht entgegenzustehen.

Für sie gilt es derzeit Dienst nach Vorschrift zu machen, so gut es in dieser Situation geht. Und das beinhaltet auch, die Händler weiter mit Ersatzteilen zu versorgen oder kommende Produkte zur Serienreife zu entwickeln. Diese wird es auch brauchen, denn für eine Abkehr vom jahrelang gepflegten Expansionskurs wird es andere Modelle brauchen, die sich auch qualitativ verbessern müssen.

Dass dies den Mattighofenern schon früher klar war, ließ sich bereits an einer veränderten Modellplanung beobachten. So wurden bereits in diesem Jahr mit der 1390 Super Duke GT und der 990 RC R Motorräder vorgestellt, die zwar keine Verkaufsrekorde brechen dürften, aber dafür margen- und prestigeträchtige Nischen besetzen. Mit 690 Rally, 1390 Rally und 1390 SMT hat man Produkte in der Pipeline, die diesen Weg fortsetzen können.

Ob diese noch auf den Markt kommen werden und wann, ist unklar. Denn ein realistisches Szenario ist, dass KTM und seine Schwestermarken den Eigentümer wechseln. Dieser dürfte dann eigene Ideen einbringen. Ob es dazu kommen wird, lässt sich derzeit noch nicht absehen.

Für Freitag, 20. Dezember, ist eine erste Gläubigerversammlung anberaumt. Möglicherweise wird nach diesem Termin mehr Klarheit herrschen. Das Angebot der Muttergesellschaft Pierer Mobility AG umfasst eine Rückzahlung von 30 Prozent der Schulden, also 540 Millionen Euro, innerhalb von zwei Jahren. Im Klartext heißt das für die Gläubiger, dass pro Euro Guthaben 30 Cent geboten sind.

Auch so sind die 540 Mio. Euro eine immense Summe, wenn man bedenkt, dass die Gruppe 2023 ein Betriebsergebnis von 160 Millionen Euro für das gesamte Jahr ausgewiesen hat. Sollten die Gläubiger das Angebot ablehnen, könnten bald nicht nur in der Produktion von KTM die Lichter ausgehen. Der 20. Dezember wird in jedem Fall wegweisenden Charakter für das Schicksal der Firma haben.

Das Vermögen von Konzernpatriarch Stefan Pierer wird auf 1,6 Milliarden Euro geschätzt. Die Banken dürften bei einer Sanierung wohl nur unter der Bedingung mitmachen, dass sich Pierer mit seinem privaten Vermögen beteiligt.

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