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Royal Enfield Himalayan 750: Für reisende Puristen

Von Bernhard M. Höhne
Ein Prototyp der Reise-Enduro von Royal Enfield ist vor die Linse unseres Erlkönig-Jägers gefahren. Es ist der Gegenentwurf zu den mit Motorleistung und Elektronik überladenen Reise-Enduros der Oberklasse.

Die Klasse der Mittelklasse-Adventure-Bikes ist bereits prall gefüllt. In vielen Fällen, die BMW F900 GS und KTM 890 Adventure seien hier genannt, mit Modellen, die mit großen Hoffnungen gestartet sind, diese aber bislang nur in Ansätzen erfüllen konnten. Oder aber mit Bestsellern wie Yamahas Ténéré 700 oder Hondas Africa Twin, die an einigen Orten aus dem Straßenbild kaum wegzudenken sind. Sonderfälle wie Ducatis Multistrada V2 oder Moto Guzzi V85 TT nutzen das obere Ende dieses Segments, um Kunden an sich zu binden, die sonst nur selten einen Gedanken darauf verwenden würden, sich ein Produkt der jeweiligen Marke zuzulegen.

Auch der preisgünstige Bereich dieses Segments ist mittlerweile fast ebenso dicht besetzt, vor allem mit Angeboten von Herstellern wie CFMoto, Zontes, Voge oder QJ Motor. Neue Fotos eines Prototypen legen nahe, dass dieses Subsegment in Kürze auch um einen namhaften Hersteller reicher wird: Royal Enfield, zum indischen Konzern Eicher Motors gehörend.

Die indische Marke mit den britischen Wurzeln ist in den letzten Jahren, vor allem international, immer weiter gewachsen und hat einen Transformationsprozess hinter sich: Die Errichtung eines brandneuen Entwicklungszentrums in den britischen Midlands, nur einen Steinwurf von Konkurrent Triumph entfernt, gehörte vor wenigen Jahren ebenso dazu, wie die in Teilen dort durchgeführte Entwicklung eines, erstmals für die Marke, wassergekühlten Einzylinders, sowie eines luftgekühlten Zweizylinders.

Auch in Sachen Vertrieb ist man aktiv geworden und hat das Heft in eigene Hände genommen. Nach Errichtung eines eigenen Zentralllagers für Europa in den Niederlanden 2024 wird in Kürze eine eigene Niederlassung in Deutschland ihren Betrieb aufnehmen. Im Laufe des Jahres 2025 sollen dann sämtliche Vertriebsagenden in Deutschland auf die eigene Tochtergesellschaft übergehen.

Damit nicht genug: Mit einer Evolutionsstufe des bekannten Zweizylinders will man nun in höhere Hubraumsegmente vorstoßen und künftige Flaggschiffe der Modellpalette antreiben. Bereits im Jahr 2017 kündigte Eicher Motors Chef Sidharta Lal an, dass man sich Modelle im damaligen Angebot ausgesucht habe, die man zu leistungsstärkeren und teureren Produkten weiterentwickeln wolle. Zunächst stand jedoch der, vor allem für die Kundschaft außerhalb des Stammmarktes Indien, wichtige Wechsel auf Wasserkühlung für die Einzylindermodelle, wie die Himalayan 450, an. Erst danach wurde am Stammsitz in Chennai der nächste Schritt gemacht, nämlich die Entwicklung hubraumstärkerer Modelle.

Das erste Modell, dass im Zuge dessen Marktreife erlangen wird, ist offenbar die große Schwester der Himalayan 450. Sie wird in mittlerweile fast serienreifem Zustand in Südeuropa erprobt. Der Blick auf die dabei zum Einsatz kommenden Prototypen lässt bereits einige Rückschlüsse zu: So scheint sich die Maxi-Himalayan zwischen den Klassen zu bewegen. Sowohl was die Dimensionen als auch die Motordaten, wie auch den zu erwartenden Preis angeht, dürfte sie sich zwischen den Klassen ansiedeln.

Royal Enfields Reise-Enduro mit Zweizylindermotor wird sich mit den über 100 PS leistenden Twins von beispielsweise Ducati, KTM und BMW nicht messen können und das auch gar nicht wollen. Stattdessen wird das Rezept der erfolgreichen kleinen Schwester in ein größeres Modell übersetzt: Reduziert, robust, preiswert und doch mit dem Nötigsten ausstaffiert. Yamaha ist mit einem ähnlichen Ansatz namens Ténéré 700 kommerziel höchst erfolgreich. 

Ob die Reise-Enduro von Royal Enfield tatsächlich den inzwischen etablierten Namen Himalayan tragen wird, das ist noch nicht eindeutig klar - dazu gibt es widersprüchliche Aussagen. Im Vergleich zu ihrer kleinen Schwester wirkt das neue Topmodell wesentlich stämmiger, weist jedoch auch den typisch kantig gezeichneten Tank auf.

Im neuentwickelten Rahmen sitzt eine überarbeitete Form des luftgekühlten Twins, der bisher in Continental GT, Interceptor 650, Super Meteor 650, Classic 650 und Bear 650 zum Einsatz kommt.

Nach Informationen aus Indien handel es sich um eine aufgebohrte Version des Twins mit knapp 750ccm Hubraum – was den Einsatz doppelter Bremsscheiben vorn nach sich zieht. Die Zangen kommen dabei von Brembo-Tochter Bybre. Die Nennleistung dürfte sich zwischen 50 und 60 PS bewegen, die bisherige 650er-Version leistet 47 PS. Als wahrscheinlich darf zudem gelten, dass eine Version für A2-Führerscheininhaber angeboten wird. Der Ölkühler wurde ebenso überarbeitet wie die Krümmeranlage, die in einer klassenüblich hoch montierten Auspuffanlage mündet.

Das Fahrwerk der Über-Himalayan besteht aus einer einstellbaren USD-Gabel vorn sowie einem umgelenktem Zentralfederbein für die ebenso neu konstruierte Schwinge hinten. Bei den Raddimensionen handelt sich um 19-Zoll am Vorder- und 17-Zoll am Hinterrad. Die Instrumentierung ist am gezeigten Vorserienmodell noch ein Prototypenteil, zumindest TFT-Instrumente dürfen jedoch ebenso erwartet werden wie integrierte Turn-By-Turn-Navigation. Die Beleuchtung kommt, klassenüblich, aus einer Voll-LED-Anlage und auch auch ein Tempomat dürfte an Bord sein.

Die Premiere dürfte im Herbst auf der EICMA stattfinden und den Auftakt bilden für eine ganze Familie von Modellen, die sich oberhalb des aktuellen Angebots von Royal Enfield positionieren werden. Preislich dürfte die Himalayan 750 eindeutig das Topmodell der Marke werden, dabei jedoch preislich noch immer unterhalb der magischen Marke von 10.000 € bleiben.

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