Untersuchung belegt: ADAC fälschte auch das Ranking
Manipulation bei der Wahl zum Gelben Engel
Was in den vergangenen Tagen bereits durchsickerte, ist nun offiziell belegt: Der ADAC hat bei der Wahl zum Gelben Engel auch beim Ranking manipuliert. Das gab das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte am Montag bekannt. Deloitte war am 27. Januar vom ADAC beauftragt worden, die Wahl umfassend zu untersuchen, nachdem der ehemalige Kommunikationschef des ADAC zugegeben hatte, die Anzahl der abgegebenen Stimmen verändert zu haben.
Die Ergebnisse der Deloitte-Untersuchung bestätigen die Manipulation der Teilnehmerzahl bei der Wahl des Lieblingsauto 2014. Darüber hinaus belegt der Bericht, dass die Reihenfolge der Fahrzeugmodelle nicht mit den Ergebnissen der Preisverleihung am 16. Januar 2014 übereinstimmt. Gründe für die falschen Ergebnisse sind Deloitte zufolge sowohl vorsätzliche Veränderungen als auch eine technisch fehlerhafte Verarbeitung der Daten.
Den gesamten Bericht finden Sie hier.
«Unsere Untersuchungen haben Prozessschwächen, Fehler in der Datenverarbeitung sowie Manipulationen bei der Wahl zum ‚Lieblingsauto 2014‘ offenbart. Der ehemalige ADAC Kommunikationschef hat nach unseren Erkenntnissen am Vormittag des 28. November 2013, dem Tag der Ergebniskommunikation, auf seinem PC verschiedene Szenarien simuliert, bei denen sowohl die Stimmenzahl als auch die Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Modellen willkürlich verändert wurden. Die Simulationen erfolgten auf unvollständigen Zahlen», sagte Frank Marzluf, Partner Forensic bei Deloitte.
Nach Auswertung von Deloitte wurden insgesamt 45.202 Stimmen abgegeben. 3.271 Stimmen fielen auf den VW Golf, 1.703 Stimmen auf den BMW 3er, 1.664 Stimmen auf den Audi A 3, 1.320 Stimmen auf die Mercedes A-Klasse und 1.184 Stimmen auf den Skoda Octavia. Die Autobauer Daimler, BMW, Porsche und VW gaben nach dem Bericht alle vom ADAC in den vergangenen Jahren vergebenen Gelben Engel zurück. Zuvor hatte bereits Präsident Peter Meyer seinen Rücktritt erklärt. Kommissarisch wird Vizepräsident August Markl die Geschäfte übernehmen. Ein neuer Präsident soll bei der nächsten Hauptversammlung im Mai gewählt werden.
Willkürliche Manipulation
Die Details aus dem Bericht sind teilweise erschreckend. «Nach unseren Erkenntnissen hat der verantwortliche Mitarbeiter am Vormittag des 28.November 2013, dem Tag der internen Ergebniskommunikation, auf seinem Computer anhand der ihm vorliegenden Ergebnisse der Couponwahl Szenarien simuliert, bei denen sowohl die Stimmenzahlen als auch die Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Modellen willkürlich verändert wurden. So wurden die ihm vorliegenden Zahlen durch hinzufügen von weiteren Ziffern erheblich erhöht. Als Beispiel wird der VW Golf angeführt: Der Originalwert lag bei 1617, nach der ersten Veränderung bei 16179, nach der zweiten Veränderung letztlich bei 49179.
Zudem gibt es laut Deloitte klare Anhaltspunkte dafür, dass ähnliche Veränderungen auch in den Vorjahren vorgenommen worden sind. «Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass die Vorgehensweise bei der Ermittlung des ‚Lieblingsautos‘ in den vergangenen Jahren ähnlich abgelaufen ist. Endgültige Aussagen können wir aber erst treffen, wenn unsere Untersuchungen der Vorjahre abgeschlossen sind», so Marzluf. Die Prüfergebnisse der Wahl zum Lieblingsauto in den Jahren 2005 bis 2013 werden voraussichtlich nächste Woche kommuniziert. In Abhängigkeit von den weiteren Ergebnissen der Deloitte-Untersuchung werden rechtliche Schritte gegen den ehemaligen Kommunikationschef des ADAC vorbereitet.
Deloitte hat im Rahmen der Untersuchungen 24 Interviews durchgeführt, 69.000 Dateien von IT-Geräten wiederhergestellt, aufbereitet und systematisch ausgewertet. Anhand der gesamten elektronischen Daten haben Datenbankexperten eine vollständige, neue Auszählung der Online-Stimmen vorgenommen und auf dieser Basis das korrekte Wahlergebnis ermittelt.
«Die Manipulationen bei der Leserwahl zum ‚Lieblingsauto 2014‘ sind ein schwerer Schlag für den gesamten ADAC. Wir sind fassungslos, dass dies in unserem Haus passieren konnte», sagt Dr. Karl Obermair, Vorsitzender der ADAC Geschäftsführung. «Wir verstehen den Unmut der Automobilhersteller und der Öffentlichkeit und bedauern zutiefst, dass wir mit den jetzt bewiesenen Manipulationen sehr viel Vertrauen verloren haben. Dafür möchten wir uns bei unseren Mitgliedern, den ADAC Mitarbeitern sowie den betroffenen Automobilherstellern in aller Form entschuldigen. Die Auszeichnung ‚Gelber Engel‘ wird es in Zukunft definitiv nicht mehr geben», so Obermair weiter. «Deloitte wird die Wahl zum ‚Lieblingsauto‘ von 2005 bis 2013 sowie die übrigen ‚Gelber Engel‘- Kategorien seit 2005 - wie öffentlich angekündigt - lückenlos analysieren.»