ADAC: Mitarbeiter verhindert weitere Manipulation
Keine weiteren Manipulationen beim Gelben Engel
Der ADAC kann zumindest halbwegs aufatmen: Wie die externen Prüfer von Deloitte in ihrem Abschlussbericht erklärten, hat es mit Ausnahme der Leserwahl zum Lieblingsauto offenbar keine weiteren Manipulationen in den vergangenen Jahren gegeben. In den übrigen neun Kategorien seit 2005 konnten keine Manipulationen festgestellt werden.
Dafür aber zumindest den Versuch einer Manipulation durch den mittlerweile zurückgetretenen Kommunikationschef Michael Ramstetter. Daneben auch fehlende Transparenz und Konstanz, da viele Bewertungskriterien teilweise mehrfach geändert wurden. Für den ADAC ist dies nach den zahlreichen Skandalen der zurückliegenden Wochen zuerst einmal eine gute Nachricht.
Frank Marzluf, Partner Forensic bei Deloitte: «In unseren Untersuchungen der neun weiteren Kategorien des ?Gelben Engel konnten wir auf Grundlage der vorliegenden Daten und Informationen keine Hinweise auf Manipulationen finden. Allerdings ist deutlich erkennbar, dass im Laufe der vergangenen zehn Jahre die Bewertungskriterien für einzelne Kategorien teilweise mehrfach verändert worden sind. Das mag zwar gute Gründe gehabt haben, Transparenz und Konstanz waren dadurch aber nicht immer gegeben. Zumal interne Entscheidungen nicht immer schriftlich festgehalten wurden und besonders Daten aus den Vorjahren nicht mehr vollständig vorhanden waren. Auch wenn an diesen Stellen zweifellos Optimierungspotenzial für die Zukunft besteht, kommen wir als Prüfungs- und Beratungsunternehmen zum Ergebnis, dass eine Manipulation von Ergebnissen nachweislich nur bei der Leserwahl zum Lieblingsauto stattgefunden hat.»
Einer detaillierten Analyse der E-Mail-Korrespondenz des ehemaligen ADAC-Kommunikationschefs zufolge hat dieser in einem Jahr bei einem Kollegen aus dem ADAC Ressort «Test & Technik» angefragt, ob die Platzierung eines spezifischen Fahrzeugs in der Kategorie «Reiselimousine 2014» nicht vom zweiten auf den ersten Platz geändert werden könne. Dieser Versuch der Manipulation wurde von dem ADAC-Mitarbeiter mit technischer Begründung und Hinweis auf bereits veröffentlichte Testberichte zurückgewiesen.
Dr. August Markl, Erster Vizepräsident des ADAC und derzeit kommissarischer Vorsitzender des ADAC Präsidiums: «Auch wenn Deloitte zum Schluss kommt, dass über die Manipulation zur Leserwahl hinaus keine weiteren Fälschungen nachweisbar sind, bedauern wir diese nach wie vor zutiefst. Die nachgewiesenen Fälschungen haben das Vertrauen in den ADAC im Kern erschüttert. Wir arbeiten mit voller Kraft an einem Neubeginn. Umso mehr als wir jetzt wissen, dass die oberste Kommunikationsspitze den Wunsch nach einer möglichst großen Markenvielfalt in der Rangfolge zumindest einmal mit ADAC-Technikern diskutiert hat. Dies zeugt von einem inakzeptablen Rollenverständnis innerhalb unserer Organisation. Gleichzeitig beweist dies, wie wichtig eine grundsätzlich neue Unternehmenskultur für den ADAC für die Zukunft sein muss. Der ADAC muss sich von innen heraus erneuern, um die verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.»
Arbeits- und zivilrechtliche Schritte gegen den ehemaligen Kommunikationschef des ADAC werden auf Grundlage des nun vorliegenden Deloitte-Abschlussberichts weiter vorbereitet und konkretisiert. Darüber hinaus behält sich der ADAC weitere juristische Schritte vor.